Die Toten von Crowcross
auch das kann der Computer Ihnen genauer sagen.«
Jacobson drückte seinen Hinterkopf gegen das kühle Leder.
»Ihre Leute arbeiten also normalerweise nicht nebenher noch schwarz?«
»Das würde eindeutig ihren Verträgen widersprechen; darin wird das ausgeschlossen. Wobei ich auch annehmen würde, dass sie dafür gar keine Zeit haben. Sie müssen hart arbeiten bei mir, genau wie auch ich hart arbeite.«
»Warum haben Sie Ms Holt ohne CID-Hintergrund eingestellt?«
»Sie hat mich im Bewerbungsgespräch überredet, so einfach ist das. Sie kam aus dem Journalismus, wie Sie wissen, und verfügte daher über eine Reihe von Kontakten, die neu für mich waren und mir für meine Zwecke nützlich erschienen. Dazu kam, dass damals zwei Mitarbeiterinnen im Mutterschaftsurlaub waren und ich unbedingt eine Frau wollte. Ich brauche da ein ausgewogenes Verhältnis. Das wird Ihnen ähnlich gehen, nehme ich an.«
Wie wahr, dachte Jacobson, sagte aber nichts dazu. Es war viel zu früh, um zu entscheiden, ob er Mott traute oder nicht, und ob er womöglich sogar bereit war, ihn trotz seines männlich markanten Gesichts und seines angeberisch teuren Büros zu mögen. Das Ich-Ich-Ich von Mott war in dieser Hinsicht nicht sehr ermutigend.
»Wir werden Holts Telefonlisten brauchen, ihren Terminkalender, alles«, sagte er.
»Natürlich, natürlich«, antwortete Mott und versuchte ein leutseliges Lächeln, das nicht ganz zu seinen übernächtigten Augen passte. »Ich führe ein sauberes Geschäft. Ich habe nichts zu verbergen. Absolut nichts.«
Absolut. Das klang übertrieben, fand Jacobson.
»Woran hat sie offiziell gerade gearbeitet?«, fragte er.
Das hätte er schon am Vorabend fragen sollen, aber da hatte er es vergessen. Es war bereits nach neun gewesen, als Mott die Tote identifizierte, und es hatte noch eine Reihe anderer Fragen und Aufgaben gegeben, die Jacobson wichtiger gewesen waren. Vielleicht, das ging ihm seit einiger Zeit im Kopf herum, vielleicht war er langsam zu alt oder zu abgestumpft für diesen Job. Was einen letztlich zermürbte, war die Tatsache, dass es nie, nie, nie ein Ende hatte. Man löste einen Fall, brachte einen Mistkerl, oder auch gleich mehrere, hinter Gitter, und schon klingelte das Telefon wieder. Ein neuer Tag, ein neues Opfer.
Mott gähnte und fuhr sich mit der Hand an die Stirn. Wahrscheinlich pocht da der Kater wie der Gerichtsvollzieher gegen eine Tür in Woodlands, dachte Jacobson.
»An dem Fall Gerry Quigg«, antwortete Mott schließlich. »Der beschäftigt die gesamte Mannschaft, mich eingeschlossen. Bis der vor Gericht kommt, habe ich keine Minute Zeit.«
Jacobson sah Mott eindringlich an.
»Ich dachte, Sie führen ein sauberes Geschäft, Mike.«
Mott versuchte sich an einem weiteren leutseligen Lächeln.
»So ist es auch. Selbst Quigg verdient einen fairen Prozess, meinen Sie nicht? Beurteilen Sie eine Gesellschaft immer danach, wie sie mit ihren übelsten Elementen umgeht.«
»Treffender hätte ich es nicht sagen können. Aber Beton-Gerry? Was immer die Staatsanwaltschaft ihm vorwirft, es wird nur ein Bruchteil von dem sein, womit er über die Jahre durchgekommen ist.«
»Einverstanden, und dennoch muss die Verteidigung prüfen, ob die Anschuldigungen, die jetzt gegen ihn erhoben werden, koscher sind.«
»Die Staatsanwaltschaft wird ihre Top-Idioten darauf ansetzen, alter Knabe. Ich gehe davon aus, dass da alles nicht nur koscher, sondern auch halal, nicht-sexistisch, seniorenfreundlich, C0 2 -neutral und biologisch abbaubar verläuft.«
»So sieht es bisher noch aus. Aber ich habe einen ordentlichen Vertrag mit Quiggs Anwälten, und so grabe und suche ich. Dazu habe ich nach dem Gesetz das Recht.«
Jacobson hob mit einem schwachen Lächeln die Hände.
»Lassen Sie uns ein anderes Mal über juristische Ethik debattieren. Was genau hatte Karen Holt in der Angelegenheit zu tun?«
Mott warf einen Blick auf seinen Computerbildschirm, vielleicht um den Eindruck zu erwecken, dass er nicht schon mehrfach nachgesehen hatte, was genau ihre Aufgabe gewesen war.
»Alles eher unwichtig«, sagte er. »Sie ist, war, die unerfahrenste unter meinen Mitarbeitern. Spurentechnische Kontakte hauptsächlich, das heißt im Prinzip, sie sollte die zentralen spurentechnischen Elemente in der Anklage herausfinden und von unabhängigen Experten Zweitmeinungen dazu einzuholen. Ihre Aufzeichnungen geben darüber Auskunft, wobei das alles natürlich streng vertraulich ist. Ich denke, Sie wissen, dass
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