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Die Tote von Buckingham Palace

Die Tote von Buckingham Palace

Titel: Die Tote von Buckingham Palace Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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sah dann den Kronprinzen an.
    Dieser räusperte sich. Es fiel ihm erkennbar schwer, die Gewalt über seine Stimme zu gewinnen. »Danke, dass Sie so rasch gekommen sind. Die ganze Angelegenheit ist unsagbar grauenvoll.
Ganz offenkundig ist da ein Verrückter am Werk. Ich ahne nicht …«
    »Das zu ermitteln ist Aufgabe der beiden, Sir«, sagte Dunkeld. Es fiel kaum auf, dass er dem Kronprinzen das Wort abgeschnitten hatte. »Sofern sie damit heute nicht fertig werden, muss unter Umständen einer von ihnen über Nacht bleiben. Wenn ich …«
    »Unbedingt.« Der Prinz wedelte mit der Hand. Auf seinem Gesicht zeichnete sich unübersehbar Erleichterung ab. »Was immer Sie für richtig halten, Dunkeld. Sie haben mein Einverständnis, alles Erforderliche zu unternehmen.« Dann sah er zu Narraway hin. »Was benötigen Sie?«
    »Das kann ich noch nicht sagen, Königliche Hoheit«, gab Narraway zurück. »Zuvor müssen wir mehr darüber in Erfahrung bringen, was tatsächlich vorgefallen ist. Darf ich voraussetzen, dass niemand das Gebäude betreten oder verlassen konnte, ohne dass die Wachen und das Personal davon Kenntnis hatten?«
    Dunkeld wandte sich mit seiner Antwort mehr an den Prinzen als an Narraway. »Ich habe mir bereits erlaubt nachzufragen, Sir. Außer den bewussten Personen, denen der Zutritt gestattet worden war, ist niemand gekommen oder gegangen.«
    Als den Anwesenden aufging, was diese Aussage bedeutete, herrschte einen Augenblick lang Schweigen im Raum.
    »Es sieht ganz danach aus, als habe ein Angehöriger des Personals die Tat begangen, Sir«, sagte Dunkeld. »Mr Narraway wird den Betreffenden ermitteln und alles Erforderliche veranlassen. Es dürfte das Beste sein, wenn wir alle uns so normal wie möglich verhalten. Mit etwas Glück wird sich vermeiden lassen, dass die Damen Einzelheiten erfahren.«
    »Ich wäre ausgesprochen dankbar, wenn die Prinzessin von Wales nicht ins Bild gesetzt werden müsste«, sagte der Kronprinz rasch. »Sicherlich würde sie den Vorfall gegenüber Ihrer Majestät erwähnen, und das wäre …« Er schluckte, feine Schweißtropfen traten ihm auf die Stirn.
    Dunkeld sah zu Narraway hin. »Sie haben den Wunsch Seiner Königlichen Hoheit gehört, unter keinen Umständen die Prinzessin
von Wales mit dieser Tragödie zu belasten. Am schnellsten ließe sich die Sache wohl aufklären, wenn Sie unverzüglich mit dem Verhör des Personals beginnen. Möglicherweise gesteht ja jemand.«
    »Ach ja«, stimmte der Prinz von Wales eifrig zu und ließ den Blick von Dunkeld zu Narraway wandern. »Oder jemand kennt den Täter, womit man die ganze Sache noch heute aus der Welt schaffen könnte. Sie werden verstehen, dass es von äußerster Bedeutung für das Empire ist, dass wir uns wieder unseren Aufgaben zuwenden. Danke, Mr Narraway. Ich bin Ihnen sehr verbunden.« Er wandte sich wieder an Dunkeld, und ein warmer Klang lag in seiner Stimme. »Vielen Dank, mein Bester. Sie haben sich als wahrer Freund erwiesen. Ich werde Ihre Treue und Charakterfestigkeit nicht vergessen.« Damit schien für ihn die Sache erledigt und abgetan zu sein.
    Tausend Fragen stürmten auf Pitt ein. Woher und auf welche Weise war die Frau in den Palast gekommen? Wer hatte den Auftrag erteilt, sie zu holen? Wann war das beschlossen worden? Waren die bewussten Frauen bereits früher einmal dort gewesen, oder hatten sie den Kronprinzen oder die Herren, als deren Gesellschafterinnen man sie engagiert hatte, an einem anderen Ort kennengelernt? Und wie sollte er alle diese Fragen jetzt anbringen, wenn Dunkeld ihn und seinen Vorgesetzten förmlich zur Tür hinausschob? Er sah fragend zu Narraway hin.
    Dieser erkundigte sich mit kaum wahrnehmbarem Lächeln: »Königliche Hoheit, was ist Ihnen wichtiger, eine schnelle Erledigung der Angelegenheit oder Diskretion?«
    Der Kronprinz sah ihn verwirrt an. Erneut trat der Ausdruck von Angst auf seine Züge; seine Haut wirkte teigig, die Kiefer waren schlaff. »Das … das kann ich nicht sagen«, stotterte er. »Beides ist von größter Bedeutung. Wenn es zu lange dauert, steht zu befürchten, dass die Sache an den Tag kommt.« Wieder sah er Hilfe suchend zu Dunkeld hin.
    »Großer Gott, Narraway, können Sie das denn nicht schnell und ohne Aufsehen erledigen?«, fragte dieser aufgebracht. »Machen
Sie sich an die Arbeit! Verhören Sie das Personal und befragen Sie, wenn es denn unbedingt sein muss, auch die Gäste. Aber hören Sie auf, herumzustehen und idiotische und sinnlose Dinge von

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