Die Totentänzerin: Ein Fall für Nils Trojan 3 - Psychothriller (German Edition)
Sensationslust getrieben. Wie aber war sie so schnell an die Adresse des Tatorts gekommen ? Und was hatte es mit diesem anonymen Anruf in der Notrufzentrale auf sich, über den die Kollegen schon den ganzen Tag über spekulierten ?
»Nils !«
Trojan zuckte leicht zusammen. Schließlich räusperte er sich: »Es gibt einen Augenzeugen aus der Wohnung gegenüber, er berichtete von einem Streit, den Mara Hertling am Abend zuvor gegen halb acht mit einer Frau gehabt haben soll. Dieser Nachbar sagte aus, es sei laut geworden, anfangs habe sich auch Ulrich Tretschok an dem Disput beteiligt.«
»Worum ging es ?«
Er las von seinem Notizblock ab. »Der Zeuge glaubt, sich an folgenden Ausruf der für ihn fremden weiblichen Person zu erinnern. Ich zitiere wörtlich: ›Sag mir, ob du noch meine Freundin bist.‹ Ansonsten hat er sich nicht weiter für die heftige Auseinandersetzung im Hausflur interessiert. Er habe nur noch irgendwann gehört, wie die Tür zugeschlagen worden sei und sich Schritte auf der Treppe entfernten.«
»Hat er durch den Türspion geschaut ?«
»Ja.«
»Konnte er die Frau erkennen ?«
»Nur von hinten.«
»Beschreibung ?«
»Die ist leider äußerst vage. Nicht einmal die Haarfarbe konnte er mir nennen. Nach mehrmaligem Nachfragen gab er dunkelblond an. Größe: etwa zwischen eins sechzig und eins siebzig. Kleidung: beigefarbener Mantel. Das Alter der Frau schätzt er auf Anfang dreißig bis Mitte vierzig.«
Landsberg zog die Stirn kraus. »Da ist wohl auch die Anfertigung eines Phantombilds zwecklos, oder ?«
Trojan nickte. »Er sah bloß den Hinterkopf der Frau, das ist das Problem, und er schaute auch nur flüchtig durch den Spion. Aber immerhin, es ist ein Ansatzpunkt.«
»Haben wir eine Liste der Freundinnen von Mara Hertling ?«
Max Kolpert blätterte in seinen Notizen. »Bisher haben wir zwei von ihnen ausfindig machen können. Beide haben für den gestrigen Abend ein Alibi.«
»Bleib dran, Max. Ich will die Namen sämtlicher Freundinnen haben. Und überprüfe, ob es eventuell eine Verbindung zu Carlotta Torwald gibt.«
»Geht klar, Chef.«
»Weiter. Ronnie, was hast du zu berichten ?«
»Es geht um die Blutspritzer im Flur«, sagte Gerber, »und um die an der Schlafzimmertür, was ja offensichtlich auf einen Kampf hinweist. Dazu gab die Nachbarin aus der Wohnung, die sich unmittelbar unter der von Hertling und Tretschok befindet, zu Protokoll, gegen dreiundzwanzig Uhr dreißig einen Schrei und daraufhin ein Poltern gehört zu haben. Die alte Dame hat sich aber einfach in ihrem Bett umgedreht und schlief weiter. Sie wurde erst wieder am Morgen von dem Lärm der Polizeibeamten geweckt, als alles zu spät war. Auf die Idee, Hilfe zu rufen, ist sie jedenfalls nicht gekommen.«
»Gab es denn öfter Anzeichen häuslicher Gewalt unter den beiden ?«
»Eher nicht. Die Ohrenzeugin zeigte aber auch kein besonderes Interesse an ihren Mitbewohnern.«
»Also schön. Dennis, hast du mit Dr. Semmler gesprochen ?«
Holbrecht bejahte. »Nach seiner Aussage trat der Tod von Ulrich Tretschok schätzungsweise gegen Mitternacht ein, ursächlich durch einen Schädelbruch, ausgelöst durch Einwirken eines stumpfen Gegenstands, Hammer, Rohrzange oder dergleichen. Das Blut an der Schlafzimmertür konnte Tretschok zugewiesen werden. Die Blutspritzer im Flur hingegen stammen von Mara Hertling, Semmler führt sie auf die Verletzung an ihrer rechten Hand zurück.«
»Wir können also davon ausgehen«, sagte Landsberg, »dass die Frau den Täter im Flur überrascht, kurze Zeit später wird ihr Freund, der vermutlich hinzueilt, an der Schlafzimmertür ermordet. Der Täter schleift den Leichnam hin zum Bett. Ihm gelingt es, Mara Hertling dabei in Schach zu halten, vermutlich ist sie vor Angst wie gelähmt. Sie muss sich aufs Bett legen.« Er machte eine Pause. »Und nun«, fügte er leise hinzu, »folgt das Prozedere, das uns allen am grausamsten erscheint: Sie wird an den Leichnam gefesselt. Und er lässt sie lange leben.«
Albert Krach meldete sich zu Wort. »Du sprichst immerzu von einem männlichen Täter, Hilmar. Aber der Streit am Abend zuvor und dieser Anruf in der …«
Landsberg unterbrach ihn gereizt. »Schon gut, Albert, dazu kommen wir gleich.« Seine Kiefermuskeln malmten. »Zunächst einmal widmen wir uns der Frage nach den Einbruchsspuren. Stefanie ?«
»Es ist wie im Fall von Carlotta Torwald und Paul Ziemann«, sagte sie, »es gibt keinerlei Spuren, weder an der Eingangstür noch an
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