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Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)

Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Cleave
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immer wieder den Rhythmus. Ich wünschte, sie würden verschwinden. Ich wünschte, ich könnte ebenfalls verschwinden. Der Geruch nach Chemikalien ist einerseits zu penetrant und andererseits nicht penetrant genug, um den Gestank der Toten zu überdecken. Ich vergesse diesen Geruch jedes Mal; alles, woran ich mich erinnere, ist meine Reaktion darauf; dabei habe ich in den paar Minuten, wenn ich hier unten war, immer geglaubt, dass er mir ewig im Gedächtnis bleiben wird. Die Körper verrotten oder verwesen hier zwar nicht und verpesten auch nicht die Luft, aber der Gestank ist trotzdem da – der Gestank von alter Kleidung und frischen Knochen, von Dingen, deren Zeit gekommen ist.
    Der Deckel des Sarges ist noch immer geschlossen, und man braucht nicht viel Fantasie, um sich auszumalen, dass er mit einer Kette umwickelt war, an der eines dieser altmodischen Vorhängeschlösser baumelt. An einigen Stellen kann ich vage mein verzerrtes Spiegelbild erkennen, besonders in den Messinggriffen, unterbrochen von ein paar Rostspuren. Ich streiche mit dem Finger über die Einkerbungen der Schaufel, auf die mich der Baggerführer und der Lastwagenfahrer vorhin aufmerksam gemacht haben. Sie laufen mitten durch eine lange Delle.
    »Er ist schon mal geöffnet worden«, sagt die Gerichtsmedizinerin, als sie hinter mir aus ihrem Büro in die Leichenhalle tritt, und obwohl ich gewusst habe, wo sie war, zucke ich zusammen. »Ich frage mich, was drin ist.«
    »Oder auch nicht«, sage ich.
    Ich strecke die Hand aus, und als sie danach greift, erwarte ich kalte Finger, doch ich habe mich getäuscht. »Schön, dich zu sehen, Tracey.«
    »Wie lange ist es her, Tate? Zwei Jahre? Drei?«
    »Zwei«, antworte ich und lasse ihre Hand los, während ich versuche, sie genauer zu betrachten, ohne mir was anmerken zu lassen. Obwohl Tracey Walter in meinem Alter sein muss, wirkt sie zehn Jahre jünger. Ihr schwarzes Haar ist zu einem festen Knoten nach hinten gesteckt; im Licht der Halle schimmert ihr blasses Gesicht jetzt knochenbleich; ihre grünen Augen mustern mich durch eine Designerbrille. Ich muss an unsere letzte Begegnung denken, und sie vermutlich auch.
    »Er ist bestimmt kaputtgegangen, als er vom Laster gefallen ist«, sage ich, während ich die langen Risse betrachte. »Der Friedhofswärter hatte es verdammt eilig.«
    »Es ist das erste Mal, dass du einen ausgegrabenen Sarg siehst, oder?«
    »Ja. Woher weißt du das?«
    Sie lächelt. »Im Film wird nie gezeigt, wie viel Gewicht auf einem Sarg lastet, wenn er erst mal in der Erde ist. Oft werden sie dadurch stark beschädigt. Das hier kommt teilweise durch den Sturz vom Laster, aber das meiste stammt vom Druck unter der Erde.«
    »Schön, brauchst du sonst noch was von mir?«, frage ich.
    »Du musst nur hier unterschreiben, dann kannst du gehen«, sagt sie.
    »Du öffnest ihn nicht, solange ich hier bin?«
    »Du hattest lediglich den Auftrag, zum Friedhof zu fahren, Tate. Mehr nicht.«
    »Schon, aber ich sollte dafür sorgen, dass Henry Martins hier abgeliefert wird, und den Schaufelspuren am Sarg nach zu schließen, liegt womöglich jemand anderes drin.«
    Sie seufzt, und mir wird klar, dass sie nicht vorhatte, sich deswegen mit mir zu streiten.
    »Zieh das an«, sagt sie und reicht mir ein Paar Handschuhe und eine Gesichtsmaske. »Der Geruch wird nicht gerade angenehm sein. Und du solltest besser niemandem von der Sache hier erzählen.«
    Wir treten etwas näher an den Sarg, und plötzlich will ich gar nicht mehr wissen, was sich darin befindet. Was für eine verrückte Welt, in der Leichen blubbernd aus Seen aufsteigen und Särge voll hohler Antworten stecken. Ich streife die Latexhandschuhe über und ziehe die Maske vor Mund und Nase. Falls Henry Martins im Sarg liegt, sind seine Fingernägel entweder blau oder nicht. Und falls der Sarg leer ist, ist er eine der Leichen am Ufer oder am Grund des Sees.
    Tracey träufelt etwas Schmieröl auf die Scharniere, bevor sie eine kleine Brechstange ansetzt und nach unten drückt.
    Der Deckel hängt fest; aber das ist simple Physik. Ein Sarg ist nun mal dazu gedacht, Menschen in die Erde zu befördern, und nicht, um sie herauszuholen. Um Tracey zu helfen, stütze ich mich mit einem Teil meines Gewichts auf die Brechstange. Der Sarg fängt an zu ächzen und zu knarzen; dann springt er auf. Aus dem Innern schlägt uns Dunkelheit entgegen und der Geruch von verwestem Fleisch, der durch die Poren meiner Maske direkt in meine Stirnhöhle dringt. Ich

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