Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
Vom Netzwerk:
ungewöhnlichen Geräusch veränderte sich auch die Luft um den Zauberer. Seine unmittelbare Umgebung begann zu flirren, sodass die Konturen seiner Gestalt verschwammen. Schließlich hatte sich die flirrende Luft in Form einer riesigen Kugel wie ein schützendes Kraftfeld um ihn angesammelt. Maél beobachtete dieses Schauspiel wie gelähmt. Er vergaß sogar zu atmen, so entsetzt war er über Darrachs Demonstration seiner Macht. Erst, als sein Körper reflexartig nach frischer Luft verlangte, indem er ihn zu einem tiefen, pfeifenden Atemzug zwang, fiel die Starre jäh von ihm ab. Er begann, wieder zu schreien und sich wie wild in seiner Verschnürung zu winden.
    Die fünf Krieger wussten nicht, welcher Anblick grauenerregender war: das pfeilschnell auf sie zufliegende Ungeheuer, das gefährlichste und stärkste Tier überhaupt, oder der Zauberer, der eine in sich verborgen gehaltene Macht entfesselt hatte, die es allem Anschein nach mit dem Drachen aufnehmen konnte. Plötzlich hörte Maél lautes Flügelschlagen. Nur wenige Augenblicke später knirschte der Schnee unter einer gewaltigen Last. Sehen konnte er nicht viel, da sich alles hinter ihm abspielte und er den Kopf schmerzhaft verrenken musste, um aus den Augenwinkeln allenfalls schemenhafte Bewegungen wahrnehmen zu können.
    Elea saß immer noch auf Arabín und bohrte ihren Blick unentwegt in Darrachs bösartig grinsendes Gesicht, das durch die flirrende Luft um ihn herum nur verschwommen wahrzunehmen war. Die Enge in ihrer Kehle, die mit der Erinnerung an ihr Gespräch unter vier Augen mit dem Zauberer über sie hereinbrach, lähmte für einen kurzen Moment ihren Verstand. Rasch schüttelte sie wieder die albtraumhaften Erinnerungen und die damit verbundenen Empfindungen ab. Sie durfte sich durch sie nicht von der Ausführung ihres Planes ablenken lassen, den sie auf die Schnelle gefasst hatte. Urplötzlich wurde ihr auf niederschmetternde Weise bewusst, dass sie in dem emotionalen Zustand, in dem sie sich gerade befand, niemals ihre Magie hervorrufen könnte. In ihr tobten durchweg schlechte Gefühle, die auch mit viel Konzentration und außerordentlicher Anstrengung nicht den geringsten Raum für ein schönes Gefühl lassen würden. Maéls wütende Flüche und Zurufe rissen nicht ab. Sie ließ sich davon jedoch nicht einschüchtern. Durch nichts durfte sie sich jetzt ablenken lassen. Sie konzentrierte sich einzig und allein auf ihre Atmung, die immer noch zu heftig ging. Ihr Brustkorb hob und senkte sich viel zu stark und zu schnell, als dass sie einen gezielten Pfeilschuss abgeben könnte.
    Ihren Rettungsplan hatte Arabín kurz zuvor damit kommentiert, indem er gelblichen Rauch lautstark durch seine Nasenlöcher schnaubte, den sie bei dem rasanten Flug zwangsläufig unter Husten einatmete. Seine prompt folgende Warnung schlug sie natürlich ebenso in den Wind, wie sie es schon einmal getan hatte. Arabín musste sich aber wohl oder übel ihrem Befehl fügen.
    Obwohl ihr Blick immer noch unverwandt auf Darrach haftete, konnte sie im Hintergrund erkennen, wie die Krieger den Abstand zwischen sich und Maél vergrößerten und Pfeile auf sie und Arabín schossen. Dies beunruhigte sie jedoch nicht, da der Drache, sie darüber aufgeklärt hatte, dass herkömmliche Pfeile keine Gefahr für ihn darstellten. Darüber war sie kein bisschen erstaunt gewesen. Nicht umsonst gab es auf Roghans Festung den Drachenturm mit der gewaltigen Armbrust. Die merkwürdig flirrende Luft um Darrach ließ Elea für einen kurzen Augenblick zaudern. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr. „Ich sagte dir ja, dass es nicht einfach, wenn nicht sogar aussichtslos sein wird, Maél zu befreien“, ertönte Arabíns Stimme.
    Völlig unerwartet wurden Maéls Zurufe durch Darrachs Stimme unterbrochen. „Ich freue mich, Euch wiederzusehen, Elea. Und die Tatsache, dass ich mich nicht in Euch getäuscht habe, lässt mich wieder hoffen. Denn dank Maéls ausführlichen Schilderungen von eurer gemeinsamen Reise nach Moray habe ich jetzt ein so komplettes Bild von Euch, dass Ihr in Eurem Handeln sehr berechenbar seid. Auch weiß ich, dass Ihr eine Farinja seid und dass Eure Hexenmagie auf Eurer hoffnungslosen Liebe zu meinem tragischen Sklaven beruht.“ Elea hatte nicht vor sich auf ein Wortgefecht mit dem Mann einzulassen. Sie nahm seine Worte nur am Rande wahr. Sie blendete alles Störende um sich herum aus und konzentrierte sich ganz auf ihren Plan und ihre Atmung. Langsam ließ sie sich von

Weitere Kostenlose Bücher