Die Toten von Crowcross
ein Lächeln ab, womöglich erleichtert darüber, dass Jacobson und Kerr gingen.
»Nicht wörtlich. Aber es lag natürlich nahe, dass das sein Ziel war. Er kam mit den alten Verschwörungstheorien über einen Undercover-Mann vom MI5 und so weiter und wollte wissen, was ich davon halte. Ich habe ihm gesagt, dass es in dieser Richtung nicht einen einzigen Hinweis gegeben hat, was ebenfalls den Tatsachen entspricht.«
Kerr trat nun auch in den Aufzug, ließ die Hand jedoch vor der Lichtschranke.
»Wer hat denn Ihrer Meinung nach Claire Oldham umgebracht?«, fragte er.
Mott zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf.
»Um ehrlich zu sein, ich habe immer Grove für den wahrscheinlichsten Kandidaten gehalten. Ich dachte, Slingsby wollte einfach einen Versuchsballon starten, nur für den Fall. Und dann kommt die moderne Wissenschaft und beweist, dass Grove es nicht war – was zeigt, wie falsch man liegen kann. Gott sei s gedankt, dass wir eine demokratische Gesellschaft sind und die Todesstrafe abgeschafft haben . «
»Da stimme ich Ihnen zu, alter Knabe«, sagte Jacobson, Kerr zog die Hand zurück, und die Aufzugtüren schlossen sich.
Kerr musste das Navi einschalten (was er hasste), um Karen Holts Adresse zu finden: ein viktorianisches Pfarrhaus im Süden der Stadt, das in mehrere Wohnungen »mit Charakter« aufgeteilt worden war. Das Grundstück hatte eine geschwungene, kiesbestreute Auffahrt, deren zwei Spuren durch eine niedrige Mauer mit einem offenbar frisch gestrichenen schwarzen Gitter voneinander getrennt wurden. Kerr parkte hinter dem Wagen der Birminghamer Spurensicherung.
»Gerry Quigg, Frank, an den hätten wir nicht gedacht«, sagte er nun schon zum wiederholten Mal.
»Nein, gewiss nicht, mein Junge, ganz und gar nicht«, erwiderte Jacobson, der immer noch über diesen Teil des eben Gehörten nachdachte.
Karen Holt hatte unter dem Dach gewohnt. Ihre Wohnung war winzig und vollgestopft, aber der Ausblick auf ein kleines Stück des Kanals nach Worcester gefiel Jacobson. Die spurentechnische Arbeit war reine Routine und beschränkte sich im Augenblick hauptsächlich darauf, zu sichten, was es alles gab und was später eventuell genauer zu untersuchen war. Wobei die Wohnung vielleicht schon gesäubert worden war. Sorgfältig und professionell. Der Mörder hatte sich mit ihrem Schlüssel leicht Zutritt verschaffen können, ohne etwas beschädigen oder durcheinanderbringen zu müssen. Tails Karen Holt zusätzlich zu ihrem Computer in Motts Büro noch einen Laptop gehabt hatte, war er verschwunden, und das mochte auch für belastende Briefe, Merkzettel, Kalender oder Notizbücher gelten ế Für das ungeübte Auge sah es aus, als sei hier nichts entfernt oder verändert worden. Aber es war möglich, dass die Spurensicherer Hinweise auf das Gegenteil fanden.
Diele, Schlafzimmer, Bad, Küche, Wohnzimmer. Jacobson und Kerr blieben auf den Trittbrettern und gaben sich alle Mühe, den Spurensicherern nicht in die Quere zu kommen. Karen Holts Telefon stand in einer kleinen Nische in der Diele. Jacobson bat einen der Spurensicherer, den Wiedergabe knöpf des Anrufbeantworters zu drücken. Fünf Nachrichten waren gespeichert, alle vom Tag zuvor. Vier stammten von Michael Mott, der wissen wollte, warum sie nicht zur Arbeit erschienen war, und sie (mit wachsendem Nachdruck) aufforderte, sich zu melden. Die fünfte, von sechs nach elf am Vorabend, war von ihrem Freund. Er klang verwirrt, weil er sie nicht erreichte, aber nicht besorgt. »Okay, dann versuch ich’s morgen wieder, Schatz. Du fehlst mir.« Was immer er während seiner freien Zeit in Luxemburg tut, dachte Jacobson, das englische Fernsehen verfolgt er nicht. Wenigstens seit Salters Pressekonferenz nicht. Sollte tatsächlich jemand Karen Holts Wohnung durchsucht haben, hatte er mit großer Wahrscheinlichkeit alle interessanteren Nachrichten aus dem System gelöscht (auf Martin Groves Anrufbeantworter hatte sich keine einzige Nachricht gefunden) . Vom Einsatzraum aus hatten sie bei der British Telecom die Verbindungsnachweise für Holts Nummer angefordert. Da konnte sich etwas Interessantes ergeben, besonders wenn sie die Daten mit denen von Grove abglichen. Beide Listen, hatte Brian Phelps versprochen, sollten am späteren Vormittag vorliegen. Groves Daten hatten sie gestern schon angefordert, aber bei der BT hatten sie von einem technischen Problem gesprochen (was sie immer wieder taten) und sie nicht gleich bedienen können.
Grove hatte kein
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