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Die Toten von Crowcross

Die Toten von Crowcross

Titel: Die Toten von Crowcross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Mc Dowall
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wichtige Träger möglichen Beweismaterials, von Blut- und Pulverspuren, und so wurde beides (nach dem Röntgen) als Erstes in Augenschein genommen, um Verlust und Verschmutzung vorzubeugen. Als die Hände untersucht und die Kleidung endlich abgelegt waren, wandte Robinson sich den Wunden und dem gesamten Körper zu. Jacobson blendete aus, soviel er konnte. Niemand, und schon gar nicht er, wollte den Schädel unter der Haut sehen (oder das Herz und die Nieren). Selbst Pathologen arbeiteten mit Techniken mentaler Distanzierung. Es war die einzige Möglichkeit, diesen Job zu machen, ohne sich draußen auf der Straße angesichts all der dahinwandelnden Bündel aus Blut und Innereien plötzlich übergeben zu müssen.
    Die Untersuchung der Eintrittswunde und des größeren Austrittslochs bestätigte das Szenario, von dem sie bereits ausgegangen waren. Eine einzelne tödliche Kugel, die aus nächster Nähe, fast im Kontakt mit dem Kopf, abgeschossen worden war. Was Martin Groves Zunge betraf, so erklärte Robinson, dass die Teilamputation gnädigerweise nach dem Erschießen stattgefunden habe und nicht vorher. Nach der Obduktion bot er Jacobson ein informelles Gespräch über seine Erkenntnisse an, in klarem, einfachem Englisch. Candice Black blieb in der Leichenhalle; ihr oblag es, Groves Einzelteile zurück in seinen Körper zu sortieren, an ihre (mehr oder minder) ursprünglichen Plätze, und ihn wieder zuzunähen.
    Mittlerweile fühlte sich Robinsons Büro tatsächlich wie Robinsons Büro an. Die Wände waren frisch in hellen Farben gestrichen, und die verblichenen Filmplakate seines verstorbenen Vorgängers, Professor Merchant, waren endlich entfernt worden. Stattdessen hatte Robinson eine Art Reisekalender (das Taj Mahal bei Sonnenuntergang war das Juni-Bild) und eine Collage mit Familienschnappschüssen aufgehängt, hauptsächlich von seiner Frau und seinem Sohn, der nach Jacobsons Rechnung mittlerweile zwei Jahre alt sein musste.
    Jacobson wollte wissen, wieso Robinson sich bezüglich der Zunge so sicher sei.
    »Der Haupthinweis besteht darin, dass es keinerlei Verletzungen, Blutergüsse und so weiter gibt, zu denen es bei einem lebenden Opfer gekommen wäre. Selbst mit einer Pistole am Kopf würden Sie sich wehren, wenn Ihnen jemand die Zunge aus dem Mund schneiden wollte. Ihr Körper würde reagieren, selbst wenn Ihr Kopf es nicht wollte.«
    Jacobson nickte und versuchte die Übelkeit zu unterdrücken, die ihn nach jeder Obduktion unweigerlich befiel.
    »Ich hatte mit starken Druckmalen an Hals und Schultern gerechnet, womöglich auch an Armen und Handgelenken«, fügte Robinson hinzu. »Aber da ist nichts. Kaum eine Druckstelle, kaum ein Bluterguss, bis auf die Stellen, mit denen er nach dem Schuss auf dem Boden aufgeschlagen ist.«
    »Sie sagten, die Zunge sei herausgeschnitten und nicht herausgerissen worden. Denken Sie, dass der Täter über eine irgendwie geartete medizinische Ausbildung verfügt?«
    »Das könnte schon sein. Der Schnitt ist sauber geführt, direkt durch das Dorsum. Aber wenn Sie eine ruhige Hand haben und ein scharfes Messer, gelingt Ihnen das auch ohne besondere Ausbildung. Es muss nicht mal ein Skalpell sein, wichtiger ist, dass Sie es gut in den Mund bekommen.«
    »Gab es um den Mund herum Druckstellen?«
    »Eindeutig. Der Mund musste weit aufgezwungen und dann aufgehalten werden. Aber bei so etwas trägt man Handschuhe, wenn man kein kompletter Idiot ist. Vielleicht sogar noch weitere Schutzkleidung.«
    Jacobson betrachtete die Aussicht aus Robinsons Bürofenster, einen Abluftkanal, der aus einer grauen Betonwand herauswuchs. Robinson hatte einiges an biologischem Material von Groves Kleidung und Körper entfernt, das zur Analyse nach Birmingham zum FSS, dem Forensic Science Service, geschickt werden sollte. Auf hilfreiche erste Resultate würden sie noch Tage warten müssen ế
    »Es könnten also zwei Leute beteiligt gewesen sein?«
    »Es wäre verdammt viel einfacher, würde ich sagen. Einer hält den Mund auf, und der andere schneidet. Besonders, da es keinen Hinweis darauf gibt, dass eine Mundsperre oder so etwas benutzt worden ist. Das deutet im Übrigen auch eher darauf hin, dass der oder die Täter keine medizinische Ausbildung hatten . «
    Robinson hielt inne und kratzte sich die Nase. »Aber es kann durchaus auch ein Einzeltäter gewesen sein, wenn er nur entschlossen genug war«, sagte er.
    Jacobson erkundigte sich noch nach Robinsons Frau und dem kleinen Sohn, und dann ging

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