Die Totentänzerin: Ein Fall für Nils Trojan 3 - Psychothriller (German Edition)
zu Boden.
Endlich schlug Paul die Augen auf.
»Was ist denn los ?«
Carlotta konnte nicht antworten. Sie starrte zur Schlafzimmertür hin.
Unter dem Spalt brannte Licht.
Paul schien ihren Blick bemerkt zu haben, denn er richtete sich auf.
Carlotta tastete nach seiner Hand. Ihr Herz hämmerte.
Daraufhin ging alles sehr schnell.
Die Tür flog auf, da war ein Schatten.
Schon stand jemand an ihrem Bett.
Sie sah einen Arm herabsausen und hörte ein dumpfes Geräusch.
Paul stöhnte auf, sein Gesicht verzerrte sich zu einer Fratze. Dann sackte er auf sie, warm sickerte sein Blut auf ihre Haut.
Sie schrie seinen Namen. Wieder und wieder wollte sie schreien, doch da beugte sich jemand über sie, und eine Hand verschloss ihr den Mund.
In diesem Augenblick ahnte Carlotta, dass der Alptraum gerade erst begonnen hatte.
Drei
Er hasste seinen Sportlehrer. Besonders wenn der die Geräte aufstellen ließ. Ballspiele waren noch erträglich, aber Barren und Bock gaben ihm den Rest. Mikael schwitzte unter den Achseln, obwohl er sich noch nicht viel bewegt hatte.
Die Jungs vor ihm lösten die Aufgabe mit Bravour. Herr Reinhard lächelte zufrieden. Doch dann heftete er den Blick auf Mikael und wurde ernst.
»Du bist dran !«
Er zog die Luft ein. Diesmal musste er es schaffen, um sich bloß nicht wieder vor den anderen zu blamieren. Er nahm Anlauf und rannte los. Bemühte sich, jeden Gedanken an seinen letzten gescheiterten Versuch auszublenden, als er am Bock hängen geblieben war. Er konzentrierte sich ganz auf die Schrittfolge, doch kurz bevor er vom Boden abhob, wusste er bereits, dass es schiefgehen würde.
Entsetzt versuchte er abzustoppen, aber es war zu spät. Er prallte gegen den Bock und stürzte. Die Klasse johlte, als er sich vom Boden aufrappelte.
Die Brille von Herrn Reinhard war beschlagen. Er schien selbst zu schwitzen, vielleicht vor Verachtung. Mikael wusste, dass der Sportlehrer ihn nicht leiden konnte. Und dafür hasste er ihn noch mehr.
Irgendwie ging die Stunde vorüber, und zum Glück war es die letzte. Mikael trottete erst nach allen anderen in die Umkleidekabine.
Unauffällig bleiben, dachte er, nur ja keine Angriffsfläche bieten. Nachdem er sich umgezogen hatte, trödelte er über den Schulhof hin zur Straße, bald darauf hatte er die Stufen zum U-Bahnhof erreicht.
Die Fahrt über musste er sich betäuben. Er versuchte es mit Lady Gaga , ihr neues Album hatte er sich auf den iPod geladen. An der Berliner Straße stieg er um und fuhr mit der U7 zum Hermannplatz, denn es war Mittwoch, und mittwochs schlief er immer bei seinem Vater.
Gegen drei Uhr am Nachmittag schloss er die Wohnungstür in der Nansenstraße auf.
Niemand schien zu Hause zu sein. Mikael nahm seinen Rucksack ab, hängte die Jacke auf und ging in das kleine Zimmer, das sein Vater für ihn hergerichtet hatte, nachdem er mit Carlotta zusammengezogen war.
Er setzte sich in den Sessel am Fenster und spielte ein Computerspiel. Sein Vater war bestimmt noch bei der Arbeit. Und Carlotta ? Er interessierte sich nicht besonders für sie. Sie war zwar in Ordnung, mehr aber auch nicht. Seine Mutter war der Meinung, Carlotta sei viel zu jung für seinen Vater, aber er hatte längst durchschaut, dass sie bloß eifersüchtig war, denn obwohl die Trennung schon ein paar Jahre zurücklag, hatte sie noch immer keine neue feste Beziehung.
Als er hungrig wurde, ging er in die Küche und schmierte sich ein Brot. Dabei hielt er plötzlich inne.
Etwas hatte ihn schon beim Hereinkommen irritiert. Die Schlafzimmertür war verschlossen, dabei legte Carlotta doch Wert darauf, dass tagsüber alle Türen offen standen, auch seine, weswegen es einmal zum Streit gekommen war. Carlotta hatte behauptet, er würde sich nur immer in seinem Zimmer verschanzen, wenn er mittwochs zu Besuch kam, worauf sein Vater zu seiner Verteidigung gesagt hatte, Jungs in seinem Alter bräuchten ihre Privatsphäre.
Manchmal nervten sie, alle beide.
Mikael zuckte mit den Achseln, nahm sich einen Teller und das Wurstbrot und ging wieder in sein Zimmer.
Doch der Gedanke an die verschlossene Tür ließ ihn nicht mehr los, und eine merkwürdige Unruhe packte ihn. Also stand er wieder auf, um nachzusehen.
»Papa ? Carlotta ?«
Er lauschte.
Vielleicht war ja einer von beiden krank und im Bett geblieben. Da niemand antwortete, öffnete er die Tür einen Spalt.
Die Vorhänge waren zugezogen. Seine Augen mussten sich erst an das Halbdunkel gewöhnen.
Schließlich sah er den
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