Die Totentänzerin: Ein Fall für Nils Trojan 3 - Psychothriller (German Edition)
Sauer vermutete, irgendwie müsste er sie zu fassen kriegen. Da war Jana, sie hockte auf dem Bett, ihre Schreie waren verstummt. Sie hatte die Decke an sich gerissen, hielt sie vor ihrem Körper umklammert. Ihre Augen waren geweitet, angststarr, sie war wie paralysiert in diesem irreal lunaren Licht.
Er versuchte ihr ein Zeichen zu geben, doch sie reagierte nicht, und schon traf ihn ein Faustschlag am Kinn. Er war benommen, schüttelte sich, dann holte er zum Gegentreffer aus und traf die Lederkluft dort, wo der Solarplexus sein musste. Weiter, dachte er, weiter, nicht nachlassen.
Und noch einen Treffer landete er und noch einen, er hörte das Keuchen unter dem Helm, und das feuerte ihn an.
Ein letzter Schlag.
Nun umklammerte er mit beiden Händen den Hals und drückte zu, lange, bis der Widerstand schwächer wurde.
Vom Bett kam ein leises Wimmern, dann war Jana wieder still, so still, als sei etwas in ihr abgestorben.
Schließlich glitt seine Hand über das Visier des Helms. Er wollte es aufschieben. Er war kurz davor.
Gleich würde das Gesicht zum Vorschein kommen.
Er war kurz irritiert, bemerkte, wie sich der rechte Lederarm zur Seite ausstreckte.
Die Hand tastete nach etwas.
Der Hammer am Boden, durchfuhr es ihn.
Doch da war es schon zu spät, er konnte den Schlag nur noch leicht abstoppen, indem er den Ellenbogen hochriss.
Jana stieß wieder einen Schrei aus, gellend, irr, als ihn der Hammer am Kopf traf.
Etwas explodierte in seinem Hirn.
Er sackte zusammen.
Siebenunddreißig
Der Raum war hell und freundlich. An den weißgestrichenen Wänden hingen ein paar abstrakte Bilder in pastelligen Farben. Ein intensiver Geruch strömte in ihre Nase. Sie konnte erst nicht zuordnen, was es war, doch dann entdeckte sie die Duftlampe auf dem kleinen Tischchen, unter der ein Teelicht flackerte, und schon war sie sich sicher, dass es sich um Orangenöl handelte, eine Essenz, die angeblich für gute Träume sorgte, das hatte sie einmal in einem Magazin gelesen.
Theresa schaute zu den beiden Fenstern hin, die cremefarbenen Vorhänge waren beiseitegeschoben und gaben den Blick frei auf einen Baum, dessen Laub im Oktoberlicht erstrahlte. Im Hintergrund stand eine Brandmauer, die mit Wein überrankt war.
Wo war sie hier ?
Vollständig angezogen lag sie auf einer rubinroten Chaiselongue mit einem edlen Rosenmuster. Sie schien geschlafen zu haben, mehrere Stunden lang, tief und fest, so kam es ihr vor.
»Wie geht es dir ?«, fragte plötzlich eine Stimme.
Erschrocken hob sie den Kopf von der Unterlage.
Vor ihr saß jemand, aufrecht auf einem Stuhl, und lächelte sie an. Sie kannte diese Person.
Theresa ließ den Kopf wieder sinken und blickte zur Zimmerdecke hinauf. Nun erkannte sie auch den Raum wieder.
»Wie bin ich hierhergekommen ?«, fragte sie.
»Dein Mann hat dich hierhergebracht.«
»Hilmar ?«
Die Person auf dem Stuhl nickte.
»Wo ist er ?«
»Zu Hause. Er ist deinetwegen in großer Sorge.«
Eine Erinnerung flackerte auf. Sie war doch in der Gartenlaube gewesen. Sie hatte von der Hühnersuppe gegessen. Und was war dann passiert ? Sie wusste es einfach nicht. Ein dunkles Loch tat sich vor ihr auf.
»Wie hat er mich gefunden ?«
»Er griff dich auf der Straße auf. Du warst in einem erbärmlichen Zustand.«
»Was ?«
»Er bat mich, mit dir zu sprechen. Er sagte, du hättest einen Haufen Sorgen und Probleme, die dir allmählich über den Kopf gewachsen seien.«
Die Person auf dem Stuhl räusperte sich.
»Zeit, sich endlich alles von der Seele zu reden, h öchste Zeit. Wollen wir vielleicht an dem Tag anfangen, als du einer gewissen Carlotta Torwald einen Kuchen gebacken hast ?«
Der Kuchen. Ihr Besuch bei dieser Frau. Es versetzte ihr einen Stich.
»Das war nicht ganz freiwillig, nicht wahr ? Man hat dir einen anonymen Brief zukommen lassen. Darin hieß es, man habe dich dabei beobachtet, wie du bei deiner Freundin Mara Hertling heimlich ein und aus gingst.«
»Woher weißt du das alles ?«
»Dein Mann hat mir einige Informationen zusammengestellt. Ermittlungsergebnisse. Unterschätze nicht seine Arbeit.«
Das Blut schoss ihr in den Kopf.
»Du brauchst keine Angst zu haben. Es ist alles mit ihm abgesprochen. Solltest du etwas Unrechtes getan haben, wirst du dafür juristisch nicht belangt werden, das kann er dir versichern. Denn vorsichtig ausgedrückt,warst du in letzter Zeit nicht ganz zurechnungsfähig.«
Theresa schnappte nach Luft. »Er will mich in die Psychiatrie einweisen
Weitere Kostenlose Bücher