Die Totentänzerin: Ein Fall für Nils Trojan 3 - Psychothriller (German Edition)
ich gerne verzichten !«
Trojan nagte an seiner Unterlippe. Er wollte gerade gehen, als er sich noch einmal zu ihm umwandte.
»Hilmar, bitte verzeih mir die direkte Frage, aber ist deine Frau vielleicht mit Mara Hertling bekannt ? Ist sie eine Freundin des Mordopfers ?«
Der Chef schnappte nach Luft.
»Worauf willst du hinaus ?«
»Du weißt, die Vorschriften besagen …«
»Kommst du mir jetzt mit Vorschriften, oder was ?«
Er suchte nach Worten. Es half nichts, er musste ihn darauf hinweisen, auch wenn es eine delikate Angelegenheit war.
»Sollte das nämlich der Fall sein, müsstest du die Ermittlungen wegen Befangenheit abgeben.«
Trojan sah, wie an Landsbergs Schläfe eine Ader anschwoll.
»Was zur Hölle ist eigentlich in dich gefahren, mich so zu belehren ? Meine Frau kennt keine Mara Hertling, was soll das überhaupt ? Und die Geschichte von heute Morgen muss eine pure Verwechslung sein.«
Sie starrten sich an.
»Los jetzt, mach dich an die Arbeit, damit wir diese Scheißmordserie endlich aufklären können.«
Trojan versuchte, in seinen Augen zu lesen, doch da waren nur Wut und Verzweiflung.
»Und noch etwas, Nils, versuch ja nicht, an meinem Stuhl zu sägen. Das wird dir nicht bekommen.«
»Es war nicht meine Absicht …«
»Raus hier !«
Wortlos verließ Trojan den Sitzungsraum. Er bedauerte, dass das Gespräch einen so unerfreulichen Verlauf genommen hatte.
Und er sorgte sich um den Zustand seines Chefs.
Siri saß auf dem Bett, ihre unzähligen Kissen um sich herum- drapiert, balancierte den Laptop auf dem Schoß und klickte sich gelangweilt von einer Webseite zur nächsten. Sie bereute, dass sie keine Verabredung getroffen hatte, an einem Samstagabend zu Hause zu bleiben war ziemlich öde. Bis vor kurzem noch hatte sie gehofft, dass Daniela anrufen und nach ihren Plänen fragen würde, doch nichts, niemand dachte an sie. Musste sie denn immer selbst die Initiative ergreifen ?
Ihre Zunge spielte mit dem Lippenpiercing, ihre Finger glitten unruhig über das Mousepad. Sie war schon im Begriff, den Computer wieder auszuschalten, als ihr Blick an der fetten Überschrift einer Lokalnachricht hängen blieb.
Grausamer Mord in Berlin Kreuzberg.
Der Liebespaarkiller hat wieder zugeschlagen.
In dem Artikel darunter wurde von einem Pärchen berichtet, das in der eigenen Wohnung überfallen worden war.
Siri stockte der Atem, als sie den Namen der Frau las und die genauere Ortsangabe: Mara H., 29 Jahre alt. Lausitzer Straße 12.
Sie überflog die Zeilen wieder und wieder. Schließlich griff sie zum Telefon. Es dauerte einige Zeit, bis Daniela endlich an ihr Handy ging, im Hintergrund waren laute Musik, Gelächter und Bargeräusche zu vernehmen.
Siri war kurz darüber irritiert, dass ihre beste Freundin offenbar ohne sie ausging und sich dabei prächtig zu amüsieren schien. Um einen ruhigen Tonfall bemüht erzählte sie ihr, was sie soeben aus dem Internet erfahren hatte.
»Du musst lauter sprechen, ich kann dich kaum verstehen«, rief Daniela in den Hörer.
Doch Siri musste ihre Stimme dämpfen, denn sie war nicht allein in der Wohnung.
»Mara H.«, sagte sie, »H. wie Hertling, und die Adresse stimmt auch überein. Mein Gott, begreifst du denn nicht, das ist die Geliebte meines Stiefvaters, jemand hat versucht, sie zu ermorden. Und sie hat einen Freund, der jetzt tot ist.«
Plötzlich war es still am anderen Ende der Leitung.
»Dannie, bist du noch dran ?«
»Ja«, sagte sie, »ich bin nur nach draußen gegangen, jetzt höre ich dich besser. Bist du dir ganz sicher, dass es sich um die gleiche Frau handelt ?«
»Ziemlich sicher.«
In diesem Moment öffnete sich die Zimmertür, und Siri fuhr herum.
Andras baute sich vor ihr auf, er hatte ihr Gespräch wohl belauscht.
»Dannie, ich hab Angst !«
Schon riss er ihr das Telefon aus der Hand.
Vierzehn
Und wieder war sie nicht da. Dabei sehnte er sich doch nach einer Umarmung, etwas Wärme und vor allem Trost.
Landsberg ging durch die Räume seiner Altbauwohnung am Lietzensee und schaltete überall das Licht an. Er dachte wehmütig an die hellen Sommerabende zurück, doch nun war auch der September vorüber, der Herbst nahte und mit ihm der Hang zur Schwermut, vor allem bei seiner Frau.
Gegen seine Gewohnheit goss er sich einen Fingerbreit Whisky ein. Eigentlich erlaubte er sich diese kleine Schwäche erst nach dem Essen, wenn überhaupt, doch der Alkohol tat ihm gut, beruhigte seine Nerven.
Er atmete auf und goss nach. Wenn er so
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