Die Trasse von A'hi-nur
entwickelt waren und vor uns lagen, schwarz mit kleinen weißen Pünktchen darauf, wußte ich plötzlich, woran sie mich erinnert hatten: an den Sternenhimmel mit seinen verschiedenen Bildern; mit sehr verzerrten Bildern allerdings, was mich nun wieder zweifeln ließ. Ich machte aber trotzdem Achmed auf meine Vermutung aufmerksam.
Er sah erst mich an, dann das Foto, dann wieder mich. Dann leuchtete sein Gesicht auf, er sagte: »Du hast ja recht, das ist ja großartig!« Er suchte Atlas, Meßbesteck und einige Tabellen heraus, setzte sich hin und begann irgendwelche mir unverständliche Rechnungen. Es dauerte gar nicht lange, da erhob er sich und sprach beinahe feierlich: »Der Stollen ist mindestens zehn- bis fünfzehntausend Jahre alt!«
Diese Eröffnung verschlug uns den Atem. Achmed wartete, bis wir die Neuigkeit verdaut hatten, und fuhr dann fort: »Wie ihr wißt, ist der Standort der Fixsterne am Himmel nur für relativ kurze Zeiträume gleichbleibend. Da die Fixsterne sich ebenfalls bewegen, nur sehr weit weg sind, führt ihre Bewegung erst innerhalb von vielen Jahrtausenden zu einem auch mit unbewaffnetem Auge erkennbaren Platzwechsel. Die Sternbilder hier auf dem Foto – seht euch mal zum Beispiel den großen Wagen an – erscheinen verzerrt. Daraus kann man das Alter errechnen; bei dieser groben Darstellung natürlich nur ungefähr. Aber immerhin – das ist ja schon etwas!«
Ich sonnte mich ein bißchen in dem Ruhm, als erster daraufgekommen zu sein, daß das Foto einen Sternhimmel darstellt. Zugleich regte mich dieser Umstand an, weiterzudenken.
»Ist das überhaupt möglich, daß damals die Astronomie schon so weit war?«
Achmed antwortete zögernd, zu zögernd, und es schien mir, als sagte er nicht alles, was ihm bei dieser Frage im Kopf herumging. »Schwer zu sagen. Unmöglich ist es nicht, obgleich… Aber es kann ja sein, daß dieses Wissen bei einer Weltkatastrophe verlorenging. Zum Beispiel bei dem legendären Untergang von Atlantis…«
»Wenn sie diesen Stollen bauen konnten, müssen sie doch die Geometrie beherrscht haben«, sagte Inge, »und warum dann nicht auch die Astronomie?«
Und wieder sprach Achmed dagegen. »Das ist nicht gesagt«, meinte er bedächtig. »Nach der Wasserrinne dürfen wir wohl annehmen, daß hier keine Wüste war, sondern Land mit genügend Wasser, also fruchtbares Land. Die frühen Völker entwickelten aber vor allem die wissenschaftlichen Disziplinen, die sie unmittelbar brauchten – Seefahrer- und Wüstenvölker die Astronomie als Orientierungshilfe; die alten Ägypter, meine Vorfahren, zum Beispiel die Trigonometrie, weil sie zweimal im Jahr nach den Nilüberschwemmungen das Land neu vermessen mußten. Warum aber sollte hier, wo es mit diesem Gebirge genügend Anhaltspunkte gibt, die Astronomie vorrangig entwickelt werden?«
Wie gesagt, es fiel mir auf, daß Achmed Inge schon zum zweiten Mal widersprach – vorhin bei der Sklavenfrage und jetzt. Ich konnte mir nur nicht vorstellen, was dahintersteckte. Hatte es irgendeinen Krach zwischen den beiden gegeben? Unmöglich. So etwas kann in einem so kleinen Lager nicht verborgen bleiben. Außerdem war Achmed auch nicht der Mann, der darauf so reagiert hätte. Aber was sonst? Wollte er uns verwirren? Oder wollte er irgendwie betonen, daß es zwischen Inge und ihm nichts gab?
Ach, Unsinn. Ich berief eine innerliche Versammlung meiner fünf Sinne ein und erteilte mir eine Rüge. Nur Klatschbasen vermuten immer hinter allem irgend etwas. Achmed hatte ja völlig recht, wenn er auf Widersprüche aufmerksam machte und allzu glatte und leichte Lösungen und Argumente widerlegte – das konnte uns allen nur nützlich sein.
Wir schliefen ein bißchen, und als die Nacht hereingebrochen war, standen wir auf, aßen schnell etwas und zogen dann, mit allerlei Gerät bepackt, in den Stollen.
Mit Ultraviolettstrahler und -wandler rückten wir einem der Steine zu Leibe, auf dem wir eine Schattierung bemerkt zu haben glaubten. Es war eine komplizierte und langwierige Probiererei, und die Hauptarbeit tat Achmed fast allein, während wir anderen nur herumstanden und -saßen und höchstens mal hier und da anfaßten. Achmed veränderte dauernd Winkel, Fokussierung und Wellenlänge der auffallenden Strahlung – der Ausdruck Licht wäre hier unangebracht, weil sich fast alles im Dunkeln abspielte. Nach zwei Stunden wurde auf dem Wandler die erste Linie sichtbar. Der Beweis war erbracht: An den Wänden hatte es Bilder gegeben.
Nun
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