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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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Die Verletzten werden nacheinander ins Zelt zu dir kommen. Als Erstes schicke ich dir Finlay.“ Er schnappte sich seine Felltunika und kroch aus dem Zelt. Es dauerte nicht lange, da erschien auch schon Finlays Kopf am Zelteingang. Elea hatte in der Zwischenzeit ihre Lederjacke angezogen, da sie vor Kälte zu zittern begonnen hatte. Als sich ihre Blicke trafen, lächelten sie sich unsicher zu. Finlay kam unbeholfen mit verbundenen Händen auf den Knien rutschend zu ihr gekrochen und setzte sich vor sie, ohne sie aus den Augen zu lassen. Das Schweigen hielt an. Elea holte verlegen ihren Rucksack und kramte die kleine Tasche mit dem heilkundigen Inhalt hervor. Dann sah sie wieder Finlay ins Gesicht, der sie immer noch mit einem undurchschaubaren Blick betrachtete. Elea wurde das Schweigen allmählich unangenehm, also durchbrach sie mit zaghafter Stimme die Stille, während sie den Verband an Finlays Händen vorsichtig löste. „Ich hoffe, du hast jetzt nicht Angst vor mir, nachdem du gesehen hast, was ich gestern mit meiner Magie getan habe. Ich bin immer noch dieselbe Frau, die...“
    „ Wie kommst du darauf, dass ich Angst vor dir habe, Elea. Ich habe vielleicht Ehrfurcht vor dem, was du getan hast, aber Angst habe ich sicherlich nicht vor dir. Du hast mir das Leben gerettet. Noch ein paar Augenblicke länger und der Wolf hätte meine Kehle zwischen seinen Fängen gehabt. Elea du bist unglaublich! Du bist wirklich eine Frau mit magischen Kräften. Vielleicht bist du eine Hexe oder eine Fee oder beides. Maél hat tatsächlich Recht behalten. Er meinte, ich würde auf unserer Reise deine Magie selbst erleben. Au!“ Elea hatte mit einem Ruck die unterste Schicht des Verbandes von Finlays Hand gelöst, sodass dieser vor Schmerz aufschrie. „Entschuldige, aber du weißt genau, dass ich es nicht leiden kann, wenn man mich so bewundert. – Verdammt, Finlay! Sieht die andere Hand genauso schlimm aus?“ Als sie Finlays verbissene Hand sah, wurde es ihr ganz mulmig. „Ich fürchte, ja. Was meinst du? Werde ich sie verlieren?“, fragte der junge Mann mit belegter Stimme. Elea sah erschrocken auf. Die andere Hand befreite sie wesentlich behutsamer von dem Verband. „Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um das zu verhindern, Finlay.“ Auch ihre Stimme klang heiser.
    Sie verschwand eilig, kehrte aber nach ein paar Augenblicken schon wieder zurück. Sie hatte eine Flasche von Jadoras Branntwein geholt. Plötzlich bewegten sich die Zeltwände, sodass beide auf einmal unter freiem Himmel saßen. Finlay sah Elea fragend an. „Ich brauche Licht, um deine Hände besser untersuchen zu können. Und erst recht, wenn ich anfange zu nähen.“ Finlay nickte ihr verstehend zu und beobachtete beklommen jeden ihrer Handgriffe. Nach gründlicher Untersuchung der Hände kam Elea zu dem Ergebnis, dass die rechte Hand nur Fleischwunden hatte, die sie zm Teil nähen konnte. Bei der linken Hand fiel ihr Urteil jedoch nicht so hoffnungsvoll aus. „Finlay, der Zeigefinger ist so gut wie durchgebissen und die Sehnen vom kleinen Finger und Ringfinger ebenfalls. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich...“
    Maél und Jadora hatten sich inzwischen ebenfalls zu den beiden in die Hocke begeben und einen ernsten Blick auf Finlays linke Hand geworfen. Jadora räusperte sich, wie immer, bevor er etwas Unangenehmes zu sagen hatte.
    „ Ich schneide den Finger am besten ab, bevor er abstirbt und dir deinen Körper vergiftet. Zum Glück ist es die linke und nicht die rechte Hand. Du wirst dein Schwert also noch so gut wie eh und je schwingen können.“ Alle sahen entsetzt auf Jadora, einschließlich Maél, der nun auch schwer schlucken musste. Da Elea sich noch zu keiner Entscheidung durchringen konnte, säuberte sie schon einmal die rechte Hand mit dem Branntwein. Anschließend begann, sie die größere Bisswunden zuzunähen. Maél stand auf und begann, aufgebracht im Schnee hin und her zu stampfen. „Das wird den halben Tag oder noch länger dauern, bis du die Wunden versorgt hast. Verflucht! Wir verlieren kostbare Zeit.“ Ohne ein Blick von ihrer Arbeit zu wenden, entgegnete sie ihm in schroffem Ton: „Maél, ich werde so schnell wie möglich die Wunden versorgen, aber ich werde deswegen nicht weniger gründlich und gewissenhaft arbeiten.“ Bei den letzten Worten warf sie ihm einen bösen Blick zu und forderte die beiden Männer mit herrischer Stimme auf: „So und jetzt verschwindet! Beide! Ihr macht mich nervös.“ Jadora erhob sich

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