Die Traene des Drachen
bewegungslose Tier und durchschnitt ihm blitzschnell die Kehle. Während er ihn rasch von Eleas Körper wegschob, ließ sich Finlay neben ihn auf die Knie nieder. Sein Atem kam immer noch in Stößen. Maél hatte kein Auge für ihn. Er untersuchte Elea hektisch nach Bisswunden. Sie schien, auf den ersten Blick unverletzt zu sein. Aber sie hatte ihr Bewusstsein verloren. Jadora war auch inzwischen laut nach Luft japsend angerannt gekommen. Während Maél Elea zart die Wange streichelte, brach Finlay ängstlich das Schweigen. „Was ist mit ihr? Lebt sie noch? Sag doch was, Maél!“
„ Keine Sorge! Es ist alles bestens. Sie ist nur wieder mal in einen tiefen Erholungsschlaf gesunken, nach dem geistigen Kraftakt, mit dem sie wahrscheinlich unser aller Leben gerettet hat, vor allem deines, Finlay.“ Finlay hielt seine durch die Lederhandschuhe hindurch blutenden Hände mit schmerzverzerrtem Gesicht vor sich. „Wenn sie nicht gewesen wäre, dann hätte mir dieser verfluchte Wolf die Kehle durchgebissen.“
Jadora war inzwischen wieder zu Atem gekommen. „Die Wölfe haben schwanzeinziehend das Schlachtfeld verlassen. Sie sind alle verschwunden. Das scheint, der Leitwolf zu sein, der Größe nach zu urteilen.“ Jadora zeigte auf den toten Wolf neben Elea. „Einer von zweien. Den anderen habe ich hinter dem Felsen erledigt. Es waren zwei Rudel, die sich zusammengerottet haben.“ Jadora pfiff staunend durch die Zähne und sah sich um. „Die Pferde haben erst mal das Weite gesucht. Was machen wir jetzt?“
„ Ihr versorgt eure Wunden, während ich solange Elea ins Zelt bringe. Sie trägt nur ihre Lederjacke und ist schweißgebadet. Ihr Körper kühlt bereits aus. Finlay, du begleitest mich! Du wirst dich mit ihr unter das Schlaffell legen und sie wärmen, während ich die Pferde suchen gehe.“ Er erhob sich mit Elea auf den Armen und sagte noch zu Jadora gewandt: „Um Arok mache ich mir keine Sorgen. Der wird schon wieder kommen. Shona ebenfalls, vorausgesetzt, die Wölfe haben sie nicht erwischt. Ich hoffe nur, dass wir die anderen Pferde finden, sonst haben wir ein Problem.“
Im Zelt angekommen bettete Maél Elea behutsam auf ihr Nachtlager. Bevor er sie jedoch zudeckte, zog er ihr noch die Lederjacke aus, um ihren Körper nochmals genauer nach Bisswunden zu untersuchen. „Zieh deine Fellkleidung aus und sieh nach, wo du verletzt bist, Finlay, aber beeil dich!“ Finlays Aufstöhnen beim Bewegen seiner Finger und sein schmerzverzerrtes Gesicht verrieten Maél, dass er dem Mann beim Entkleiden helfen musste. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass Elea keine Bissverletzung durch ihr Eingreifen davongetragen hatte und er sie zugedeckt hatte, half er ihm beim Ausziehen. Zum Schluss zog er ihm vorsichtig die Lederhandschuhe von den Händen. Er musste scharf die Luft einziehen, als er die blutenden Hände sah, aus deren Wunden Fetzen von rohem Fleisch herausschauten. „Wenn Elea aufgewacht ist, wird sie sich als Erstes deine Hände vornehmen müssen. Die sehen böse aus. Hast du noch andere Bisswunden?“ Während er aus ihrem Rucksack die kleine Tasche hervorkramte, antwortete Finlay: „Am Bein eine. Die ist aber nicht so schlimm.“
„ Ich schütte dir etwas Arnika-Tinktur auf die Wunden und mache dir einen Verband. Mehr kann ich nicht tun.“
Kaum hatte er Finlays Wunden versorgt, da forderte er ihn auch schon auf, sich zu Elea unter das Fell zu legen. Ihr Körper war eiskalt. Finlay fühlte sich etwas unwohl. Er wusste nicht, wie nahe er Elea kommen durfte. Deshalb hielt er Maél, der bereits im Begriff war, das Zelt zu verlassen, verunsichert zurück. „Maél, sie ist kalt wie ein Eiszapfen. Was soll ich machen?“
„ Na, was schon? Schmieg deinen warmen Körper an ihren und leg deine Arme um sie. Da deine Hände ja außer Gefecht gesetzt sind, muss ich mir keine Gedanken darüber machen, dass du vielleicht auf dumme Gedanken kommst. Ich beeile mich. Wenn ich wiederkomme, löse ich dich ab.“
Jadora nahm Maél draußen schon in Empfang. „Manche der Krieger haben schlimme Bisswunden. Ich habe einfach von dem Branntwein drübergeschüttet. Aber sie brauchen unbedingt Elea“, sagte er besorgt zu Maél. „Ja, ich weiß. Finlays Hände sehen auch böse aus. Verdammt! Das wird uns aufhalten! Ich will nicht noch einmal eine Nacht in dem Jagdrevier dieser verfluchten Wölfe verbringen. Und Darrach sitzt uns bestimmt auch schon im Nacken.“
„ Du hast übrigens recht gehabt. Arok und Shona sind
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