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Die Tote vom Johannisberg

Die Tote vom Johannisberg

Titel: Die Tote vom Johannisberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Treppe heraufgekommen bin. Sie haben es gerade selbst erwähnt.«
    »… daß er die Treppe herauf gekommen ist. Punkt.«
    Dann kramte ich wieder einmal in meinen Taschen. »Und von nun an«, sagte ich, »mache ich von meinem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch.« Ich legte meine Lizenz auf den Tisch. »Ich bin Privatdetektiv und war gerade dabei, meinen Ermittlungen nachzugehen.«
    Der Beamte sah sich das Kärtchen genau an und seufzte. »Einen Moment.« Er stand auf und verließ das Zimmer.
    Kurz darauf war er wieder da. »Sie können gehen.«
    Minuten später verließ ich das Polizeipräsidium und betrat die Friedrich-Engels-Allee - ewig weit von der Kaiserstraße entfernt. Typisch: Erst kassierten sie einen ein, und dann konnte man Zusehen, wie man wieder zu seinem Wagen kam. Ich sah auf die Uhr. Mist. Weder Schwebebahn noch Busse fuhren um diese Zeit. So blieb mir nichts anderes übrig, als einen kleinen Fußmarsch in Richtung Elberfeld zu unternehmen.
    In der Nähe des Schauspielhauses ergatterte ich ein Taxi, das gerade vor einer roten Ampel hielt. Eine Viertelstunde später kamen wir an Wolfs Wohnung an. Mehrere Polizeifahrzeuge mit eingeschalteten Blaulichtern versperrten die Hälfte der Straße. Gleich am Eingang stand ein Leichenwagen.
    »Du meine Güte - sieht ja aus, als hätten sie einen umgebracht«, sagte der Taxifahrer. Ich sagte nichts und zahlte.
    Das Päckchen lag dort, wohin ich es hatte verschwinden lassen. Ich hob es auf, stieg in den BMW und startete den Motor.
    Um halb vier kam ich in Dornap an, wo sich die Chérie-Bar befand. Das verschlungene Neon war stockdunkel, kein Auto stand vor der Tür. Ich parkte trotzdem und sah mir das Haus aus der Nähe an. Die Fenster und der Eingang waren mit Rolläden verschlossen.
    Still ruht der Puff, dachte ich - und machte mich auf den Rückweg.
    Der Wachtposten vor Juttas Wohnung war verschwunden.

19. Kapitel
    Jutta pfiff anerkennend durch die Zähne, als ich auspackte.
    Das erste, was zum Vorschein kam, waren einige Bündel Tausendmarkscheine. Dann ein kleiner Revolver; eine Attrappe, mit der man jemandem Angst einjagen konnte, die aber ansonsten zu nichts zu gebrauchen war. Und schließlich eine rote Mappe. Darin war das Notenheft, das Wolf mir gezeigt hatte.
    Als die Notenblätter jetzt so im vollen Licht auf dem Wohnzimmertisch lagen, sah man sehr deutlich, was ich heute am frühen Morgen in Wolfs Wohnung nur geahnt hatte: Es war keine Fotokopie, sondern eine Handschrift.
    »Das sieht aus, als sei es die echte Lehár-Partitur.«
    Ich fühlte über das Papier. Es war rauh und besaß eine gelbliche Farbe.
    »Oder ist es vielleicht eine Fälschung?« fragte Jutta. »Hat vielleicht jemand die Noten im alten Stil abgeschrieben und Lehárs Handschrift nachgemacht - so ähnlich wie damals bei den Hitlertagebüchern?«
    »Keine Ahnung. Aber ich denke mal, daß es sich auf jeden Fall um das Stück handelt, mit dessen Entdeckung Satorius in Wuppertal berühmt geworden ist.«
    »Das läßt sich ganz leicht feststellen. Es gibt eine Aufnahme. Die ist damals mit großem Tamtam herausgekommen, als Satorius seinen Fund bekanntgab. Alle höheren und nicht so hohen Tiere der Stadt haben damals diese Aufnahme auf CD geschenkt bekommen.«
    Sie stand auf und ging in Richtung Stereoanlage. Sie öffnete einen der großen Wohnzimmerschränke; unten wurde eine lange Reihe CDs sichtbar. Jutta suchte eine ganze Weile, dann zog sie eine der Plastikshüllen heraus, öffnete sie und legte den Silberling in den Player. Eine Trompetenfanfare erklang, dann ein paar Takte volles Orchester. Schließlich signalisierte das berühmte »Hm-ta-ta, hm-ta-ta«, daß der eigentliche Walzer begann.
    Die Darbietung erinnerte mich an das berühmte Neujahrskonzert, das jedes Jahr am ersten Januar im Fernsehen kam. Für meine Eltern war es feststehender Programmpunkt eines jeden Neujahrstages gewesen. Für mich ist es bis heute der Inbegriff der Spießigkeit.
    »Mit so einem langweiligen Zeugs kann man also berühmt werden«, stellte ich fest.
    »Mir gefällt’s«, sagte Jutta.
    Sie nahm die Noten in die Hand und blieb stehen. »Ich kann zwar nicht besonders gut Notenlesen«, sagte sie, »aber immerhin habe ich ja mal Klavierspielen gelernt. Das müßte das Stück sein, das wir da gerade hören.«
    Ich nahm die Blätter. »Es sieht auch genauso aus wie die Fotokopie von Satorius.«
    Wir warteten, bis das Stück zu Ende war. Jutta ging zum CD-Player und stellte ihn wieder ab.
    »Fassen wir also

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