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Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Titel: Die träumende Welt 01 - Der Traumstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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stieg ein wenig.
    Als der Gott euch den Stein gab, was hat er da getan? Gemma, fragte sie schnell.
    Er ging in den Stein. Ox.
    Gemma betrachtete den schweigenden Monolithen. Wie hat er die Geheimnisse in deinem Innern verschlossen? fragte sie sich.
    Schließe dich unserem Kreis an. Od.
    Sie trat vor. Die Bewegung tat ihr weh, und sie fühlte sich plötzlich hilflos. Was soll ich tun? Die Meyrkats tollten um sie herum und stießen ein besorgtes Piepsen aus, als sie ihre Wunden sahen. Die Wirkung des Met war lange verklungen, und trotz der Gesellschaft der Tiere fühlte sich Gemma sehr einsam. Cai hatte sie verlassen, Arden war meilenweit entfernt, und weder Mallory noch Mousel waren hier, um ihr bei dieser schweren Prüfung beizustehen. Sie war auf sich gestellt.
    Die Meyrkats standen im Kreis, mit dem Gesicht zum Stein, alle auf den Hinterbeinen. Gemma stellte sich zu ihnen. Sofort, als der Gesang erneut einsetzte, fühlte sie sich fehl am Platz. Ihre Stimme widersetzte sich den geheimnisvollen Silben, trotzdem schien es, als hätte der Clan durch ihre Rückkehr erneut Hoffnung geschöpft, und sie sangen lauter als jemals zuvor - eine endlose Folge sich überschneidender, ständig wiederkehrender Phrasen.
    Ohne ihre Vorkenntnisse hätte Gemma die Worte niemals wiedererkannt. Die stimmlichen Fähigkeiten setzten ihrer Aussprache Grenzen, sie erzeugten seltsame Akzente und Betonungen. Jede menschliche Stimme hätte dieses Muster durchbrochen. Mein Platz ist im Gesang.
    Instinktiv trat Gemma vor und ging langsam auf den Stein zu. Ohne ihren Gesang zu unterbrechen, schlossen die Meyrkats den Kreis hinter ihr wieder, und der Klangfluss wurde ein Teil von Gemma, während sie sich bewegte.
    Er ging in den Stein.
    Schwarze Wolken machten sich schemenhaft in ihrem Kopf breit. Zuerst dachte sie, es seien die Auswirkungen der Erschöpfung, doch bald erkannte sie, dass sie die verborgenen Orte des Wissens waren, nach denen sie nur in allergrößter Not suchen durfte. Sie hieß die wirbelnde Finsternis willkommen und sah goldenes und silbernes Licht in ihrem Innern aufblitzen.
    Ohne nachzudenken, streckte sie die Hand aus, um die Oberfläche des Monolithen zu berühren. Sie hatte nicht die Absicht, ihn umzustoßen, trotzdem spürte sie, wie nervös die Meyrkats darauf reagierten, und beruhigte sie rasch. Als Finger und Handfläche auf der harten, kalten Oberfläche zu liegen kamen, hatte Gemma keine Angst mehr. Aus ihren Fingerspitzen wuchsen Bewusstseinsstränge und gruben sich in den Stein, so wie sie in die Körper der kranken Kinder hatte greifen können.
    Er ging in den Stein.
    Gemmas Wahrnehmung der Welt ringsum schwand. Sie war alleine in einer völlig fremden Welt - einer Welt harter Ewigkeit und kristalliner Starre, einer Welt uralten Wachstums und unvorstellbar langsamer Bewegung - einer Welt aus Stein. Zuerst dachte sie, sie wäre kalt und leblos, doch als sich ihr Bewusstsein über die Grenzen ihres warmen, zerbrechlichen Körpers ausweitete, stellte sie fest, dass dem nicht so war. Im Felsen bewegte sich etwas.
    Sie kämpfte darum zu begreifen, und obwohl sie kläglich scheiterte, fanden ihre Bemühungen ihren eigenen Lohn. Ihre Erfahrung ließ sich nicht in menschliche Worte fassen, doch hier im Innern des Monolithen entdeckte sie die Verkörperung von Magie und Zeit - den Spiegel, in dem sich alle Formen des Lebens spiegelten - den Traumstein.
    Leugnen war ihr nicht mehr möglich, es gab kein Zurück. Der Traum umhüllte sie und zog sie in sein Zentrum. Im Innern brannte ein Feuer, das Buchstaben in ihr Gehirn brannte. Sie spürte Shantis Anwesenheit und die eines anderen - und schreckte vor den widersprüchlichen Kräften eines jeden zurück, doch letztendlich ließ sich die Botschaft nicht leugnen, die die Essenz des Traumes bildete.
    Mein Bruder soll sich nicht bewegen.
    Denn das Jahr ist nie vorbei.
    Sie schrie auf, entsetzt über das überwältigende Gefühl von Übelkeit, das viel ekelhafter war als jede menschliche Übelkeit. Das Geheimnis des Monolithen war korrumpiert worden, so einfach, dass es fast zu offensichtlich schien, und doch war sein ganzes Sein jetzt nichts weiter als ein böser Trick, der seinem Schöpfer spottete.
    Das ist verkehrt! schrie Gemma noch einmal.
    Die Dämonen haben sie gepackt, hörte sie Mousel sagen. Du musst sie retten.
    Nein! protestierte sie, hilflos angesichts der bevorstehenden Aufgabe. Das ist nicht dasselbe.
    Warum sonst sollte ich es dir beibringen? fragte Cai.
    Ich kann

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