Die träumende Welt 01 - Der Traumstein
müde, um zu fragen, was er meinte, und legte sich wieder hin. Sie schloss die Augen und ließ sich von einer unerwarteten Wohligkeit erneut in den Schlaf wiegen.
Wir werden weiter sprechen, wenn die Sonne aufgeht, doch jetzt muss ich mich ausruhen. Gemma.
Wir werden dich bewachen. Av.
Ruhe wohl, Freundin des Clans. Ox.
Arden ließ sich nicht entmutigen, als er erkannte, dass er in der Falle saß - er war nicht den weiten Weg gekommen, um sich im letzten Augenblick entmutigen zu lassen.
Der Berg war nicht der einzige Teil der Erde gewesen, der sich bewegt hatte - in der Nähe des Wasserfalls hatte sich ein weiterer Felskanal geöffnet, und Arden befand sich jetzt auf einer kleinen Felsinsel, die völlig von der weißen Gischt des brodelnden Wassers eingehüllt war.
Er verbrachte die Nacht zusammengerollt auf seinem einsamen Hochsitz. Obwohl er durchnässt war und fror, wärmte ihn die Freude für das Tal von innen, genau wie sein unerschütterlicher Optimismus. Jetzt, nachdem der Fluss wiedergewonnen war, schien es ausgeschlossen, dass er nicht zu seinen Freunden würde zurückkehren können. Während er auf die Rückkehr der Sonne wartete, plante er seine Rückkehr in die Freiheit.
Bei Tagesanbruch suchte er sich seine Stelle aus, und stürzte sich mit hingebungsvoller Unbekümmertheit in die Gischt. Augenblicklich erstarb das Donnern des Wasserfalls, das die ganze Nacht über zu einem unveränderlichen Bestandteil seiner Welt geworden war. Jetzt füllte ein anderes Geräusch seine Ohren. Er kämpfte sich an die Oberfläche, ruderte im brodelnden Wasser und sog seine Lungen voll Luft. Wieder wurde er mitgerissen, ohne seine Bewegungen kontrollieren zu können. Er kämpfte um sein Leben, war den tödlichen Felsen gefährlich nahe, ohne erkennen zu können, wo er sich befand. Einen winzigen Augenblick lang schwamm er in ruhigerem Wasser, dann wurde er weitergerissen. Ein kleines Stück flussabwärts, gleich oberhalb der Wasserlinie, entdeckte er eine Höhle. Mit letzter Anstrengung bekam er den Rand der dunklen Höhle zu fassen und hielt sich fest. Seine Beine und die Seite bekamen gefährliche Schläge ab, während er sich quälend langsam in den Höhleneingang zog. Dort blieb er liegen und schnappte nach Luft.
Gerade als er aufstehen und seine neue Umgebung erkunden wollte, wurde er seitlich von einer Woge erwischt und ins Innere der Höhle gerissen. Der Höhlenboden war bemerkenswert glatt und fiel zunehmend steiler ab. Bevor er wusste, wie ihm geschah, glitt Arden immer tiefer in die Höhle. Seine verzweifelten Versuche, irgendetwas zu fassen zu kriegen, endeten an der glatten Höhlenwand. Der Eingang wurde kleiner und kleiner. Dann schwand das Licht vollkommen, und er stürzte in die Dunkelheit der Erde.
Das letzte, was er sah, war eine Vision seiner Geliebten, die verzweifelt seinen Namen schrie.
Als Gemma im Morgengrauen erwachte, fühlte sie sich erfrischt, aber sehr durstig. Eine andere Gruppe Meyrkats war da, um sie zu begrüßen.
Wir haben dir etwas zu essen gebracht. Ir.
Zwischen ihnen auf der Erde lag eine tote Schlange. Gemma betrachtete sie unschlüssig. Sie hatte nichts, um ein Feuer zu machen, und müsste erheblich hungriger sein als im Augenblick, um sich überwinden zu können, rohes Schlangenfleisch zu essen. Die Meyrkats spürten ihre Unsicherheit.
Schmeckt dir das Bogen-Essen nicht? Ul.
Ich brauche Wasser. Gemma. Die Meyrkats schienen nicht zu verstehen, daher bat sie sie, eine der Dornstrauchwurzeln auszugraben. Gleich nachdem man sie verstanden hatte, wurde dies voller Eifer erledigt, und sie verfolgten mit großem Interesse, wie Gemma die übelschmeckende, fasrige Knolle zerkaute, um etwas Wasser zu erhalten. Viel war es nicht, doch es linderte ihren Durst ein wenig.
Sie stand auf und reckte sich. Dabei streifte sie den Monolithen mit der rechten Hand und spürte ein seltsames Kribbeln. Verwirrt legte sie beide Handflächen gegen den Stein. Dann gefror das Blut in ihren Adern, als sie Ardens Gesicht vor sich sah, als befände er sich im Stein, in Schwärze gehüllt, in die Finsternis stürzend.
»Arden!« schrie sie entsetzt. »Arden!«
Mein Bruder hat ihn zu sich gerufen.
Die Botschaft erreichte sie auf unerklärliche Weise, aus einer weit entfernten Quelle, die nichts entfernt Menschliches hatte - und doch hörte sie sie so deutlich wie die Meyrkats. Und sie akzeptierte sie. Sie löste ihre Hände vom Stein in dem Bewusstsein, dass ihr keine weitere Erleuchtung beschieden
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