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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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wegen Jadoras Äußerung genervte Blicke zu. Bevor jedoch einer schroff darauf reagieren konnte, ergriff Elea das Wort. „Ich glaube, es ist vergeudete Zeit, darüber zu spekulieren, worauf der Stein reagiert oder worauf nicht. Ich muss mich einfach darauf verlassen, dass er in meinem Sinne funktioniert und mir den Weg zu dem Drachen weist. Also lasst uns das Lager abbrechen und weiterreiten“, sagte sie mit einer für sie ungewohnt ausdruckslosen Stimme. Elea war bereits im Begriff aufzustehen, als Maél sie zurückhielt. „Elea, geht es dir gut?“
    „ Was denkst du wohl?! Ich soll das Menschenvolk auf einem Drachen fliegend retten, während der Mann, den ich liebe, mir gerade gesagt hat, dass unsere Liebe in ein paar Tagen enden soll, wo sie doch noch gar nicht richtig angefangen hat“, erwiderte sie in halb resigniertem und halb vorwurfsvollem Ton. Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und verschwand in Richtung dichten Gebüsches. Jadora und Finlay sahen ihr betreten hinterher, während Maél sich ruckartig erhob und sich übereifrig daran machte, Arok zu satteln und zu beladen. Er konnte weder die quälenden Blicke der beiden Männer ertragen noch deren unangenehme Fragen beantworten. Er hatte genug damit zu tun, den Gefühlssturm, der in ihm tobte, zu bezwingen.
     

    Elea hatte ihre Sachen bereits gepackt und sattelte Shona. Die Männer waren noch damit beschäftigt, die Zelte abzubauen und die Pferde zu beladen. Maél und Finlay warfen immer wieder besorgte Blicke zu ihr hinüber. Sie streichelte ihre Stute ausgiebig und vermittelte ihr ihre Gefühle, die sie momentan beschäftigten. Shona drehte immer wieder ihren Kopf zu ihr und knabberte sanft an ihrer Schulter. Diese zärtliche Geste des Pferdes, das sie erst einen Tag kannte, hatte etwas so Tröstliches, dass Elea sich nach noch mehr Trost suchend mit ihrem ganzen Körper an die Seite von Shona lehnte. Sie spürte plötzlich eine Wärme, die sich immer weiter in jeden noch so kleinen Winkel ihres Körpers ausbreitete und ihr Zuversicht und Mut schenkte. Sie wurde unvermittelt aus dieser so angenehmen Empfindung gerissen, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte. „Elea, wir sind soweit. Ich denke, es wäre besser, wenn du heute bei mir vorne auf Arok mitreitest. Wir müssen unbedingt schneller vorwärtskommen. Wir können nicht noch einen Tag im Schritt weiterreiten. Du trinkst am besten eine ordentliche Menge von dem Betäubungstrank. Dann kannst du in meinem Arm schlafen.“ Maél sah Elea unsicher in Erwartung dessen an, was sie ihm auf diesen Vorschlag hin antworten würde, nachdem sie sich zuvor am Lagerfeuer ihm gegenüber so bissig und abweisend verhalten hatte. Sie musste nicht lange über die Antwort nachdenken, die sie ihm gab. „Und was passiert mit Shona?“
    „ So wie ich sie einschätze, wird sie dich inzwischen überallhin begleiten. Wir werden ihre Leine gar nicht am Sattel befestigen müssen. Du wirst sehen, sie wird dir nicht von der Seite weichen. Jadora hat mit ihr wirklich eine gute Wahl getroffen und damit meine ich nicht die Farbe ihres Fells“, sagte er mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen und einem zwinkernden Auge, woraufhin sich Elea ebenfalls ein Lächeln nicht verkneifen konnte. Ohne ein weiteres Wort holte sie aus ihrem Rucksack die Flasche des Heilers und trank dass bittere Gebräu in einem Zug leer. Dann ließ sie sich vorsichtig von Maél auf Arok setzen, der sich sogleich hinter sie setzte. Bevor Maél jedoch los galoppierte, löste er Eleas Fellumhang von ihrem Rucksack, der an Shonas Sattel befestigt war, und wickelte sie vorsichtig darin ein. „Wenn dir unser schneller Ritt, bevor das Bilsenkraut wirkt, noch zu große Schmerzen bereitet, dann musst du es mir sagen. Dann reiten wir erst etwas langsamer, bis du eingeschlafen bist.“ Elea nickte wortlos. Jetzt, da sie auf Arok saß, hatte sie auch das erste Mal an diesem Tag ein Auge für den Himmel. Sie kannte sich nicht gut mit Schneewetter und den dazugehörigen Anzeichen aus. Die Wolkendecke, die sich schwer auf das Blau des Himmels gelegt hatte, war jedoch lückenlos und schien von einer undurchdringbaren Dicke zu sein – so dick, dass Elea das Gefühl hatte, sie würde nur wenige Fuß über ihrem Kopf schweben. Da sie bisher noch nie einem solchen wolkenschweren Himmel begegnet war, schloss sie daraus, dass sie bald mit Schnee zu rechnen hatten, und zwar in einer für sie bisher noch nie erlebten Menge.
    Nach einer kurzen Weile spürte sie

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