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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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erschrocken um. Jemand sprach zu ihm, aber er konnte niemand sehen. Darrachs Stimme war es nicht. Die kannte er nur zu gut. Diese Stimme klang so nah, als käme sie direkt aus seinem Kopf. „Ja. Ich bin in deinem Kopf. Ich bin Eleas Drache. Los! Beeil dich! Uns bleibt nicht mehr viel Zeit. Den dunklen Zauberer zieht es zu seinem Sklaven.“ Diese Worte Arabíns zeigten ihre Wirkung. Maél sprang schnell auf und klaubte Eleas zahlreiche Kleidungsstücke rasch vom Boden auf. Blitzartig zog er sie ihr an. Eilig rollte er ihren Fellumhang zusammen und befestigte ihn an ihrem Rucksack. Dann schulterte er ihn sich zusammen mit ihrem Bogen und Köcher und hob sie auf seine Arme. Er wollte gerade mit ihr auf den Gang zustürmen, als sein Blick noch auf ihren leeren Wasserschlauch auf dem Boden fiel. Er ergriff ihn mit ihr auf den Armen und näherte sich zielstrebig dem plätschernden Geräusch der Quelle, die Finlay entdeckt hatte. Er legte sie kurz ab, füllte den Schlauch und verstaute ihn in dem Rucksack. Dann machte er sich trabend zum Ausgang der Höhle.
    Ein atemberaubender Ausblick auf die mit Schnee bedeckten Gipfel des Akrachóns eröffnete sich Maél, als er Arabín erreichte. Es war Tag, aber wie weit fortgeschritten, konnte er nicht erkennen, da der Himmel im Vergleich zum Vortag von einer undurchdringbaren Wolkenschicht überdeckt war. Die frostige Kälte und der unbarmherzige Wind brachten seinen nackten Körper zum Zittern. Wenige Schritte blieb er von dem Drachen entfernt stehen. Dieser betrachtete ihn mit seinen durchdringenden echsenartigen Augen. „Binde sie gut auf meinem Rücken fest, damit sie nicht herunterfällt!“ Ohne ein Wort der Erwiderung legte Maél Elea behutsam auf den Schnee und machte sich eilig daran, die Seile um den Drachen aufzuknoten. Dabei entdeckte er seine Fellkleidung, nahm sich jedoch nicht die Zeit, sie anzuziehen. Einzig und allein zählte jetzt Elea. Anschließend zog er ihr ihren Rucksack, den Bogen und Köcher über und legte sie auf Arabíns Rücken, sodass ihre Arme seitlich an seinem Hals hinunterhingen. Mit einem Seil band er sie am Rücken des Drachen fest. Seine schuppenartige Haut hatte hier draußen bei dem Tageslicht aufgehört zu leuchten, strahlte aber immer noch eine angenehme Wärme aus. Mit einem zweiten Seil fixierte er ihre Arme an dem Hals des Tieres, sodass sie sie einfach wieder unter dem Seil herausziehen konnte, sobald sie erwachte. Ihre Beine befestigte er auf ähnliche Weise am Körper des Drachen. Zum Schluss schob er noch die Provianttasche unter die Seile sowie sein Schwert, für das er ohnehin keine Verwendung mehr hatte. Während er sein Werk begutachtete, zog er sich rasch seine Fellkleidung über. Anschließend rückte er sofort von den beiden ab. Er würde sich ihnen keinesfalls wieder nähern - im Gegenteil, er vergrößerte den Abstand von Augenblick zu Augenblick, solange er noch Macht über sich hatte... Doch da war sie plötzlich, die altbekannte und gnadenlose Kälte, die von dem Ring um seinem Hals ausging - eine Kälte ganz anders als die, die soeben auf ganz natürliche Weise seinen Körper zum Erstarren gebracht hatte. Seine Organe und seine Muskeln wurden allmählich steif und gaben immer mehr ihren Dienst auf. Der Drache hatte Darrachs Nahen offensichtlich schon vor ihm gespürt. Die fremdartige Stimme des Drachen erklang wieder in seinem Kopf. „Er kommt, Maél. Du hast wirklich alles Erdenkliche getan, um Elea zu schützen und zu retten. Dafür bin ich dir auf ewig dankbar. Jetzt, da sie dir ihre Unberührtheit geschenkt hat, hast du die Kontrolle über mich, allerdings nur, wenn du mir nahe bist. Was sie angeht, so glaube ich, dass niemand die Kontrolle über sie erlangen kann. Sie ist keine gewöhnliche menschliche Drachenreiterin. Du weißt das. Sie ist eine Farinja. Ich werde gut auf sie aufpassen, so gut es eben bei einer willensstarken und gefühlsbetonten Frau geht.“
    Maél konnte sich aufgrund der Starre seines Körpers nicht mehr vom Fleck bewegen. „Wie gut stehen die Chancen, dass du jetzt einen Befehl von mir ausführst?“, fragte er den Drachen mit mühsam hervorgepresster Stimme. „ Das kommt darauf an, was du befiehlst “, erwiderte der Drache, während er sich bereits zum Abflug in die richtige Position drehte. „Hindere Elea daran, zu mir zurückzukehren!“
    „ In diesem Fall stehen sie äußerst schlecht. Zum einen sind eure beiden Schicksale aufgrund Eleas Bestimmung eng miteinander verknüpft. Ihr

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