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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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mit den Achseln. „Dadurch wird der Verlust von Maél auch nicht leichter zu ertragen“, entgegnete Elea mit belegter Stimme. „Ich weiß gar nicht, was aus mir werden soll ohne ihn. Auf Roghans Schloss war die Trennung von ihm schon kaum auszuhalten. Wie wird es erst sein, wenn ich mich am anderen Ende des Königreiches befinde?!“ Arabín erwiderte nichts darauf, sondern schnaubte nur einmal kräftig durch seine Nasenlöcher, sodass die Höhle mit einem Schlag voller gelblichen Rauches war, den Elea zwangsläufig einatmen musste und der sofort einen beißenden Schmerz in Nase und Rachen auslöste. Daraufhin bekam sie einen Hustenanfall, der ihr heiße Tränen in die Augen trieb. „Hättest du nicht damit warten können, bis wir im Freien sind?“, fragte sie ihn empört mit ihren Gedanken. Sie bekam vor lauter husten kein Wort heraus. „Ich wollte meine Lungen nach dem langen Schlaf endlich frei bekommen. Los! Steig schon auf! Ich trage dich bis zum Ausgang.“ Da sie möglichst schnell dem beißenden Rauch entrinnen wollte, hatte sie gar keine Zeit sich damit auseinanderzusetzen, dass sie nun im Begriff war, sich auf den Rücken eines Drachen zu setzen. Sie tat es mit ihrer typischen Behändigkeit, indem sie sich einfach an den Seilen an Arabíns Flanke hochzog und sich zwischen seinen Schulterblättern – dort, wo die Höcker flacher und rundlicher waren – niederließ. Der Drache setzte sich daraufhin sofort mit seinem etwas unbeholfenen Gang in Bewegung und schüttelte dadurch Elea zu ihrem anhaltenden Husten noch kräftig durch. „Also Gehen ist offensichtlich nicht deine Stärke“, meinte Elea mit heiserer Stimme. „Ich bin ja auch ein Drache und kein Pferd“, rechtfertigte er sich.
    Arabín ging eine ganze Weile immer geradeaus. Elea betrachtete sich dabei im roten Lichtschein den Höhlengang etwas genauer. Sie konnte aber nichts als gewöhnliche steinerne Wände um sich herum entdecken. Plötzlich wurde der Gang spürbar enger und machte eine Kurve nach rechts. Frostige Luft wehte ihr ins Gesicht, die ihre Haut zum Erstarren brachte. Ihr Kopftuch hatte sie bereits zuvor um ihr Haar gebunden. Also zog sie sich die Kapuze ihrer Lederjacke über den Kopf. Ihre Fellkapuze wollte sie sich für draußen aufsparen, wenn sie mit Arabín durch die eisige Luft fliegen würde.
    Mit einem Mal tauchten die beiden in immer heller werdendes Licht ein, sodass Arabíns Schuppen von jetzt auf nachher zu leuchten aufhörten. Ein paar Atemzüge später traten sie schon hinaus ins Freie. Es war helllichter Tag. Und vom Stand der Sonne her zu urteilen, die ihre gleißenden Strahlen auf die schneebedeckten Felswände hinunter schickte, musste etwa die Tagesmitte erreicht sein.
    Elea konnte nicht sagen, ob sie einen, zwei oder sogar drei Tage durchgeschlafen hatte. Die Antwort ertönte sogleich in ihrem Kopf. „Dein Körper hat eineinhalb Tage und eine Nacht geruht. Die Sonne steht jetzt an ihrem höchsten Punkt. Wir haben also, wie du selbst schon erraten hast, etwa Mittag.“
    Elea ließ ihren Blick weit in die Ferne ringsumher schweifen. Ihr stockte der Atem von dem Anblick der gewaltigen Berge, die wie riesige Zacken einer Krone in den blauen, wolkenlosen Himmel ragten. Hier oben war es nochmal deutlich kälter als unten auf der kreisrunden Fläche vor dem Höhleneingang. Rasch zog sie ihre Fellkapuze über. Dann atmete sie tief durch und fragte zaghaft: „Wohin fliegen wir eigentlich?“
    „ Das ist deine Entscheidung, Elea. Ich tue, was du mir befiehlst.“
    „ Maél hat mir geraten, zu allererst meine Familie zu suchen. In diesem Fall müssten wir nach Osten fliegen.“
    „ Gut. Dann tun wir das.“ Arabín wollte gerade mit einem kräftigen Flügelschlag von dem Felsvorsprung abheben, als Eleas Stimme nochmals erklang. „Fliege aber bitte über die Fläche vor dem Höhleneingang! Ich will sehen, was dort los ist.“ Der Drache klappte seine Flügel wieder ein, schnaubte in der Stärke einer kräftigen, plötzlich aufkommenden Windböe einmal laut die Luft durch seine Nasenlöcher und sprach mit eindringlicher Stimme in Eleas Kopf: „Elea, ich denke, dass es keine gute Idee ist, dorthin zu fliegen. Wir wissen nicht, was uns dort erwartet. Und wenn du Maél siehst, dann wird es dir noch schwerer fallen, ihn zu verlassen.“
    „ Ich will es aber so, Arabín“, entgegnete die junge Frau trotzig. „Du sagtest gerade, dass du tun wirst, was ich befehle. Es fällt mir nicht leicht, dir gleich zu Beginn

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