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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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unserer... wie soll ich nur sagen?... Partnerschaft vielleicht? - einen Befehl zu erteilen, der dir unvernünftig erscheint. Aber ich muss wissen, was da unten los ist. Ich mache mir nicht nur Sorgen um Maél, sondern auch um Finlay und Jadora. Sie sind mir alle ans Herz gewachsen. Bitte! Außerdem wird Maél erleichtert sein, wenn er mich mit dir wegfliegen sieht.“ Diesmal vernahm Elea kein Brummen, sondern ein Knurren, mit dem der Drache seinen Unwillen kundtat. Dennoch breitete er ohne ein weiteres Wort seine gigantischen Schwingen aus, setzte zu einem kraftvollen Sprung an und erhob sich mit lautem Flattergeräusch in die Luft. Elea umklammerte mit ihren in den Fellfäustlingen steckenden Händen so gut es ging die Seile und drückte ihre Beine fest an Arabíns Flanken, so wie Jadora es ihr immer gesagt hatte, als sie auf Shona saß. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und sie hielt vor lauter Angst, in die Tiefe zu stürzen, den Atem an. Jeder einzelne Muskel verkrampfte sich in ihr. Arabín fühlte deutlich ihre Furcht. „Elea, hab keine Angst! Du musst gleichmäßig atmen und dich entspannen. Stell dir vor, dass wir beide durch das Band nicht nur gedanklich, sondern auch körperlich miteinander verbunden sind. Wir fliegen als Einheit. Du wirst es noch lernen zu fühlen.“ Sie schaffte es tatsächlich, ihre Muskeln zu lockern, aber eher aufgrund von Arabíns Stimme, die wie auf ein kleines Kind beruhigend auf sie einredete. Ihr Herzschlag und ihre Atmung erlangten hingegen nur langsam einen langsamen Rhythmus.
    Der Drache bewegte wie wild seine Flügel, um dadurch immer mehr an Höhe zu gewinnen. Elea zog rasch mit einer Hand die Fellkapuze eng um ihr Gesicht, da die eisige Luft wie kleine, spitze Pfeile auf ihre Haut stieß. Erst als Arabín endlich seinen fast senkrechten Flug in die Höhe aufgab und sich in eine horizontale Lage begeben hatte, wagte Elea es, die Augen zu öffnen und auf die Berge hinunterzublicken, die sie weit unter sich gelassen hatten. „Ist es denn notwendig, dass wir so hoch fliegen?“, wollte sie mit einem mehr als mulmigen Gefühl in der Magengegend wissen. „Ja! Das ist es. Erst recht, wenn du von mir verlangst, dass wir uns unnötig in Gefahr begeben. Ich bin hundertfünfzig Jahre nicht geflogen. Du kannst dir vielleicht vorstellen, dass man da etwas eingerostet ist.“ Arabíns Stimme klang ungehalten, natürlich wegen ihres unvernünftigen Befehls. Dies störte aber die junge Frau nicht im Geringsten. Sie konnte nicht einfach mir nichts, dir nichts verschwinden und sich in Sicherheit wiegen, während womöglich Menschen, die sie liebte, in Gefahr waren. „Halte dich jetzt wieder gut fest! Wir fliegen im halben Sturzflug über dein gewünschtes Ziel.“ Elea wusste gar nicht, wie sie sich noch fester an den Seilen festhalten sollte, als sie es bereits ohnehin schon die ganze Zeit über tat. Ihre Finger hielten die Seile so umkrallt, dass sie schon taub waren. Plötzlich machte es einen gewaltigen Ruck, wodurch Elea beinahe über Arabíns Kopf geflogen wäre, hätte sie nicht zusätzlich ihre Füße unter die Seile eingehakt. Ihre Fellkapuze war durch den steilen, rasanten Flug kopfüber wieder nach hinten geweht worden. Der eisige Wind, der ihr regelrecht ins Gesicht peitschte, trieb ihr erneut Tränen in die Augen. Sie konnte das Bedürfnis zu schreien kaum unterdrücken. Da ihr nichts anderes übrig blieb, als die Augen fest zuzudrücken, konnte sie gar nicht sehen, wie lange sie diesen Höllenflug noch ertragen musste. Der Wind heulte so laut an ihren Ohren vorbei, dass sie sie am liebsten mit ihren Händen zugehalten hätte. Es dauerte jedoch nicht mehr lange, da ging Arabín wieder langsam in die Horizontale über und drosselte sein Tempo. Sie öffnete die Augen und konnte gerade noch erkennen, wie sie den größtenteils vom Schnee befreiten Berg überflogen, in dem Arabín seinen hundertfünfzig Jahre langen Schlaf gehalten hatte. Elea richtete ihren Blick sofort auf die riesige freie Schneefläche vor ihnen, die in der Tat die exakte Form eines Kreises hatte. Die gesamte Fläche lag in strahlendem Sonnenlicht. Von einer Stelle am Ende der Lawine gingen seltsame aufblitzende Lichtreflexe aus, um die herum sich dunkle Punkte bewegten, die Elea als Menschen deutete. Unter den Lichtreflexen befand sich etwas, was – je näher sie kamen – immer mehr einem Kreuz ähnelte. Ihr Herz schlug immer schneller. Arabín hatte fast die Fläche überflogen, während sie sich den

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