Die Totentänzerin: Ein Fall für Nils Trojan 3 - Psychothriller (German Edition)
für uns beide , und ich wusste nicht, wie du es aufnehmen würdest. Es war längst an der Zeit, mich mal wieder intensiver um meinen Bruder zu kümmern. Und er war so glücklich dort. Es hat ihm so gut gefallen.«
»Jana, das hättest du mir wirklich sagen können.«
»Verzeih, es war ein Fehler.«
»Die beste Freundin war also eine glatte Lüge ?«
»Eine Notlüge. Bitte sei nicht sauer auf mich, ja ?«
Er atmete tief durch.
Und plötzlich begriff er, wie groß die Scham war, die Jana wegen ihres Bruders empfand.
»Okay«, sagte er nach einer Pause. »Ich denke, Boris bleibt ein schwieriges Thema für uns .«
»Ja, also lassen wir es für heute gut sein.«
»Einverstanden. Hast du Hunger ? Ich könnte uns eine Kleinigkeit kochen.«
Sie lächelte. »Lieber nicht.«
»Wie wär’s mit einem Wein ?«
»Sehr gern.«
Wenig später saßen sie bei Kerzenlicht am Küchentisch, stießen mit den gefüllten Gläsern an, und plötzlich lag ihre Hand in der seinen, und seine Verstimmung wegen Boris verflog, und ein Glücksgefühl breitete sich in seiner Brust aus.
Doch als Jana erwähnte, sie habe in der Zeitung gelesen, dass wieder ein Liebespaar ermordet worden sei, krampfte sich alles in ihm zusammen.
»Habt ihr schon einen Tatverdächtigen ?«
Er nickte.
»Willst du mir davon erzählen ?«
»Soll ich uns den Abend verderben ?«
»Aber Nils, ich sehe dir doch an, wie sehr dich dieser Fall belastet.«
Und so berichtete er ihr von den Einzelheiten der Ermittlungen, der Entdeckung der rätselhaften Wohnung am Rathenauplatz, den Hinweisen, die Theresa Landsberg belasteten, der Festnahme von Andras Hoffstätter und dem Verhör.
Schließlich räumte er ein, dass er sich anfangs um eine Durchsuchung der Landsberg’schen Wohnung gedrückt, sie aber vor etwa drei Stunden doch noch angeordnet habe.
»Obwohl ihr diesen Hoffstätter gefasst habt ?«
»Ja, denn mittlerweile gibt es berechtigten Zweifel an seiner Schuld.«
»Wieso ?«
»Zugegeben, von ihm stammt das rote Halsband, und das belastet ihn schwer. Und in der Vernehmung konnte er mir auch kein wasserdichtes Alibi für die beiden letzten Tatzeiten nennen. Doch urplötzlich taucht sein Anwalt bei uns auf und verliest eine Erklärung seines Mandanten. Und darin heißt es, dass er eindeutig nachweisen kann, wo er in der Nacht gewesen ist, in der das erste Paar ermordet wurde.«
Jana hob die Augenbrauen.
Trojan stieß die Luft aus. »Er war nämlich vom fünfundzwanzigsten bis zum achtundzwanzigsten September auf einer Medizinertagung in Lüneburg. Wir haben die Bestätigung bereits eingeholt.«
»Und von dort kann er sich nicht heimlich entfernt haben ?«
»Möglich, aber unwahrscheinlich. Vorerst bleibt er in Untersuchungshaft. Wegen dieser Neuigkeit aber war ich erst recht gezwungen, meine Leute anzuweisen, den Durchsuchungsbeschluss für die Räume in der Suarezstraße umzusetzen. Ich konnte Landsberg vorher nicht mal erreichen. Sein Handy ist schon seit längerer Zeit ausgeschaltet. Mittlerweile mache ich mir große Sorgen um ihn.«
»Es war dir sehr unangenehm, in seine Privatsphäre einzudringen, nicht wahr ?«
Er nickte.
»Das kann ich gut verstehen. Du schätzt Landsberg sehr, hab ich recht ?«
Wieder nickte er.
»Was hat die Durchsuchung denn ergeben ?«
»Nichts, was irgendetwas über den Aufenthaltsort von Theresa preisgeben würde. Und wir haben auch keine Unterlagen, Notizen, ja nicht einmal einen Computer mit Dateien gefunden, die sie in irgendeiner Form belasten könnten. Aber wir haben eine Haarprobe aus ihrem Kamm entnommen, um die DNA mit dem Haar auf dem Bett des ermordeten Paares in der Joachim-Friedrich-Straße abzugleichen.«
»Und ? Habt ihr schon ein Ergebnis ?«
»Ja. Es ist leider so, dass die DNA übereinstimmt.«
Jana nagte an ihrer Unterlippe. »Das heißt also, Theresa Landsberg war am Tatort.«
»Hmm.«
»Und Hoffstätter hat mit den Morden nichts zu tun ?«
»So wie es aussieht: nein. Allerdings ist er für den Tod dieses jungen Mädchens verantwortlich, und dafür will ich ihn noch drankriegen.«
»Aber was ist mit dem Halsband ?«
»Es könnte Mara Hertling gestohlen worden sein. Von ihrem Mörder. Oder ihrer Mörderin. «
Urplötzlich war ihm, als würde sich das Zimmer um ihn herum drehen. Er rang nach Luft, griff nach ihrer Hand.
»Ganz ruhig«, sagte sie leise.
Es war wieder diese Panik. Würde das denn nie aufhören ? Ausgerechnet vor Jana in diesem Zustand zu sein war ihm zutiefst
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