Die Traene des Drachen
Grinsen zu urteilen lange genug, sodass er jetzt über alles im Bilde war, aber anscheinend nicht lange genug, als dass Elea mit dem Drachen bereits den Akrachón verlassen hätte. Sonst würde Darrach ihn nicht die ganze Zeit so triumphierend angrinsen. Seine immer noch vorhandene Sorge um Elea beruhigte ihn wiederum ein wenig. Dies war ein Zeichen dafür, dass Darrach noch keinen neuen Zauber über ihn gewebt hatte.
Was hat diese Ratte nur vor?
Was Maél nicht wusste, der Zauberer hatte, nachdem er ihm den halben Tag und die ganze Nacht hindurch jedes kleinste Detail über die Reise und Elea entlockt hatte, nochmals drei Becher Blut von seinem Oberschenkel abgezapft hatte. Diese hatte er als Vorrat in eine Flasche gefüllt, während er den dritten Becher, der noch vom ersten Mal bereit stand, ausgetrunken hatte. So gestärkt konnte sich der Zauberer dem Drachen und der Hexe stellen, die laut Maéls Schilderung zwar über ihre Macht bereits verfügte, sie jedoch noch nicht kontrolliert einsetzen konnte. Darrach fühlte sich so stark und gesund wie schon lange nicht mehr. Er hatte sich mit Maéls Blut regelrecht in einen Rausch getrunken. Die Zuversicht, was das Gelingen seines Planes anging, trug ebenfalls zu seiner euphorischen Stimmung bei. Die Hexe musste nur noch einmal zurückkommen, um Maél so auf den Eisboden gepflockt zu sehen. Ihre Reaktion darauf war für Darrach vorhersehbar. Sie würde ihn unter allen Umständen retten wollen. Zu dieser Erkenntnis kam er, als Maél ihm erzählte, wie sie ihm das Leben mit ihrem Blut rettete, obwohl sie von der fatalen Konsequenz daraus wusste. Sie liebte ihn über alles. Und die Liebe einer Farinja war ungleich stärker und bedingungsloser als die eines normalen Menschen.
Er wandte seinen Blick von dem Blau des Himmels ab und sah zunächst in Maéls schmerzverzerrtes Gesicht und anschließend auf die Brandwunde, die er ihm mit der Glasscherbe zugefügt hatte. Er änderte die Position des Glases, sodass der gebündelte Strahl auf eine andere Stelle von Maéls Haut stieß. Er sah ihm gerade wieder mit seinem grausamen Grinsen ins Gesicht, als er dessen erschrockenen, nach oben in den Himmel gerichteten Blick entdeckte. Der Zauberer hob seinen Kopf und sah in dieselbe Richtung. Seine Hoffnung erfüllte sich allem Anschein nach. Die liebeskranke und leichtsinnige junge Hexe, konnte nicht widerstehen, ihren Geliebten noch ein letztes Mal zu sehen.
Der Drache wendete, um wieder zu ihnen zurückzufliegen, während Maél mit sich überschlagender Stimme unablässig schrie, dass sie verschwinden sollte. Die Krieger, denen Darrach befohlen hatte, sich ringsum ihn und Maél zu postieren, waren sichtlich mit der sich anbahnenden Situation überfordert. Nicht nur, dass sie offensichtlich eine Reise mit einem Zauberer unternahmen und mit Morddrohungen von seinem gefürchteten Handlanger leben mussten, jetzt mussten sie auch noch einem Angriff eines Drachen und einer Hexe standhalten. Zwei von ihnen hatten schon verzweifelt und panikartig einen Pfeil abgeschossen, obwohl der Drache noch viel zu weit entfernt war. Darrach schrie ihnen warnend zu, nur zu schießen, wenn sie sicher waren, nicht Elea zu treffen. Die Aufregung auf dem Boden wurde immer größer, als Arabín ihnen in rasantem Tempo auf sie zu schoss. Darrach hatte inzwischen das Stück Glas weggeworfen und selbst einen Bogen mit Köcher ergriffen. Maél nahm dies aus dem Augenwinkel wahr, maß dem aber nicht weitere Aufmerksamkeit bei, da er immer noch außer sich vor Wut und Sorge Elea zubrüllte, das Weite zu suchen. Das Brennen auf seinem Bauch und das taube Gefühl auf seinem Rücken spürte er mit der zunehmenden Angst um sie nicht mehr. Dieses unvernünftige, eigensinnige Frauenzimmer! Sie bringt sich und ihre Mission in Gefahr.
Die Krieger hatten ihre Formation um Maél und Darrach aufgegeben und sich gesammelt eine paar Schritte hinter Maéls Füße aufgestellt. Verzweifelt schossen sie ihre Pfeile auf den bedrohlich nahen Drachen ab. Diese prallten jedoch wie Kieselsteine von seinen Schuppen ab. Darrach hatte sich inzwischen neben Maéls Kopf postiert und schien sich, auf eine Auseinandersetzung mit Arabín und Elea vorzubereiten. Sein bohrender Blick, von dem höchste Konzentration abzulesen war, heftete sich auf die beiden magischen Wesen. Ein Surren, das zunächst so leise war, dass nur der auf das Eis gepflockte Mann mit seinem scharfen Gehör und der Drache es hören konnten, schwoll langsam an. Mit diesem
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