Die Totentänzerin: Ein Fall für Nils Trojan 3 - Psychothriller (German Edition)
und er konnte die Tür aufdrücken.
Landsberg trat ein und tastete unwillkürlich nach der Stelle, wo sich sein Holster befinden müsste. Aber die Sig Sauer war auf dem Revier und er zurzeit ein Bulle ohne Waffe und ohne Fall.
»Treten Sie näher«, sagte eine Stimme.
Da war eine Sitzgruppe, und da saß jemand, mit dem Rücken zu ihm.
Er näherte sich ihm, seine Nackenhaare stellten sich auf. Wenn das hier nur keine Falle war.
In diesem Moment schoss jemand aus dem Sessel hoch, wandte sich ihm zu, grinste breit und sagte: »Willkommen im Radisson Blu, Hilmar.«
Landsberg erstarrte.
»Hast du schon das Aquarium im Innenhof gesehen ? Dieses Riesending ? Der Wahnsinn, oder ? Ich checke hier manchmal nur ein, um das Teil anzuschauen, beruhigt mich irgendwie. Komm mit ans Fenster, da kannst du es sehen.«
Hilmar stieß die Luft aus. »Ulli Kanaski, ja ?« Er streckte das Kinn vor, ballte die Linke zur Faust, seinen rechten Arm trug er noch immer in der Schlinge.
»Nette Buchstabenverdrehung, nicht wahr ?«
»Lukas Kilian, du verfluchtes Arschloch«, zischte er.
»Langsam, langsam. Willst du was trinken ? Komm, wir genehmigen uns einen und schauen die Fische an, das ist gut für die Nerven. «
Landsberg blickte zu der Whiskyflasche auf dem Glastisch. »Zu früh für mich.«
»Bist du etwa im Dienst ?«
Er lachte höhnisch, schnappte sich die Flasche und trank einen großen Schluck.
»Setz dich doch.«
Landsberg rührte sich nicht. »Machen wir es kurz, Kilian. Ich hab keine Lust auf Spielchen.«
»Du hast doch auch gerade ’ne Menge Zeit totzuschlagen, Hilmar, oder etwa nicht ? Da können wir doch mal ganz locker plaudern.«
»Halt die Fresse, Kilian. Was willst du von mir ?«
»Nun, wie ich schon sagte …«, er verstellte die Stimme, so dass sie klang wie heute Morgen am Telefon, »… ich hab da was Interessantes für dich.«
»Beweismittel, ja ?«
»Ganz recht. Scheiße, Hilmar, das muss ein komisches Gefühl sein, wenn die eigene Frau …«
»Spielst du jetzt Privatdetektiv, oder was ?«
»Ach, weißt du …«
»Zeig her, was du hast !«
»Nun mal ganz ruhig, Hilmar, lass mich ein bisschen weiter ausholen. Ich meine, ich finde es sehr faszinierend, was da gerade abläuft. Erst sorgst du dafür, dass ich meinen Job verliere, spielst den starken Bullen, du lässt Trojan befördern, und ich bin draußen. Und dann kommt mir zu Ohren, dass du in eine Mordserie verwickelt bist.«
»Ich bin nicht verwickelt !«
»Aber deine Frau.«
»Das alles ist ein Riesenirrtum.«
»Was soll ich davon halten ? Ich hab ’ne schwierige Zeit hinter mir. Was hab ich nicht schon alles versucht, Objektschutz, Personenschutz, Schnüffeleien in Eheangelegenheiten und bei Versicherungsbetr ug . Na ja, im Moment arbeite ich an einem Buch, ich war doch schon immer ganz gut im Berichteschreiben.«
»Deine Berichte waren das Letzte, schlampig und lückenhaft.«
»Nimm den Mund nicht zu voll, Hilmar. In dem Buch geht es um True Crime, wenn du verstehst, was ich meine. Ich schreibe unter einem Pseudonym, der Name ist aber auch schon alles, was ich abgewandelt habe. Es wird sich um wahre Fälle drehen, und mein Storyhöhepunkt ist die Akte Theresa Landsberg.«
Hilmar straffte die Schultern, dabei meldete sich ein stechender Schmerz, und er zuckte zusammen.
»Was ist das eigentlich für eine hübsche Verletzung ? Hast du die aus einem Einsatz ?«
»Schluss jetzt ! Kommen wir zur Sache. Du hast dreißig Sekunden Zeit.«
»Na schön, ich liefere dir das Beweismittel, verzichte auf die Theresa-Story in meinem Buch und verlange dafür nichts weiter als einen kleinen Gefallen.«
»Und der wäre ?«
Lukas Kilian grinste breit. Er war blass, abgemagert, sein dunkles Sakko an den Ärmeln abgewetzt .
Hilmar stieg die Zornesröte ins Gesicht: »Bilde dir nur nicht ein, dass du es jemals wieder zurück in unsere Reihen schaffst.«
»Ach, ich weiß ja, mein Ruf ist dahin. Du wirst schon noch merken, wie das ist, Landsberg, so eine Karriere ist schnell den Bach runter.«
Hilmar presste die Lippen zusammen.
»Du fuchtelst mit der Waffe rum, weil du Stress hast, du hast einen miesen Tag erwischt, du brüllst, tobst, und plötzlich ist deine eigene Frau in der Schusslinie. Aber du wolltest doch nicht abdrücken, niemals wolltest du abdrücken. Du hast diese Frau geliebt, sie war dein Halt, dein Leben, alles. Verdammt, Hilmar, ein einziger Tag. Sie erzählt es einer Freundin, die Freundin einem Kollegen von der Kripo. Der kann
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