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Die Trasse von A'hi-nur

Die Trasse von A'hi-nur

Titel: Die Trasse von A'hi-nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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arbeiten!« schlug ich vor.
    Achmed wiegte den Kopf. Dann stimmte er zu. »Gut, versuchen wir’s. Aber vorsichtig, mit Gefühl!«
    Er, Inge und ich wühlten nun und warfen den Sand zwischen den Beinen hindurch nach hinten. Es war ein eigentümliches Gefühl, mit den Händen zu tasten, praktisch im Unsichtbaren, in der Erwartung, jeden Augenblick auf etwas Überraschendes zu stoßen, von dem man nicht wußte, was es sein würde, wie es sich anfassen würde.
    Endlich, bei Sonnenaufgang, schälte sich an der Stelle, wo Inge auf Widerstand gestoßen war, etwas heraus: ein glatter Steinblock, ein Quader anscheinend, etwa einen halben Meter hoch.
    Niemand dachte daran aufzuhören, obwohl die Sonne bald unbarmherzig brannte. Nach zwei Stunden hatten wir noch drei solcher Blöcke freigelegt. Aber dann mußten wir Schluß machen.
    Die folgende Nacht brachte uns noch einige Steinblöcke, und wir sahen nun auch, daß die Blöcke im Halbkreis standen. In der dritten Nacht – der Haufen war schon bedeutend kleiner geworden – trat ein Bogen eines gemauerten oder, besser, aus großen Steinen gefügten Stollenmundes hervor. Er war etwa zwei Meter hoch und anderthalb Meter breit, mit geraden Seitenwänden und einem Rundbogen als Dach.
    Es war unwahrscheinlich, daß dahinter nur eine Nische oder eine kleine Höhlung stecken würde – wozu dann dieser Aufwand? Nein, ein Gang, ein Stollen war schon das Wahrscheinlichste, aber wie lang mochte der sein? Bei dem Gedanken, daß er ganz voll Sand sein könnte und wir diesen Sand auf die bisherige Weise auslöffeln mußten, sträubten sich mir die Federn.
    »Können wir nicht einen Exhauster mit großem Querschnitt benutzen, in den wir ein Sieb einbauen?« fragte ich.
    Aber dazu war Achmed nicht zu bewegen. So arbeiteten wir noch nächtelang daran, den Sand aus dem Stollen zu schaffen – es war wirklich ein Stollen, ausgebaut mit Quadern und Bogenstücken von Stein, aber zum Glück lag der Sand nur vier Meter weit und nahm dann ab, während der Stollen acht Meter lang war und dann von einer Quaderwand abgeschlossen wurde.
    Erst als der Sand nur noch knöcheltief lag, war Achmed einverstanden, daß wir den Rest mit gröberem Werkzeug hinausschafften. Gefunden hatten wir im Sand nichts – aber vielleicht war gerade das eine gute Lehre für mich, der ich auf diesem Gebiet neu war. Inge schien es übrigens ebenso zu gehen, nur die Zwillinge kamen mir nicht mehr ganz so begeistert vor wie zu Anfang.
    Wie gesagt – im Sand fanden wir nichts. Aber als wir den Rest hinausbeförderten, entdeckten wir, daß an mehreren Stellen – genau an vier auf jeder Seite, in der zweiten Lage von unten und in regelmäßigen Abständen – je ein Quader in der Wand fehlte.
    Achmed steckte den Arm in eins der Löcher – und griff ins Leere. Dann nahm er eine Handlampe und schob sich mit dem Oberkörper durch das Loch, kam aber gleich wieder zurück, tief atmend.
    »Eine Begräbnisstätte!« sagte er, als er wieder Luft hatte.
    »Ist das so entsetzlich?« flüsterte Inge zaghaft.
    Achmed lachte. »Nein, das nicht, nur ein paar Schädel und Knochen. Es ist aber kaum Sauerstoff drin, man kann nicht atmen. Wir brauchen Sauerstoffmasken. Müssen wir gleich heute bestellen!«
    Als der Sand ganz hinausgeschafft und auch draußen die unmittelbare Umgebung gesäubert war, entdeckten wir eine Rinne, die von der abschließenden Wand des Stollens, in der unten ein kleines Loch war, durch den Stollen und draußen an der Felswand entlang bis zum Rand der Terrasse führte – etwa zehn Zentimeter tief und zwanzig breit –, eine Wasserrinne? Wir konnten uns nichts anderes darunter vorstellen, aber das war natürlich kein Beweis für diese Annahme.
    Und noch etwas entdeckten wir: Die Blöcke, die vor dem Stollenmund standen, schön gleichmäßig in drei Reihen zum Halbkreis geordnet, waren höchstwahrscheinlich die fehlenden Quader im Gang und ein ehemaliger Verschluß des Stollenmundes.
    Nach dieser Arbeit hätten wir uns eigentlich einen Ruhetag verdient, aber wer könnte unter solchen Bedingungen an Ruhe denken! Es wurde ein Beratungstag daraus.
    Achmed unterbreitete uns so etwas wie ein vorläufiges Programm. Es müsse, erläuterte er uns, eine Gruppe von Wissenschaftlern hinzugezogen werden, wenn wir an einen bestimmten Punkt gekommen seien; aber erst müßten wir klarere Vorstellungen über den ganzen Komplex haben. Er habe Vorstellungen, die so phantastisch seien, daß man sie niemand unterbreiten könne, wenn man

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