Die Totentänzerin: Ein Fall für Nils Trojan 3 - Psychothriller (German Edition)
die Beweismittel in der Hand, die Ihre Frau belasten. Das Material reicht aus, sie der Täterschaft zu überführen. Und das nicht nur an einem Mord, sondern an einer ganzen Serie. Ich werde Ihre Kollegen nicht benachrichtigen, wenn Sie von nun an strikt meine Anweisungen befolgen.«
»Das ist …«
»Halten Sie den Mund ! Ich nenne Ihnen nun eine Adresse. Wenn Ihnen etwas daran liegt, dass Ihre Frau noch irgendwie heil aus der Sache herauskommt, sollten Sie verdammt noch mal schleunigst Ihren Arsch hierherbewegen.«
F ür einige Sekunden war Landsberg wie gelähmt. Dann ging er ins Schlafzimmer, klemmte das Telefon zwischen Schulter und Ohr, rückte die Wäschekommode von der Wand ab, kniete sich hin und nahm die gelockerte Bodendiele heraus.
Aber die Schatulle, die er darunter versteckt hatte, das Kästchen, in dem sich Carlotta Torwalds Brille, das rote Halsband und der Schlüssel zu der Wohnung von Mara Hertling und Ulrich Tretschok befand, war fort.
Ihm brach der Schweiß aus, sein Puls raste.
»Sind Sie noch dran, Bulle ?«
»Ja.«
»Das ist gut.« Der Anrufer lachte höhnisch. »Ich denke, Sie haben den Ernst der Lage kapiert, oder etwa nicht ?«
Was sollte er nur tun ?
Und schließlich traf Landsberg eine Entscheidung.
Um einen ruhigen Tonfall bemüht fragte er den Anrufer, wo er ihn treffen könne.
Mikael Ziemann sah aus, als habe er in letzter Zeit nicht eine einzige Minute Schlaf gefunden. Seine Augen waren gerötet, die Schatten darunter so tief, dass Trojan den Impuls verspürte, nach seiner Hand zu greifen, um sie zu drücken, doch der Junge hielt beide Arme vor der Brust verschränkt und machte den Eindruck, als sei ihm jegliche Form menschlicher Berührung unangenehm. Zusammengesunken saß er auf dem Bett seines Zimmers und fixierte einen Punkt an der Wand. Frau Ziemann war kaum imstande, ihren Sohn unbeaufsichtigt zu lassen, doch Trojan hatte darauf bestanden, das Gespräch ohne sie zu führen.
Z ö gerlich nahm Mikael seine Kopfhörer ab, aus denen Fetzen kruder Hip-Hop-Beats drangen.
»Ein Staubsaugerroboter«, sagte er und blickte Trojan finster an. »Ja, so einen hat Carlotta mal besessen.«
»Wann war das ?«
»Ist noch nicht lange her. Vor zwei, drei Wochen, sie hat gesagt, das sei ein Werbegeschenk.«
»Wofür ?«
»Ein Zeitungsabo, glaube ich. Sie wissen doch, da quatscht dich jemand auf der Straße oder im Café an, du unterschreibst einen Wisch und bekommst für eine Weile die Zeitung zugeschickt. Und als Dankeschön kriegst du ein Geschenk.«
So könnte sich der Täter seine Opfer ausgesucht haben, dachte Trojan. Oder die Täterin. Er oder sie beobachtet die Paare durch die versteckte Kamera in dem als Werbegeschenk getarnten Gerät, bis die Nacht gekommen ist, in der sie sterben müssen.
Er schluckte.
»Merkwürdigerweise kam aber gar keine Zeitung. Dafür wurde der Staubsauger geliefert.«
»Hat ihn jemand vorbeigebracht ?«
»Der traf mit der Post ein, glaube ich.«
Trojan bemerkte das Kribbeln in seinen Fingern, das ihn immer überkam, wenn er sich einem wichtigen Punkt in den Ermittlungen genähert hatte.
»Kannst du dich an einen Absender erinnern ?«
Ein kaum wahrnehmbares Kopfschütteln. Vermutlich war der Junge von einem starken Medikament sediert.
Trojan hatte Mitleid mit ihm, plötzlich musste er an Emily denken. Niemals sollte ihr etwas Böses zustoßen. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als dass er mehr Zeit für sie hätte.
»Habt ihr den Karton aufbewahrt ?«, fragte er.
Nur die Ahnung eines Zuckens um die Mundwinkel. »Nein, glaube ich nicht.«
»Wo ist der Roboter jetzt ?«
Der Junge schniefte verächtlich. »Was bringt das alles noch ? Mein Vater ist tot. So ein Scheißteil macht ihn auch nicht wieder lebendig.«
»Mikael, ich weiß, du hast Entsetzliches durchgemacht, aber bitte erinnere dich. Wo ist dieses Gerät ? Wir konnten es in der Wohnung in der Nansenstraße nämlich nicht finden. «
Der Junge schwieg.
»Du willst doch auch, dass wir den Mörder deines Vaters und seiner Freundin fassen. Also hilf uns bitte.«
Endlich sagte Mikael leise: »Carlotta hat den Roboter eine Zeit lang ausprobiert. Auch ich hab das Ding mal bedient. Ist schon ziemlich praktisch, aber irgendwie hat es sie gestört, dass es so eigenmächtig in der Wohnung herumkurvte. Ich denke, sie fand es auch ein bisschen unheimlich. Aber warum interessieren Sie sich eigentlich dafür ?«
Trojan wollte ihm nichts von der versteckten Webcam verraten, also sagte er
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