Die Totentänzerin: Ein Fall für Nils Trojan 3 - Psychothriller (German Edition)
besten Freundin zu einer vierwöchigen Tour durch die kanadische Wildnis aufbrechen würde, die schon vor Monaten geplant gewesen sei und sich nicht mehr verschieben ließe.
»Nein, nein, du störst überhaupt nicht. Aber ich hab dich erst morgen zurückerwartet.«
Sie lachte. »Da musst du dich wohl geirrt haben.«
»Du hast mir doch in deiner E-Mail geschrieben …«
»Vielleicht wollte ich nur nicht, dass du mich vom Flughafen abholst !«
Und er hatte schon überlegt, ob er Blumen kaufen sollte.
»Jedenfalls bin ich wieder da.«
»Wie war es in Kanada ? Erzähl !«
»Es war einfach traumhaft, diese Natur, die Einsamkeit, die Weite, ich … ach Nils, es war wunderschön. Stell dir vor, ich habe Bären gesehen. Und einen Elch.«
»Hast du Fotos gemacht ?«
»Die Speicherkarte ist voll.«
»Musst du mir alle zeigen.«
»Unbedingt.«
Sein Herz klopfte.
»Schön, dass du wieder da bist.«
»Ja, und es ist schön, deine Stimme zu hören. Wie geht es dir ?«
Es war seltsam, seitdem er die Therapie bei ihr abgebrochen hatte, damit sie sich näherkommen konnten, war ihm bei dieser Frage noch immer so, als würde er ihr in der Praxis gegenübersitzen. Er dachte an die Panikattacke zurück, die ihn in der letzten Nacht heimgesucht hatte. Diese Angstzustände trafen ihn noch immer mit voller Wucht, und nichts half dagegen, gar nichts.
»Gut. Ja, gut.«
Wieder entstand eine Pause.
Dann fragte sie: »Willst du morgen Abend zu mir kommen ? Heute hänge ich noch im Jetlag, aber morgen bin ich bestimmt wieder okay. Ich würde für uns kochen, was hältst du davon ?«
»Das ist toll. Ich bringe den Wein mit.«
Sie plauderten noch eine Weile, dann war das Gespräch zu Ende.
Trojan kroch, nackt wie er war, in sein Bett, verschränkte die Hände hinterm Kopf und gab sich seinen Träumen hin.
Die Gedanken an die verstörende Begegnung mit Theresa Landsberg waren wie weggefegt.
»Und wenn der Kuchen nun vergiftet ist ?«
»Unsinn.«
Paul war endlich da, er stand im Schlafzimmer, trug den flauschigen Bademantel, den sie für ihn ausgesucht hatte, und putzte sich die Zähne. Seine Anwesenheit beruhigte sie ein wenig. Er ging ins Bad, um den Schaum auszuspucken, und Carlotta folgte ihm. Sie war so aufgewühlt, dass sie ihm nicht mehr von der Seite weichen wollte.
»Ich hab im Internet nachgeschaut, eine Firma namens Happy Cake gibt es nicht.«
»Vielleicht hast du den Namen falsch verstanden«, sagte Paul, »oder dieser Lieferservice ist noch neu und …«
»… und hat noch keine Website ?«
Carlotta sah ihn stirnrunzelnd im Spiegel an.
Er spülte seinen Mund aus, dann wandte er sich um und zog sie an sich. »Komm her, meine Süße, sei unbesorgt, die Frau hat sich in der Tür geirrt, das ist alles.«
»Ich schmeiß den Kuchen weg !«
»Das wäre aber schade, du hast doch gesagt, er ist so lecker.«
»Mir ist übel davon.«
Paul hatte eine Art, sie mit beiden Armen zu umgreifen, dass sie jedes Mal ganz schwach wurde, und dann kitzelte er sie, und sie konnte wieder lachen. »Okay, ich bin vielleicht ein bisschen hysterisch geworden.«
»Nein, bist du nicht, aber jetzt vergiss diese Frau mal und entspann dich.«
Kurze Zeit später lagen sie nebeneinander im Bett, sie drückte sich fest an ihn.
»Würdest du mir wirklich mal einen Kuchen schicken ?«
»Na klar doch. Nur darfst du nicht daran denken, sonst ist es keine Überraschung mehr.«
Er lächelte sie an.
Sie hatte sich den Abend so verlockend ausgemalt, doch nun war sie nicht mehr in Stimmung. Paul nahm es ihr nicht übel, er hielt sie einfach im Arm.
Es dauerte nicht lange, und er war eingeschlafen. Sie befreite sich vorsichtig von ihm, so leicht würde sie nicht zur Ruhe kommen. Eigentlich wollte sie noch einmal aufstehen, um ein Glas Milch zu trinken, dabei wäre sie aber wieder gezwungen, auf diesen Kuchen zu starren, und der war ihr unheimlich. Paul sollte ihn in den Müll werfen, gleich morgen.
Plötzlich hörte Carlotta ein Geräusch im Flur.
Schlagartig wich ihr das Blut aus dem Kopf.
Sie lauschte.
War da jemand ?
»Paul«, sagte sie, »Paul ! Wach auf.«
Carlotta rüttelte an ihm. Aber Paul hatte einen tiefen Schlaf. Er gab nur einen Seufzer von sich.
Sie horchte angestrengt in die Dunkelheit hinein.
Hatte sie sich vielleicht geirrt ?
Nein, da war es wieder, die Dielen knarrten, draußen im Flur.
Sie wollte die Nachttischlampe anknipsen, doch ihre Bewegungen waren so fahrig, dass sie sie umriss. Mit einem Scheppern fiel sie
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