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Die Trasse von A'hi-nur

Die Trasse von A'hi-nur

Titel: Die Trasse von A'hi-nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Anhieb ist da wirklich nichts zu erkennen.«
    Ich erhob mich. »Na, dann wollen wir mal wieder!« sagte ich und reckte möglichst unbeschwert die Glieder. Der fragende Blick, den Achmed Inge zuwarf, sagte mir, wie ich meinte, genug. Leider konnte ich nicht Inges Gesicht sehen, das traurig war.
    Daß ich nach diesem Gespräch nun restlos glücklich gewesen wäre, will ich nicht gerade behaupten. Aber die nächsten Tage brachten so viel Neues, daß der Kopf wahrhaftig ausreichend damit beschäftigt war, alles zu verarbeiten, und so gelang es mir sogar, mich selbst glauben zu machen, daß ich »das« hinter mir hätte.
    Als wir die bestellte Sendung erhalten hatten, gingen wir daran, die Grabkammern näher zu untersuchen, die zu beiden Seiten des Stollens lagen. Sie schienen einst Bestandteil einer größeren Grotte gewesen zu sein, die durch Mauern von Steinquadern in den Stollen in acht kleine Kammern unterteilt worden war. Dabei fiel auf, daß jeweils die letzte Kammer rechts und links noch einmal besonders ausgemauert worden war. Der nackte Fels war dort nicht zu sehen, und auch die Zwischenwände schienen dicker zu sein.
    Wir konnten das alles nur ungefähr von den Öffnungen her feststellen, weil Achmed strenge Anweisung gegeben hatte, die Grabkammern nicht zu betreten. Sie lagen nämlich voller Schädel und Knochenreste, und es bedurfte der Arbeit sachkundiger Präparatoren, das näher zu untersuchen, ohne dabei etwas zu zerstören. So betrachteten wir alles genau, machten Aufnahmen und verschlossen die Öffnungen mit Folie.
    Die Fotos zeigten noch deutlicher, was uns schon bei der Beobachtung aufgefallen war: daß nämlich in den Grabkammern eine gewisse ständig wiederkehrende Anordnung herrschte. In einer etwas erhöhten Ecke lag ein einzelner Schädel zusammen mit Resten von Gebeinen, in einem Viertelkreis darum herum ein paar andere und dann, mit einem gewissen Abstand, viele durcheinander.
    Wir fragten uns, was das wohl bedeuten mochte. Könige mit ihren Vasallen? Familienoberhäupter mit ihrer Familie?
    Achmed machte ein finsteres Gesicht. »Das ist die unangenehme Seite meiner Arbeit«, sagte er, »daß man immer wieder daran erinnert wird, aus welch grausamen und barbarischen Verhältnissen sich die Menschheit emporarbeiten mußte. Ich vermute, daß die einzelnen so etwas wie Könige sind; die dicht bei ihnen liegen, könnten deren Frauen sein. Aber außer Frage steht für mich, daß die anderen – Sklaven sind, die getötet wurden, als ihre Herren starben. Die Frauen wahrscheinlich auch. Solche Bräuche sind schriftlich überliefert.«
    Wir schwiegen bedrückt. Endlich fragte Inge zaghaft: »Aber wenn es nun damals noch gar keine Sklaven gab? Das ist doch hier viel länger her, als jede schriftliche Überlieferung reicht!«
    Achmed schüttelte den Kopf.
    »Genauen Aufschluß darüber kann uns erst eine eingehende Untersuchung geben, und die müssen wir verschieben, bis die Funde präpariert sind. Es werden sicherlich auch Geräte und Waffen darunter sein, die uns mehr sagen. Was mich wundert, ist vielmehr, daß wir noch keine Skulpturen oder Bilder entdeckt haben. Wir müssen uns morgen noch einmal den Stollen vornehmen, vielleicht finden wir doch etwas.«
    Bei der genaueren Untersuchung des Stollens fiel uns zunächst etwas auf, was wir schon als Besonderheit registriert, aber noch nicht weiter beachtet hatten. In das sonst regelmäßige Gefüge des Deckenbogens war in der Mitte ein größerer Stein eingelassen, und dessen Oberfläche war, wie wir nun bemerkten, nicht ganz so gleichmäßig glatt wie die der anderen. Bei genauerem Hinsehen, wenn man die Leuchte in sehr flachem Winkel dazu hielt, ließen sich kleine Vertiefungen unterscheiden. Achmed bestrich den Stein mit einer wasserlöslichen weißen Farbe und wischte dann den Anstrich wieder ab, so daß nur in den Vertiefungen Farbe blieb. Das erinnerte mich an irgend etwas, aber ich konnte nicht sagen, woran. Wir nahmen das Ergebnis auf und wandten uns dann den anderen Steinen zu.
    Quadratzentimeter für Quadratzentimeter suchten wir ab, aber erst am Ende des Stollens hatten wir manchmal den Eindruck, daß es auf einzelnen Steinen Schattierungen gab. Es konnte aber auch sein, daß wir uns täuschten, weil die Augen vom langen Starren schon müde waren.
    »Brechen wir ab!« gebot Achmed. »Wir sehen uns die Sache heute nacht noch einmal an, in ultraviolettem Licht. Ich glaube, es lohnt sich!«
    Als nach der Mittagspause die aufgenommenen Fotos

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