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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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setzen. Denk an deine Bestimmung! Vergiss nicht die ungeheure Gefahr, die hinter dem Portal lauert.“
    „ Ich werde dir den Schwur nur so oder überhaupt nicht leisten. Du kannst es dir aussuchen“, entgegnete die junge Frau beharrlich. „Elea, mein Leben ist im Grunde immer in Gefahr. Schon allein durch meine tödliche Verwundbarkeit gegenüber Eisen. Wie willst du entscheiden, wann mein Leben in Gefahr ist?“
    „ Da wirst du auf meine Intuition und meine seherische Gabe vertrauen müssen. Außerdem so absurd es auch klingen mag: Solange Darrach in deiner Nähe ist, bist du sicher. Er mag dich quälen und dir Schmerzen zufügen, aber er wird niemals zulassen, dass du stirbst. Er braucht dich. Du bist zu kostbar für ihn. Vor allem jetzt, nachdem du ihm sicherlich davon erzählt hast, dass mein Blut in deinem Körper fließt und du mich jederzeit überall aufspüren kannst.“ Nicht den Tod fürchte ich, Drachenmädchen! „Du bist und bleibst das sturste und uneinsichtigste Wesen, das mir jemals begegnet ist. Aber gleichzeitig bist du auch das gefühlsbetonteste und einfühlsamste Geschöpf. Du bist eben eine Farinja . Ich glaube, das ist es, was ich am meisten an dir liebe. Deine Gefühle machen dich stark, magisch stark. Leider können sie aber auch eine Schwäche sein, deine Verletzbarkeit ausmachen. Darrach hat es uns heute schonungslos vor Augen geführt. Vergiss das bitte nie!“
    Sie überwand den Abstand, den er kurz zuvor zwischen ihre Oberkörper geschaffen hatte, indem sie sich eng an ihn schmiegte und ihre Arme um seinen Hals schlang. Er tat es ihr gleich, sodass seine Hände auf ihrem Rücken ruhten. Schmerzhafte Erinnerungen an den grauenvollen Zwischenfall im Wald bei Kaska wurden wach, als seine linke Hand die drei schwulstigen Narben ertasteten. Um seine rechte Hand war immer noch der inzwischen verdreckte und blutverschmierte Verband gewickelt. Mit hektischen Bewegungen riss er den Leinenfetzen von ihr, da er ihn daran hinderte, Elea auch mit ihr zu fühlen. Vom Nacken angefangen ließ er sie langsam die Linie der höckerartigen Gebilde entlang gleiten, die an ihrem Steiß endeten. Elea löste abrupt ihre Umarmung, sprang auf und ging zu ihrem Rucksack, an dessen Geheimfach sie sich zu schaffen machte. „Was suchst du?“
    „ Nachher bleibt uns vielleicht hierfür auch keine Zeit mehr.“ Maél sah sie fragend an, als sie ihm ein Stück Pergament hinhielt. Als er erkannte, was es war, verspürte er einen Stich in seinem Herzen. Es war dasselbe Gesicht, das ihn schon damals in Albins Haus anblickte, nur kleiner: Eleas Portrait. Bereits beim ersten Mal, als Jadora es ihm vor die Nase hielt, regte sich in einem verborgenen Winkel seines Herzen für die Dauer eines Wimpernschlags ein Gefühl, das sogleich wieder unter der Last seines unendlichen kalten Hasses begraben wurde. Daran konnte er sich merkwürdigerweise jetzt, als er das Bild zum zweiten Mal sah, wieder erinnern. Tief bewegt sah er ihr in die Augen, aus denen sie ihn mit einer bedingungslosen Liebe anblickte. Er fühlte bereits jetzt schon, wie sein Herz immer schwerer wurde. Nur der Gedanke daran, dass er sich in absehbarer Zeit von ihr trennen und sie – wahrscheinlich für immer – aufgeben musste, rief in ihm einen Schmerz hervor, als würde es ihn innerlich zerreißen. Eleas leise Stimme riss ihn plötzlich aus seinen qualvollen Gedanken. „Breanna gab es mir mit, damit ich nicht vergesse, wie ich aussehe. Aber auf dem Schloss habe ich soviel Zeit vor dem Spiegel verbracht, dass sich mir mein Gesicht jetzt in mein Gedächtnis eingebrannt hat. Ich brauche es nicht mehr.“ Er nickte ihr wortlos zu und legte das Bild behutsam auf den Boden. Elea fuhr mit einem Zittern in der Stimme fort. „Soll ich dir jetzt feierlich den in meinem Sinne abgewandelten Schwur leisten oder verzichtest du darauf“?
    „ Ich bestehe darauf. Und ein Kuss soll ihn besiegeln.“
    „ Nur ein Kuss?“ Die Erschrockenheit und Enttäuschung, die bei diesen drei Worten in ihrer Stimme mitklangen brachten Maél trotz des schmerzlichen Moments zum Schmunzeln. „Ich glaube, wir wollten uns noch über etwas Gewissheit verschaffen, oder nicht? Schwöre jetzt endlich, sonst bleibt uns keine Zeit mehr dazu!“
    So schwor Elea zum dritten Mal an jenem Tag feierlich auf das Leben ihrer Familie. Und da die Körper der beiden nach viel mehr trachteten, blieb es nicht bei dem Besiegelungskuss. Maél konnte nicht genug von Elea bekommen. Am liebsten hätte er sie

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