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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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vor Schmerz aufbrüllen und für ein paar Augenblicke erstarren ließ. Elea hatte gerade die zweite Handfessel durchschnitten, als sie im selben Moment ebenfalls ein heißer, stechender Schmerz von ihrem Rücken ausgehend durchfuhr. Auf den Boden stürzend schrie sie auf und ließ das Messer fallen. Arabín hatte recht behalten. Sie konnte seinen Schmerz fühlen. Sie blickte ängstlich in Maéls Gesicht, von dem sie nur eine Handbreit entfernt war. Sein Entsetzen stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er konnte nicht glauben, was sich gerade eben abgespielt hatte. An den kleinen Dampfwölkchen, die schnell aufeinanderfolgend und unter Keuchen seinen Mund verließen, konnte sie unschwer seine Fassungslosigkeit ablesen. Er hielt ihrem schmerz- und angsterfüllten Blick stand und drückte immer noch angestrengt seine zu Fäusten geballten Hände in den Schnee. Offenbar focht er in seinem Innern einen Kampf aus, den er unter allen Umständen nicht verlieren wollte. Er rührte sich keinen Fingerbreit vom Fleck, geschweige denn machte er Anstalten, sie zu ergreifen oder ihr das Messer zu entreißen.
    „ Maél, bitte! Wenn du mich liebst, dann komm mit mir! Ich flehe dich an! Wir werden einen Weg finden, wie er dich nicht finden kann.“ Elea konnte kaum sprechen – vor Angst, vor Unverständnis, vor Verzweiflung. Sie brachte nur ein kaum hörbares Flüstern zustande. Wie zur inneren Befreiung schrie Maél plötzlich: „Nein! Nein! Ich werde weder deinem Befehl gehorchen, Darrach, noch werde ich mit dir gehen, Elea. Wir haben keine Chance gegen ihn. Du hast gesehen, was er deinem Drachen entgegenzusetzen hat. Ich will, dass du gehst! Nimm deinen Drachen und verschwinde endlich!“ Die Wut und Kälte in seiner Stimme ließ Elea zusammenzucken und ihre Kehle schnürte sich zu. Sie konnte kaum schlucken. Mit einem Mal war wieder das laute Getöse zu hören, als Arabíns Feueratem auf Darrachs Schutzschild traf. Maéls Körper verkrampfte immer mehr durch die Anstrengung, sich gegen den von Darrach auferlegten Zwang zu wehren. Eleas flehendem Blick hielt er ebenfalls unter größter Selbstbeherrschung stand. Die junge Frau konnte nicht fassen, was gerade vor ihren Augen geschah. Sie hatte ihres und Arabíns Leben aufs Spiel gesetzt, um Maéls Leben zu retten. Und dieser sture Mistkerl weigerte sich schlichtweg, sich von ihr retten zu lassen. Sie erhob sich langsam und tief erschüttert, ohne seinen Blick mit ihren tränenverschleierten Augen loszulassen. Dafür vernahm sie Arabíns Stimme in ihrem Kopf. „Elea, es hat keinen Sinn. Ich komme jetzt dich holen. Er wird nicht mitkommen. Lass uns verschwinden, bevor es zu spät ist!“
    Als Elea resigniert zu Darrach hinübersah, war es für eine Reaktion bereits zu spät. In dem Moment, als sich ihre Blicke trafen, ließ der Zauberer seinen aufgelegten Pfeil los, der nur ein oder zwei Augenblicke später durch sein Schutzschild flog und über Maél hinwegzischte und in Eleas Bauch stecken blieb. Sie war so überrascht, dass ihr nicht einmal ein Schmerzensschrei entglitt. Dafür hörte sie, wie Maél ein lautes nicht enden wollendes „Nein!“ schrie und wie Arabín plötzlich aufbrüllte und regelrecht eine Bruchlandung etwa zwanzig Schritte rechts von ihr machte. Elea sah fassungslos auf den Pfeil in ihrem Bauch, von wo aus ein viel größerer Schmerz hätte ausstrahlen müssen, als jener, der damals von Louans Pfeil verursacht wurde. Aber dem war nicht so. Sie drehte langsam ihren Kopf nach rechts zu Arabín, der offensichtlich einen Teil ihres Schmerzes ertrug. Eine feuchte Wärme verteilte sich auf ihrem Bauch, während sich in ihrem Innern langsam eine Kälte ausbreitete. Sie sackte auf die Knie, was Maél sofort veranlasste, seine Liegeposition aufzugeben, um sie aufzufangen. Er hielt ihren Oberkörper an seine nackte Brust angelehnt und sah entsetzt von Darrach auf Elea und dann wieder zurück zu Darrach, der ihn nur kalt anlächelte. Maéls Herz schlug so laut, dass es in seinen Ohren wie Hammerschläge dröhnte.
    „ Jetzt wollen wir mal sehen, ob du nicht doch einem von uns beiden nachgeben wirst?! Oder willst du sie einfach in deinen Armen sterben lassen. Ich bin gespannt, für wen du dich entscheiden wirst! Aber wir wissen beide, wer das sein wird, oder etwa nicht? Wenn ich ehrlich bin, Maél, habe ich von Anfang an damit gerechnet, dass ich zu diesem Mittel greifen muss, um dich dazu zu bewegen, mit ihr zu gehen, auch wenn es natürlich nicht weit genug sein wird, um

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