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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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auf sie zugeritten, während sie unfähig war, die geringste Bewegung zu machen, und versuchte, ihren stoßweise kommenden Atem wieder unter Kontrolle zu bekommen. Er streckte ihr die behandschuhte Hand entgegen. „Kommt schon! Ihr braucht keine Angst zu haben. Ich tue Euch nichts“, sagte er in einem beruhigenden Ton wie zu einem Kind. Elea schluckte. Ihr Blick wanderte eine halbe Ewigkeit abwechselnd von seiner Maske zu seiner Hand, bis sie sie endlich ergriff. Mit einer lässigen Bewegung zog er sie hinter sich auf den Sattel. Elea versteifte sich und hielt den Atem an, als er losritt. „Ihr müsst Euch schon an mir festhalten, sonst verliere ich Euch noch unterwegs!“, sagte er spöttisch. Ja, ja, ja! Sie überwand ihre Scheu und umfasste ihn mit ihren Armen um die Taille.
    Während sie so durch die sonnige Einöde daherritten, grübelte Elea darüber nach, warum Maél diese schreckliche Maske schon wieder trug. Nach einer Weile fasste sie sich ein Herz und sprach ihn direkt darauf an: „Warum tragt Ihr eigentlich diese grauenvolle Maske? Ihr habt keinen Grund, Euer Gesicht zu verstecken.“
    „ Ach ja? Findet Ihr?“ Für Elea war es unschwer zu erkennen, dass er sie aus der Reserve locken wollte. Sie beschloss, sein Spiel erst einmal mitzuspielen. „Ihr wollt doch etwa nicht behaupten, ihr wisst nicht, dass ihr ein gut aussehender Mann seid?!“
    „ Ihr findet also, dass ich gut aussehe?“
    „ Meine Güte! Ja! Jetzt sagt schon, warum tragt Ihr sie?“, entgegnete Elea allmählich immer ungeduldiger werdend. „Es hat gewisse Vorteile, sein Gesicht vor anderen zu verbergen, wie Ihr Euch denken könnt.“
    „ Oh ja. Das kann ich mir denken. Nehmt jetzt endlich diese verfluchte Maske ab, damit ich in Euer Gesicht sehen kann, wenn ich mit Euch rede. Oder habt Ihr vielleicht noch eine Ersatzmaske, die Ihr mir ausleihen könntet? So hättet Ihr mir gegenüber keinen Vorteil mehr“, schnauzte sie den Mann an, der daraufhin laut herauslachte. Jetzt lacht er mich schon wieder aus! Maéls lautes Gelächter lockte Jadora an, der wissen wollte, was denn so lustig sei. Maél schickte ihn jedoch, ohne eine Erklärung abzugeben, in schroffem Ton wieder weg. „Ich würde sie ja gerne absetzen, aber ich kann nicht.“ Das war alles, was er dazu sagte. Eleas Geduldsfaden war dem Zerreißen nahe. „Maél, jetzt sagt schon! Warum könnt Ihr sie nicht absetzen?“ Elea unterstrich Ihre Worte noch, indem sie ihm mit ihren flachen Händen fest auf den Panzer schlug. „Also gut, wenn Ihr darauf besteht. - Meine Augen und meine Haut reagieren sehr empfindlich auf Sonnenlicht. Ich bekomme viel schneller einen Sonnenbrand als Ihr, falls Ihr überhaupt einen bekommt bei Eurem dunklen Teint.“ Elea dachte kurz über seine Worte nach. „Das klingt einleuchtend. Deshalb habt ihr auch so eine helle Haut. Allerdings bleibt da noch eine Kleinigkeit zu klären.“
    „ Und die wäre?“
    „ Warum habt Ihr mich mit der Maske durch den Wald gehetzt – und das mitten in der Nacht? Oder reagiert Eure Haut etwa auch empfindlich auf Mondlicht?“, fragte Elea anklagend und zunehmend verärgert. Maéls Oberkörper wurde schon wieder von lautem Lachen erschüttert. „Also ich muss sagen, Euer Sarkasmus ist reizvoller denn je.“ Elea saß wutschnaubend hinter ihm und überlegte angestrengt, wie sie ihm Schmerzen zufügen konnte, um ihrem Zorn Ausdruck zu verleihen. Aber es fiel ihr keine Möglichkeit ein, da er seinen Panzer und seinen Kettenhemd trug. „Ihr seid unmöglich. Gebt es zu! Ihr wolltet mich damit einschüchtern und quälen?“ Eleas Stimme ging schon fast in ein Schluchzen über und sie hatte Mühe, ihre Tränen zurückzuhalten. Ihre Gefühle spielten völlig verrückt in seiner Anwesenheit. Plötzlich hielt Maél Arok abrupt an, zog seine Handschuhe aus und nahm behutsam ihre Hände in die seinen. „Ihr habt Recht. Verzeiht mir! Aber diese Maske ist inzwischen Teil meines zweifelhaften Rufes. Normalerweise ergeben sich meine Opfer widerstandslos, sobald sie mich mit ihr sehen.“ Elea war über seine zärtliche Geste so erstaunt, dass ihre Wut schnell wieder verflog. „Natürlich hatte ich Angst vor Euch und vor Eurer Maske, Todesangst sogar. Ihr solltet Euch mal damit im Mondlicht sehen. Aber ich wollte Euch nicht zu der Genugtuung verhelfen, dass ich mich ängstlich vor Euch auf die Knie werfe und um Gnade winsle“, erwiderte das Mädchen verletzt. Elea lehnte ihre Wange an Maéls Rücken und schloss die Augen, um

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