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Die Toten im Schnee: Kriminalroman (German Edition)

Die Toten im Schnee: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Toten im Schnee: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giuliano Pasini
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biegen sie in »die Straße« ein, den einzigen Zugangsweg zum Dorf, und nach einer langen Geraden, gefolgt von zehn Haarnadelkurven, fahren sie unter einem Rundbogen hindurch auf die Piazza. Der Nebel aber bleibt draußen, wartet auf die Dunkelheit, um auch die Arkaden innerhalb des Gevierts aus dreigeschossigen, Mauer an Mauer gebauten Häusern in Besitz zu nehmen.
    Sie parken vor dem Kommissariat. Alice springt schon aus dem Wagen, bevor er ganz zum Stehen gekommen ist. Mit einem Satz steht sie neben Roberto. Sie lässt den Blick über das Dorf schweifen, das aussieht, als stecke es in einer grauen Schachtel, deren Deckel der graue Himmel bildet. Ausgeschaltete Lichterketten erinnern an ein Weihnachten, das nicht weiter entfernt sein könnte. Ein Schauder ergreift sie.
    »Ist dir kalt?«
    Sie schüttelt den Kopf und macht eine ausladende Handbewegung, die alles umfasst, was sie sieht. »Es ist dieser Ort hier, irgendwie beunruhigend. Die Häuser kleben eines am anderen. Es gibt keinen Horizont, den Himmel sieht man fast nicht. Irgendwie erdrückend.«
    Genau vor dem Bogen trotzt vor Alvers Gastwirtschaft eine Gruppe Männer der Kälte. Blicke voller Befürchtungen und Hoffnungen liegen auf den beiden Fahrzeugen mit den Aufschriften der Polizei und des Notarztes. Dieses eine Mal versteht Roberto, was sie empfinden. Jemand hat ihnen ins Gesicht geknallt, dass sie auch innerhalb ihrer Festung nicht vor dem Bösen sicher sind.
    »Mir gefällt die Piazza dei Martiri .«
    »Was für ein fröhlicher Name …«
    Sie werden von Manzini unterbrochen, der aus dem Kommissariat tritt. »So ist er nach dem Krieg wieder genannt worden, davor gab es nur eine Piazza Garibaldi, wie so viele.« Anscheinend hat er sich wieder erholt.
    »Mein Kollege«, stellt Roberto ihn vor. »Case Rosse und seine Geschichte sind die einzigen Themen, bei denen man es schafft, mehr als zwei Wörter aus ihm rauszukriegen.«
    Die Glocken fangen an, zu Mittag zu läuten. »Warum steht denn die Kirche verkehrt herum?«, fragt Alice und blickt auf den schlanken Glockenturm. Das Kirchengebäude erhebt sich gegenüber dem Kommissariat, der einzige weiße Fleck zwischen dem vorherrschenden matten Rot des Putzes und der Backsteine. Sie kehrt der Piazza die Apsis zu.
    Manzini freut sich über das Interesse: »Die Legende besagt, dass auf diese Weise die religiöse Autorität der weltlichen die Kehrseite zeigt. Gegenüber residierten die Grafen Montecuccoli, die Herren über diese Ländereien. Das gilt heute noch, wo das Gebäude das Rathaus beherbergt.«
    »Aber so kommt man ja nicht hinein, die Vorderseite zeigt doch zum Abhang.«
    »In den Siebzigerjahren hat man eine kleine Tür in die Apsis gebaut, um den Sommerfrischlern einen Gefallen zu tun, damit sie sich nicht die Schuhe schmutzig machen. Vorher musste man über den sogenannten ›Pfad der Buße‹ gehen, der führt außerhalb der Dorfmauern direkt am Abgrund entlang. So kam man dann gleich mit der richtigen Geisteshaltung zum Gottesdienst.«
    »Welchen Heiligen verehrt ihr denn hier? Den heiligen Sadisten?«
    Der Agente antwortet beflissen: »San Rocco, den Schutzheiligen der Pilger und der Pestkranken.«
    Alice grinst Roberto an: »Genau der richtige Heilige für dich.«
    Bevor er etwas erwidern kann, zeigt sie auf die Statue in der Mitte des Platzes. Ein über zwei Meter großer Engel mit ausgebreiteten Flügeln. Er versucht, einen Mann in Uniform vom Boden aufzuheben. Die Bronze ist von einer grünlichen Patina überzogen. »Was stellt das dar?«
    Manzinis Gesicht verdüstert sich. »Das ist eine ganz andere Geschichte.«
    Bevor er sie erzählen kann, löst sich aus der Gruppe vor der Wirtschaft ein Mann, der mit schwerem Schritt auf sie zugeht. Nicht älter als dreißig, braunes Haar, das dringend gewaschen werden müsste, ungepflegter Bart und eine Brille mit dicken Gläsern, die die Augen unnatürlich vergrößern.
    »Da kommt Mattia Bondi«, flüstert Roberto.
    Manzini legt ihm eine Hand auf die Schulter. »Ich kümmere mich um ihn. Geht ihr erst mal hinein.« Er sieht Alice freundlich an. »Über das Denkmal sprechen wir ein anderes Mal.«
    Roberto hätte ihn gern nach dem Verhör von Guerzoni gefragt. Das geht mich nichts an. Darum wird sich schon diese Hopfenstange von der Kriminaltechnik kümmern .
    In der weiträumigen Eingangshalle empfangen sie eine angenehme Wärme und ein leichter Geruch nach Feuchtigkeit. Sie gehen in Robertos Büro, das nur mit einem Schreibtisch, Telefon,

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