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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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ihrem Leben. Ihre Gefühle befanden sich in einem ständigen Auf und Ab, ähnlich wie in einem mit dunklen Wolken verhangenen Gewitterhimmel sich urplötzlich ein immer breiter werdender Riss bilden konnte, der der Sonne und dem blauen Himmel wieder Einlass in die Welt gewährte. Sie streichelte seine Nase, die spürbar wärmer war als sein Hals. Sie sah an seinem Gesicht vorbei und ließ ihren Blick über seinen nun zur vollen Größe aufgerichteten Körper schweifen. Er war wirklich riesig, ganz und gar kein Vergleich zu Arok, der bisher das größte Tier war, das ihr jemals begegnet war. Allein seine Vorderbeine waren nahezu so groß wie sie. Jetzt sah sie zum ersten Mal auch seinen Schwanz, der mindestens nochmal so lang war, wie der Drache selbst. Elea kam zu dem Schluss noch nie eine imposantere und schönere Kreatur gesehen zu haben als Arabín - ihren Drachen. Die Vorstellung, mit ihm durch die Lüfte zu fliegen, erschien ihr mit einem Mal verlockender als sie jemals für möglich gehalten hätte. Sie verstand auf einmal gar nicht mehr, warum sie dies bisher so geängstigt hatte. War es nicht das Fliegen, worum sie die Vögel immer so beneidet hatte? Und das Gefühl, fast in die Luft abzuheben, wenn sie lange Strecken rannte, hatte sie immer mehr als genossen. Auf diesen Gedanken hin breitete Arabín plötzlich seine Flügel aus, deren Spannweite in Elea nun doch ein Gefühl von Ehrfurcht entstehen ließ. Dennoch konnte sie nicht umhin, laut zu lachen. Sie erschrak über sich und über ihr kindisches Verhalten, aber Arabín stimmte in ihr Lachen mit seinem Brummen mit ein. Er schien es nicht nur kaum erwarten zu können, Feuer zu spucken, sondern auch endlich wieder als König der Lüfte den Himmel unsicher zu machen. Als beide wieder zum Ernst der Lage zurückgefunden hatten, begann der Drache, wieder in ihrem Kopf zu sprechen. „Elea, jetzt, da du weißt, was sich hier im Berg verbirgt und dass du und ich zusammen mit deinem Stab das Portal öffnen können, verstehst du sicherlich, wie wichtig es ist, von hier zu verschwinden. Solange du noch in Darrachs oder Maéls Reichweite bist, besteht die Gefahr, dass sie dich in ihre Gewalt bringen.“
    „ Aber du kannst mich doch vor ihnen beschützen, oder etwa nicht?“, wollte Elea wissen. „Bis zu einem gewissen Grad schon. Aber Darrach ist ein Zauberer und ich meine zu spüren auch ein starker, nicht so mächtig wie Feringhor, aber möglicherweise stark genug, um dir und mir gefährlich zu werden. – Bevor wir gehen, solltest du dich noch stärken“, forderte er sie auf. Schon wieder einer, der sich um mein Leib und Wohl sorgt! Alle behandeln mich als wäre ich noch ein Kind. „Das habe ich gehört, Elea.“
    Elea ließ sich auf die Felle nieder und kramte aus der Tasche mit dem Proviant die Haferkekse hervor. Während sie aß, stellte sie Arabín gedanklich eine weitere Frage. „Wo genau befindet sich denn dieses Portal?“
    „ Du sitzt genau darauf“, kam prompt Arabíns Antwort. Das Stück Haferkeks, das sie gerade abgebissen hatte, wäre ihr vor Schreck beinahe wieder aus dem Mund gefallen. Sie erhob sich ganz langsam wieder von ihrem Platz und besah sich die Stelle etwas genauer. Sie schob die Felle zur Seite. Auf den ersten Blick kam darunter nichts Ungewöhnliches zum Vorschein - staubiger, ururalter Höhlenboden eben. Aber als sie sich bückte und mit der Hand den Staub wegwischte, glänzte ihr eine glatte Oberfläche entgegen. Sie war schwarz und undurchsichtig, obwohl sie von ihrer Beschaffenheit an Glas oder Kristall erinnerte. Elea begann auf einmal, hektisch um sich herum Staub und Sand wegzuwischen und musste mit Schrecken feststellen, dass sie von dieser glänzenden Fläche geradezu umgeben war. Sie sah den Drachen zugleich fragend und ängstlich an, der sie natürlich wortlos verstand. Er stampfte mit seinem rechten Vorderbein auf, womit er Eleas Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Stelle auf dem Boden lenken wollte. Elea ging darauf zu. Erst jetzt, auf den zweiten Blick, konnte sie genau sehen, wo das Portal endete. Die Grenze zum gewöhnlichen Höhlenboden bildeten kleine Felsstücke, die kreisförmig angeordnet waren. Als sie noch schlief und zur Bewegungslosigkeit verdammt war, befand sie sich zusammen mit Arabín auf der einen Hälfte dieses Kreises, während sie jetzt gerade auf der anderen Hälfte stand. Das Portal war riesig. Es hatte einen Durchmesser von mindestens zwanzig Schritten. Es war annähernd so groß wie der Teich in

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