Die Toten von Crowcross
ich gegen Ihren Durchsuchungsbefehl eine gerichtliche Verfügung erwirken könnte?«
»Mit dem Fall Gerry Quigg habe ich nichts zu tun«, erwiderte Jacobson, »und die Kollegen hier in Birmingham ebenso wenig. Ich muss nur wissen, wo Karen Holt sich aufgehalten und mit wem sie gesprochen hat. Worüber, interessiert mich nicht, es sei denn, es hängt in irgendeiner Weise mit Martin Grove zusammen.«
Mott nickte verständnisvoll. In diesem Moment ertönte von seinem Schreibtisch her ein melodiöses Klingeln, und schon öffnete sich die Tür und seine Sekretärin, ein blonder Klon der Empfangsdame in der Eingangshalle, schob drei Männer herein. Einen von ihnen kannten Jacobson und Kerr, nämlich DS Barber vom CID Birmingham, ehedem DC Barber vom CID Crowby, deshalb nahmen sie richtigerweise an, dass es sich bei den beiden anderen um die Birminghamer Spurensicherer handelte, auf die sie gewartet hatten.
»Barber, alter Junge, Sie werden uns einfach nicht los«, sagte Jacobson. ế
»Wer würde das wollen, Chef? DI Coleman lässt Sie übrigens grüßen.«
O ja, Coleman, dachte Jacobson, noch so ein Großstadt-Egoist. Alison fand immer, er denke zu schlecht von seinen Kollegen, wenn nicht der ganzen menschlichen Rasse. Er hoffte, dass sie recht hatte, vor allem was die menschliche Rasse anging, wurde aber immer wieder eines Besseren belehrt.
Barber zeigte Mott den richterlich Unterzeichneten Durchsuchungsbeseheid. Mott wedelte nur ungeduldig mit der Hand, natürlich, natürlich. Die Abmachung war, dass die Spurensicherer unter Aufsicht von Barber alles, was an Karen Holts Arbeitsplatz von Interesse sein konnte, sicherstellten und mitnahmen. Darüber hinaus wollte Jacobson eine vollständige Kopie der Festplatte ihres Computers, alle Papiere, die auch nur entfernt interessant wirkten, sowie eine Liste der Leute, die für Mott arbeiteten, mit Adressen, Versicherungsnummern und Geburtsdaten. Barber sollte informell mit allen reden, die im Moment im Haus waren. Dessen ungeachtet sollten aber im Laufe des Tages alle auch noch offiziell vernommen werden. Selbst wenn Mott die Wahrheit sagte und tatsächlich nichts von der außerdienstlichen Tätigkeit seiner Angestellten gewusst hatte, war durchaus nicht sicher, dass sie ihren Kollegen gegenüber ebenfalls Stillschweigen bewahrt hatte.
Plötzlich wollte Jacobson nur noch raus aus diesem Büro. Sollten Barber und die Spurensicherer sich um alles Weitere kümmern. Es war eine Erleichterung, dass die Birminghamer Barber zum Verbindungsmann gemacht hatten und nicht irgendeinen Unbekannten. Motts Detektivin war auf Jacobsons Terrain ermordet worden, daran bestand kein Zweifel. Das änderte jedoch nichts daran, dass er keinen Einfluss darauf hatte, wie entgegenkommend Birmingham sich bei seinen Ermittlungen zeigte. Streng genommen durfte er ohne Zustimmung des hiesigen CID in dieser Stadt nichts, aber auch gar nichts unternehmen.
Mott begleitete Jacobson und Kerr zum Aufzug. Er verabschiedete sich mit einem erwartungsgemäß männlichen, etwas zu energischen Händedruck. Jacobson befreite seine Finger, so schnell er konnte. Dabei gelang ihm ein kleines Lächeln, wusste er doch, dass er sich seinen Joker bis zuletzt aufbewahrt hatte.
»Sie sagten, Sie hätten seit mehr als zehn Jahren mit dem Fall Martin Grove nichts mehr zu tun gehabt, Mike, aber wir haben gehört, dass Grove nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis zu Ihnen Kontakt aufgenommen hat.«
Falls Mott überrascht war, überspielte er es bestens.
»Nun, das stimmt, aber das ist nicht direkt das Gleiche, oder?«
Jacobson antwortete nicht.
Dann kam der Aufzug. Kerr hielt die Hand in die Lichtschranke, damit die Türen sich nicht gleich wieder schlossen.
Mott fuhr sich ein weiteres Mal an den schmerzenden Schädel.
»Es gab eine Phase vor etwa anderthalb Jahren, da rief er mehrfach an. Sagte, er wolle mit mir über seinen Fall sprechen. Er schreibe ein Buch darüber. Ich habe ihm erklärt, ich hätte vor der Berufungsverhandlung alles an Slingsby weitergegeben, was den Tatsachen entspricht. Einmal habe ich ihn sogar getroffen. Ich habe ihn ins ›Ikon‹ zum Essen eingeladen, nur um ihn loszuwerden. Danach hat er sich zwar noch ein paarmal gemeldet, aber ich habe seine Anrufe nicht mehr angenommen. Irgendwann wird er aufgegeben haben, denke ich.«
Jacobson trat in den Aufzug.
»Er hat Ihnen erzählt, dass er über den Fall schreibt. Hat er auch die Absicht geäußert, ihn zu lösen ?«
Mott rang sich erneut
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