Die Traene des Drachen
kurzer Schmerz sein, der nicht viel größer sein wird, als die Schmerzen, die du schon die ganze Zeit aushalten musstest.“ Jadora umschloss Finlays Handgelenk mit einer Hand und drückte es fest auf die Unterlage. Elea schüttete noch etwas Branntwein über ihre Hände. Dann atmete sie einmal tief ein und aus, ergriff das kleine Messer und schnitt das bereits zerfetzte Gewebe mit einem kräftigen Schnitt durch. Finlay zuckte dabei zusammen und schrie laut auf. Elea tupfte sofort das Blut auf, um besser die Kochensplitter zu sehen. Diese zog sie dann vorsichtig mit der Zange heraus, wobei Finlay ebenfalls jedes Mal zusammenzuckte, wenn die Zange in sein Fleisch eintauchte. Auf ihrer und Finlays Stirn hatten sich inzwischen wieder Schweißtropfen gebildet, die sich schon einen Weg über ihre Gesichter bahnten. Finlay hielt die Augen immer noch geschlossen. Er beabsichtigte, sie erst zu öffnen, wenn Elea den Verband angelegt hatte. Dies dauerte jedoch eine Weile, da Elea die Nadel und den Faden erst aus der Hand legte, als sie vollkommen mit ihrer Arbeit zufrieden war. Anschließend trug sie noch ganz vorsichtig von Breannas restlicher Wundsalbe auf, bevor sie einen stabilen Verband anlegte.
„ Ich bin jetzt fertig, Finlay. Du kannst die Augen öffnen.“ Elea rieb sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn. Jadora nickte ihr noch bewundernd zu. Dann verließ er die beiden in Richtung Maél schreitend.
Finlay sah zuerst in Eleas traurige Augen und dann auf seine dick verbundenen Hände. Er machte einen gefassten Eindruck. „Finlay, es tut mir so leid, dass dir das zugestoßen ist. Es wird dir vielleicht kein Trost sein, aber ich glaube, es hätte wesentlich schlimmer kommen können. - Eine Sache beschäftigt mich allerdings schon die ganze Zeit. Du musst doch die ganze Nacht schreckliche Schmerzen gehabt haben?! Du hast sicherlich kein Auge zugetan.“
„ Ja. Das lag aber nicht nur an den Schmerzen, sondern auch an dem Umstand, dass ich mich zusammen mit dir unter ein Fell legen musste , weil du so ausgekühlt warst“, erwiderte Finlay mit einem amüsiertem Unterton in der Stimme. „Du musstest was?“, fragte Elea erschrocken. „Ja. Du hörst richtig. Maél bestand darauf, dass ich dich wärme, während er die Pferde suchen ging. Ja, also ich konnte auch nicht glauben, dass er das zuließ, wo er doch weiß, dass ich für dich ebenfalls etwas... empfinde. Er muss dich wirklich sehr lieben, wenn er sogar in Kauf nimmt, dass sein größter Rivale sich ein Schlaffell mit dir teilt.“ Elea kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Sie sah zu Maél hinüber, der jedoch von Jadora verdeckt war. Der Hauptmann redete mal wieder wie so oft heftig auf ihn ein.
„ Elea, ich weiß, du magst es nicht, wenn dich jemand bewundert. Aber danken darf ich dir doch dafür, was du eben für mich getan hast. Ich hätte es niemals geäußert, aber insgeheim hatte ich mir gewünscht, dass du diejenige bist, die den Finger von meiner Hand trennt.“ Er kam auf den Knien ganz nahe zu ihr herangerutscht und schlang unvermittelt seine Arme um sie. Auch Elea drückte ihn mit ihren Armen fest an sich. So verharrten die beiden eine Zeit lang, ohne dass der eine sehen konnte, dass dem anderen die eine oder andere Träne die Wangen hinunterlief. Elea löste sich schließlich von ihm. „Ich glaube, ich sollte mich jetzt um die anderen kümmern, falls es für Maél nicht schon zu spät ist.“
„ Ja. Du hast recht. Wo ist er eigentlich? Ich wundere mich schon die ganze Zeit, dass er sich vor Eifersucht nicht schon längst auf mich gestürzt hat“, sagte Finlay scherzend. Sie erhoben sich schwerfällig vom Boden, indem sie sich gegenseitig stützten. Wenige Augenblicke später stand auch schon Maél an ihrer Seite. „Wie geht es euch?“, fragte er beide mit unsicherer Stimme. Finlay antwortete als erster. „Den Umständen entsprechend. Heute Nacht brauche ich unbedingt von Eleas Zauberschlaftrunk. Bei den Schmerzen glaube ich kaum, dass ich ohne Betäubung schlafen kann.“ Seine Hände hoch haltend fuhr er fort: „Ich werde euch keine Hilfe mehr sein, eher ein Klotz am Bein. Am Besten wäre es, wenn ich wieder zurückreite. Ach, ich vergaß. Ich kann ja gar nicht reiten, mit diesen verfluchten Händen.“
„ Du bleibst bei uns und wir werden uns um dich kümmern, bis du deine Hände wieder einigermaßen gebrauchen kannst. Geh jetzt zu Jadora rüber. Er füttert dich, bevor wir losreiten.“ Finlay setzte sich schon mit müden
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