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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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Trennung von Maél immer näher rücken lassen. Elea hatte das Gefühl, dass sie sich auf einem schmalen Grat befand, mit einem Abgrund direkt vor und hinter ihr. Wie sollte sie nur einen Ausweg aus dieser Situation finden? Während der Reise nach Moray überkam sie immer wieder das Gefühl, dass ihre Liebe zu Maél keine Zukunft hatte. Sie musste es also akzeptieren lernen, je früher desto besser, so bitter es auch war. Vielleicht durfte sie einfach nicht mehr so egoistisch sein und nur an sich denken, sondern an ihre Bestimmung. Von ihrem Erfolg oder Scheitern hing immerhin das Leben des Menschenvolkes ab. Sie beschloss, diesen Gedanken zukünftig in ihrem Innern zu hegen und zu pflegen. Sie musste ihr Glück, hinter das der anderen stellen. Laut der Prophezeiung war sie der „letzte Hoffnungsschimmer“ der Menschen. Also durfte sie den Erfolg ihrer Mission nicht wegen einer hoffnungslosen Liebe aufs Spiel setzen.
    Nachdem sie mit diesem Gedanken wieder einigermaßen zu einer gefassten Haltung gefunden hatte, ging sie zu den anderen nach draußen. Sie wurde sogleich schockartig von einem eisigen Wind umfegt, der sie reflexartig noch die Kapuze ihrer Lederjacke über das Kopftuch ziehen ließ. Alle saßen bereits nahe um ein prasselndes Feuer und ließen sich ihre Gesichter wärmen. Es herrschte eine gedrückte Stimmung unter den Männern. Nur die sechs Krieger unterhielten sich mit gedämpfter Stimme, während Maél, Finlay und Jadora sich anschwiegen. Als die drei Männer sie erblickten, zwangen sich alle drei zu einem Lächeln, von dem eins gequälter war als das andere. Elea nickte zum Gruß nur knapp und setzte sich neben Maél. Jadora reichte ihr eine flache Holzschüssel mit Brot und Käse. Sie betrachtete die Schüssel als würde sie zum ersten Mal in ihrem Leben Brot und Käse sehen. Nach dem schrecklichen Traum und dem niederschmetternden Gespräch mit Maél verspürte sie nicht den geringsten Hunger. Als sie jedoch sah, wie Jadora ihr ermutigend zunickte und Maél ihr ebenfalls ein Zeichen gab, zu essen, überwand sie sich, in das Brot zu beißen. Nach einer Weile durchbrach sie zur Überraschung der anderen die Stille. „Meinem Traum zufolge, müsste uns mein Stein zu dem Drachen führen. Er hat sich bisher jedoch nicht bemerkbar gemacht.“
    „ Elea, ich habe schon mit Jadora und Finlay darüber beratschlagt, wie wir am besten vorgehen. Wir werden erst einmal den kürzesten Weg zum Akrachón nehmen, und dies möglichst schnell. Ich vermute, dass der Stein erst dort zu leuchten anfängt und uns dann die Richtung auf dieselbe Art und Weise zeigen wird, wie er es dir bereits im Sumpf getan hat, als du mich gefunden hast.“
    „ Eine Sache macht mir aber Sorgen. Er hat bisher immer nur geleuchtet, wenn böse und dunkle Mächte im Spiel waren: erst die merkwürdigen Kreaturen im Sumpf, dann die Sache im Stall, als ich von deinem Schlangenring nicht loskam und schließlich als Darrach in meine Nähe kam“, gab Elea zu bedenken. „Das hat gar nichts zu bedeuten. Bei mir leuchtet er auch nicht, obwohl ich unter Darrachs Bann stehe.“ Jadora begann, sich nervös zu räuspern. „Du stehst unter Darrachs Bann?! Soll das etwa heißen, dass er ein Zauberer ist?“, wollte der Hauptmann ungläubig wissen. Maél sah ihn grimmig an. „Ja, das heißt es wohl, Jadora. Darf ich jetzt fortfahren?“ Jadora musste schwer schlucken und nickte mit großen staunenden Augen. „Ich denke, dass der Stein dir nicht nur dazu dient, den Drachen zu finden, sondern auch als eine Art Warnsignal, wenn dir Gefahr von finsteren Mächten droht.“
    Finlay hatte auch etwas zu diesem Thema beizutragen. „Vielleicht reagiert der Stein auch nur auf Magie – egal, ob sie nun gut oder böse ist. Ich kenne Maél schon viele Jahre, schon seitdem er als Junge zu uns an den Hof kam. An ihm ist nichts Magisches. Er ist eben nur zur Hälfe nicht menschlich, nicht mehr und nicht weniger.“ Obwohl er für diese Worte von Maél einen verdrießlichen Blick erntete, konnte dieser nicht umhin, ihm zuzustimmen. „Finlay könnte sogar damit recht haben. Der Bann, der auf mir liegt, macht aus mir kein magisches Wesen.“
    Jadora hatte schließlich ebenfalls noch etwas einzuwerfen, was jedoch die gerade entstandene Theorie wieder in Frage stellte. „Und warum leuchtet der Stein dann nicht die ganze Zeit über an Eleas Hals. Sie hat eindeutig etwas Magisches an sich. Darüber besteht kein Zweifel. Oder etwa nicht?“ Maél und Finlay warfen sich

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