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Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Titel: Die träumende Welt 01 - Der Traumstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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Nicht einmal ein Rinnsal floss durch das staubige Flussbett.
    Zu beiden Seiten des Tals wuchsen die Zwillingsgipfel, die Mallory zuvor bemerkt hatte, immer imposanter in die Höhe. Das schwarze Gestein unterhalb der Gipfel funkelte vor Eiskristallen. Dahinter, Richtung Süden, kamen immer höhere Berge in Sicht, während Lark sich weitermühte.
    An einem bestimmten Punkt mitten zwischen den Bergen verlor sich jede Spur des Flusses, und im Verlauf weniger Schritte verwandelte sich die Rinne von einer felsbrockenübersäten Schlucht in ein Nichts. Der Boden des Passes wurde verhältnismäßig eben und bestand nun aus großen Felsplatten und erdigen Flecken, auf denen an verschiedenen Stellen hartes Gras wuchs.
    Arden stieg mit einem verzweifelten Stöhnen vom Pferd. An dieser Stelle hatte er am allerwenigsten erwartet, die Spur des Flusses zu verlieren. Es gab nicht den geringsten Grund, warum er ausgerechnet hier aus dem Boden kommen sollte. Er kletterte in die Rinne hinab, um sich umzusehen, und wurde zunehmend verwirrt. Das Flussbett hörte einfach auf. Keine sprudelnden Quellen, keine Höhlen oder Spalten, aus denen Wasser hätte fließen können - nur eine blanke, offensichtlich undurchdringliche Felswand.
    Er stieg wieder hinauf zu seinem geduldig wartenden Pferd und untersuchte dabei unablässig den Boden unter den Füßen. Es war offensichtlich, dass kein Fluss jemals über dieses Gelände geflossen war, und das gab keinen Sinn. Arden wusste, dass Flüsse nicht aus dem Nichts entsprangen, doch alles deutete darauf hin, dass der gesuchte genau dies tat. Es gab keine Quellen, keine Zuflüsse, nichts.
    Arden war tief in Gedanken versunken, daher hörte er das Geräusch nicht, das Lark zu einem leisen Wiehern veranlasste. Er war so mit der Untersuchung des Bodens beschäftigt, dass er schon eine Weile nicht mehr nach vorne gesehen hatte, und jetzt, als das Pferd sein Augenmerk wieder auf die Wegstrecke lenkte, stockte ihm der Atem angesichts der Schönheit der Landschaft vor ihm.
    Zwischen den Zwillingsgipfeln stieg das Gelände wieder an, doch was ihm sofort ins Auge stach, war der winzige Regenbogen, der mitten über dem Pass hing. Er sah aus wie eine Lichtbrücke, die zwischen den beiden Bergen im sich ständig verändernden Nebel- und Dunstwirbel in der Luft am anderen Ende des Tales zu stehen schien. Gleichzeitig vernahm Arden das im Augenblick noch ferne Donnern, das jedoch angefüllt war von enormer Kraft. Er drängte Lark weiter, ohne die Nervosität des Pferdes auch nur im geringsten zu spüren. Das Geheimnis des Flusses schien im Banne dieses neuen Wunders vergessen.
    Als er näherkam, konnte Arden einen flüchtigen Blick auf das werfen, was hinter dem Regenbogennebel lag, und das gewaltige Ausmaß des Wasserfalls raubte ihm den Atem.
    »Die Kaskade«, flüsterte er. In ihrer Gegenwart fühlte er sich vollkommen unbedeutend. Er ritt weiter wie in Trance.
    Das Donnern wurde lauter, füllte seine Gedanken und übertönte sämtliche anderen Geräusche. Lark wurde immer gereizter. Arden bemerkte es endlich und stieg ab. Er ließ das Pferd ein Stück zurückgehen und ging alleine weiter. Die glatte Felsplatte, über die er lief, endete plötzlich vor einem steilen Abhang, und er stand am Rand und blickte hinab in den brodelnden Kessel weißen Wassers, das dreißig Schritte unter ihm zu kochen schien. Die steinerne Schüssel war angefüllt von der Gischt und vom Dunst des Wasserfalls auf der gegenüberliegenden Seite. Dieser stürzte mindestens hundert Schritte über die schwarzglänzende Klippe in die Tiefe, die seinen oberen Rand bildete. Der tosende Strom zog Arden in seinen Bann, und er achtete nicht auf die Wassertropfen, die jetzt sein Haar und seine Kleider funkelnd benetzten.
    Vorsichtig tastete er sich auf dem feuchten Gestein am Rand entlang. Zu seiner Linken öffnete sich der Blick, und er konnte sehen, wo das Wasser den Felsenkessel verließ. Es stürzte in einer nicht enden wollenden weißen Masse in eine senkrechte Gletscherspalte an der gegenüberliegenden Seite des Berges. Arden kniff die Augen zusammen und starrte - hundert Schritte weiter in der Gletscherspalte geschah mit dem Wasser etwas Seltsames.
    Erst glaubte er, seinen Augen nicht trauen zu können, doch dann, nach mehrfachem Hinsehen, wusste er, was er sah. Eine Wand quer über die Schlucht blockierte den Lauf des Flusses. Die Wand schien aus Metall zu sein, ihre scharfe Kante war offenbar künstlich. Blaues Licht flirrte über die

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