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Die Tote vom Johannisberg

Die Tote vom Johannisberg

Titel: Die Tote vom Johannisberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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zusammen«, sagte sie. »Satorius findet den Walzer, landet damit einen großen Coup in Wuppertal, das Ganze kommt seiner Karriere zugute. Und bei Wolf findet sich die Originalpartitur. Da stellt sich die Frage: Wie paßt das zusammen?«
    »Eben. Warum hat Wolf die Originalpartitur eines Stückes, das Satorius entdeckt hat?«
    »These: Er hat sie Satorius gestohlen, um sie zu verkaufen.«
    »Und die finsteren Typen, mit denen er sich getroffen hat und die ihn wahrscheinlich auf ihrem nicht vorhandenen Gewissen haben, sind dann wohl professionelle Handschriftenhändler? Das paßt nicht. Wir haben es mit einem Musikstück zu tun und nicht mit einem Kilo Heroin.«
    »Auch mit Musik kann man Geld verdienen«, wandte Jutta ein. »Viel sogar. Und damit sind wir bei der zweiten Frage. Wo kommt das viele Geld her? Wieviel ist es eigentlich?«
    Ich ging zum Tisch und zählte die Scheinbündel. »Exakt hunderttausend.«
    »Runde Summe. Sieht nach krummem Geschäft aus.«
    »Und dabei stellt sich Frage Nummer drei: Wie soll man dabei noch die Sache mit Regina Mallberg im Auge behalten?«
    Jutta nahm die Scheine in die Hand. »Nicht durchnumeriert. Vielleicht stammt die Kohle von einem Banküberfall?«
    »Lassen wir die Hypothesen«, sagte ich. »So kommen wir nicht weiter. Das beste ist, ich befrage die Person über die Geheimnisse dieser Notenhandschrift, die darüber Bescheid wissen muß.«
    »Und wer ist das?«
    »Unser Superforscher natürlich. Satorius himself. Wie spät ist es?«
    Jutta sah auf ihre winzige Armbanduhr und gähnte wie auf Kommando. »Fast fünf. Meinst du nicht, wir sollten schlafen gehen? Ich hebe mir das Nächte-Durchmachen normalerweise für nettere Gelegenheiten auf.«
    In diesem Moment klang wieder das dunkle »Ding-Dong« durch die Wohnung: die Türklingel.
    »Das ist Tom«, sagte Jutta leise. »Er stand schon zweimal vor der Tür, seit du weggefahren bist.«
    Ich schaufelte so schnell es ging Geldscheine, Mappe und Spielzeugpistole in die Plastiktüte und schlich mich auf die andere Seite des Raumes, wo Jutta saß.
    »Was ist?« fragte sie verwirrt.
    Ich legte den rechten Zeigefinger auf den Mund und deutete in Richtung Eingang. »Laß ihn herein. Er darf mich aber nicht sehen«, sagte ich leise.
    Jutta schüttelte nur den Kopf und ging in Richtung Haustür. Ich ging hinüber in die Küche, stellte die Tüte ab und drückte mich an die Wand. Nervös faßte ich an mein Schulterhalfter und zog meinen Revolver heraus. Dann lauschte ich.
    Mittlerweile begann im Flur das große Wiedersehensritual.
    »Tom!« rief Jutta. »Schön, daß du dich mal wieder sehen läßt.«
    Dann hörte ich seine tiefe Stimme: »Ich hatte solche Sehnsucht nach dir. Aber ich muß nachher wieder weg«, sagte Tom. Es klang wie bei einem Erstkläßler, der aus einem Buch vorliest. Dann wurde er wieder er selbst: »Und ich bin so scharf auf dich. Laß uns nach oben gehen. Los.«
    »Äh, also … einen Moment noch … wollen wir nicht erst… was trinken?«
    »Können wir doch auch hinterher«, schlug Tom vor. »Tolle Idee, was?« Jetzt wurde er auch von der Küche aus im Türrahmen sichtbar.
    »Ja, Tom, du hast immer so tolle Ideen«, sagte Jutta etwas verkrampft. Dann wurde ihre Stimme schmeichelnd. »Und eilig hast du’s, Mann-o-Mann. Warte einen Moment.«
    Sie kam in die Küche, und ich hoffte, daß ihr Lover ihr nicht folgte. Sie machte ein fragendes Gesicht in meine Richtung und zuckte mit den Achseln. Was soll ich tun? fragte sie stumm.
    Ich schob sie sachte beiseite, bedeutete ihr wortlos, in der Küche zu bleiben, und schlich hinüber. Kurz bevor ich Tom erreicht hatte, entsicherte ich so leise wie möglich den Revolver.
    »Hände hoch und schön stehenbleiben«, sagte ich schnell und merkte sofort, daß ich einen Riesenfehler gemacht hatte.
    Herumwirbeln, mir die Waffe aus der Hand schlagen und mir einen Hieb in die Magengrube versetzen, war eins. Blitzschnell hatte mich Tom am Wickel, und ich fühlte mich, als sei ich unter eine Dampfwalze geraten. Mein Kopf machte mit dem Marmorfußboden Bekanntschaft, und ein furchtbarer Schmerz zeigte an, daß für den Knochen meines rechten Armes Alarmstufe Rot galt. Tom brauchte ihn nur einen Millimeter weiter zu bewegen, und er würde brechen wie ein junges Ästchen.
    Mir wurde schwarz vor Augen. Es schien eine Ewigkeit zu dauern. Mein Arm war wie in Lava getaucht. Plötzlich gab es ein krachendes Geräusch. Irgend etwas regnete auf den harten Marmor herab. Der Griff lockerte

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