Die Totentänzerin: Ein Fall für Nils Trojan 3 - Psychothriller (German Edition)
ihrer Brust.
»Hallo ?«, fragte sie in den Hörer.
Jemand atmete schwer am anderen Ende der Leitung.
»Hallo ?«, fragte sie wieder.
Und dann meldete sich ein Flüstern. Rau, unheimlich, so dicht bei ihr, als dringe es direkt aus ihrem Hirn.
»Mein Gott, was haben Sie nur getan ?«
Sie hielt inne, die Szenerie in dem Schlafzimmer verschwand, und Theresa sah sich nur noch mit dem Telefon in der Hand.
»Wer sind Sie ?«, fragte sie.
Lange Zeit kam keine Antwort. Schließlich vernahm sie erneut das Flüstern.
»Blut. Überall Blut. Liebespaare, glückliche Paare. Und nun ? Oh, mein Gott, es ist so furchtbar. Wie konnten Sie das nur tun ?«
»Bitte sagen Sie mir, wer Sie sind«, flüsterte Theresa.
Sie lauschte.
Da waren die Atemgeräusche, stoßweise, wild, und schließlich wisperte die Stimme: »Ich werde für Ihre Seele beten.«
Und sie schreckte hoch.
Die Stimme war noch immer dicht bei ihr.
Das Flüstern war im Raum.
Sie war nicht allein, also entsprach es doch der Wirklichkeit.
»Sie haben es wieder getan. Gütiger Gott. Knien Sie nieder und beten Sie.«
Wer war das ? Wer sprach da zu ihr ?
Sie öffnete die Augen. Die Wände schwankten um sie herum.
Sie sank zurück aufs Bett. Versuchte, den Blick auf einen Punkt zu fixieren. Registrierte den Haken, das Knäuel der Elektrokabel über ihr. Erkannte das kleine Schlafzimmer wieder. Sie hatte noch immer keine Deckenlampe besorgt. Dabei wollte sie sich doch hier zu Hause fühlen.
Es sollte ihr geschütztes Reich sein, ihr Rückzugsort.
Sie wartete ab, bis sich ihr Herzschlag halbwegs beruhigte.
Da erst bemerkte sie das Mobiltelefon in ihrer Hand. Noch im Halbschlaf schien sie danach gegriffen zu haben, vermutlich hatte sie das Läuten geweckt.
Sie schaute aufs Display. Anonym, leuchtete blau die Buchstabenfolge auf.
Sie erhob sich. Das Telefon in der einen Hand zog sie mit der anderen die Vorhänge auf. Sie erkannte die Gegend wieder. Finstere Nacht draußen.
Wieder meldete sich knisternd die Stimme aus dem Hörer.
»Hallo ? Sind Sie noch dran ?«
Was wollte dieser Anrufer von ihr ? Es war nun schon das dritte Mal, dass er sie belästigte.
Während sie auf die menschenleere Straße blickte, presste sie das Handy an ihr Ohr. Sie musste Stärke beweisen, durfte sich nicht unter Druck setzen lassen.
»Hören Sie. Ich beende auf der Stelle das Gespräch, wenn Sie mir nicht endlich sagen, wer Sie sind.«
Das Flüstern am anderen Ende kam mit Verzögerung. »Wie ich bereits gestern erwähnte, arbeite ich für Ihren Mann.«
»Sind Sie ein Kollege von ihm ?«
»Das darf ich Ihnen nicht verraten.«
»Was wollen Sie von mir ?«
»Ihnen helfen.«
»Sprechen Sie lauter !«
Doch der Anrufer wisperte unbeirrt weiter: »Sie brauchen Beistand.«
»Aber ich habe nichts getan.«
»Oh doch, das haben Sie. Sie wollen sich nur nicht mehr daran erinnern, hab ich recht ?«
Und wieder trafen sie mit Wucht die Gedanken an den Streit mit Mara. Die Fotos ! Man hatte sie gesehen. Und Mara hatte mit der Polizei gedroht.
Und dann erinnerte sie sich an ihre Wut. Sie hatte ihre Freundin verflucht. Was um Himmels willen war danach geschehen ?
Maras Freund war tot. Und Mara selbst …
Oh, mein Gott, auch sie würde sterben, den Mordanschlag nicht überleben.
Was war nur Freitagnacht geschehen ? Und Dienstagnacht ? Um Himmels willen, was war nur los mit ihr ? Warum hatte sie diese Erinnerungslücken ?
Konzentriere dich, dachte sie, komm schon, du wirst doch wohl noch wissen, was du getan hast !
Aber vor ihr tat sich bloß ein dunkler Abgrund auf. Ihr wurde schwindlig.
»Es gibt Beweise, schreckliche Beweise.«
»Sagen Sie mir Ihren Namen.«
»Das darf ich nicht.«
»Warum nicht ?«
»Es hat mit Ihrem Mann zu tun.«
»Lassen Sie ihn aus dem Spiel.«
Der Anrufer lachte leise. »Er ist doch mein Auftraggeber.«
»Das glaube ich Ihnen nicht.«
»Sollten Sie aber. Er ist in großer Sorge um seinen Ruf, wissen Sie. Und wie es aussieht, hat er allen Grund dazu. Sie können von Glück reden, dass ich Ihnen meine Hilfe anbiete. Denn noch habe ich Ihrem Mann nichts davon erzählt, was Sie nachts in fremden Wohnungen treiben.«
Er machte eine Pause.
»Es ist unvorstellbar, was ich gesehen habe.«
»Lassen Sie mich in Ruhe !«
»Wollen wir zusammen niederknien und beten ?«
»Ich lege jetzt auf !«
»Tun Sie das nicht. Verscherzen Sie es sich nicht mir ! Ich bestimme die Regeln, nicht Sie.«
Sie hielt das Handy fest umklammert.
Vielleicht träumte sie
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