Die Traumfängerin - Roberts, N: Traumfängerin
nicht etwa vor Rührung. Es war die pure Lust, die ihre Gedanken durcheinanderwirbelte und ihr Herz schneller schlagen ließ. Begehren. Nichts sonst. Sie fuhr mit den Händen über seinen Rücken. „Lass uns nicht darüber nachdenken.“ Zärtlich küsste sie ihn, und obwohl sie wusste, dass er sie wollte, spürte sie einen Hauch von Distanz.
„Früher oder später werden wir darüber reden müssen.“
„Nein.“ Langsam und genüsslich ließ sie ihre Zungenspitze über seine Lippen gleiten. „Es gibt kein Früher und kein Später.“ Ihr Atem ging schneller. „Es gibt nur dasJetzt. Liebe mich.“ Lockend glitt sie mit den Händen unter sein Hemd, während ihr Blick den seinen gefangen hielt. Mit sanften Lippen betörte sie ihn, bis sein Widerstand erlahmte. Innerlich fluchend zog er sie an sich und gab sich ihrem geschickten Spiel hin.
„Es tut dir gut.“
„Das tut Lebertran auch“, erwiderte A. J. atemlos und lehnte sich an den Stamm einer alten Eiche. „Und trotzdem mag ich ihn nicht.“
Sie waren dem kleinen Trampelpfad gefolgt, der hinter dem Haus begann. Eine kleine hölzerne Brücke führte über den Fluss, dann ging der Weg stetig bergauf. David trat neben sie und deutete mit einer ausladenden Handbewegung ins Tal. „Sieh dir das an!“ Seine Augen leuchteten. „Ist das nicht ein wundervoller Ausblick?“
Unter ihnen lagen die dichten Wipfel der Bäume. Der Wald war erfüllt von Vogelgezwitscher. Wildblumen, die sie nie zuvor gesehen hatte, säumten den Weg und erkämpften sich im Unterholz ihren Platz an der Sonne. Selbst für ein Stadtkind wie sie war diese Aussicht unbeschreiblich schön.
„Ja, es ist fantastisch. In L. A. kommt man gar nicht auf die Idee, dass nur wenige Kilometer weiter eine solche Welt existiert.“
„Genau deshalb liebe ich es hierherzukommen.“ Zärtlich legte er einen Arm um ihre Schulter. „Fast hatte ich schon vergessen, dass es noch ein Leben abseits der Hektik und des Lärms in der Stadt gibt.“
„Arbeit, Partys, Besprechungen, Geschäftsessen, Cocktails.“
„Ja, und je den Tag geht es von vorn los. Hier wird mirbewusst, was wirklich wichtig ist. Selbst wenn ein Projekt völlig misslingt – die Sonne wird auch an diesem Abend untergehen, und die Erde dreht sich gleichmäßig weiter.“
Nachdenklich kuschelte sie sich an ihn. „Wenn bei mir etwas schiefgeht, fahre ich nach Hause, schließe mich ein, setze die Kopfhörer auf und lenke mich mit Rachmaninow ab.“
„Das ist auch keine schlechte Alternative.“
„Aber zuerst muss ich irgendwas in die Ecke feuern.“
Er lachte und küsste ihren Scheitel. „Hauptsache, es hilft. Warte ab, bis du den Ausblick vom Gipfel siehst.“
A. J. beugte sich hinunter, um ihre Waden zu massieren. „Mach ein Foto für mich. Ich kehre um.“
„Die frische Luft tut dir gut. Ist dir klar, dass wir seit drei Tagen praktisch nicht aus dem Bett gekommen sind?“
„Dabei haben wir aber höchstens zehn Stunden Schlaf bekommen.“ Vorsichtig reckte sie sich und dehnte ihre schmerzenden Muskeln. „Ich glaube, ich habe für heute genug Natur und frische Luft.“
Lächelnd sah er sie an. In Jeans, Wanderschuhen und einem schlichten T-Shirt entsprach sie nicht im Entferntesten dem Bild von A. J. Fields. Doch auch jetzt wusste er, wie er mit ihr umgehen musste. „Es ist okay, wenn du umkehren willst. Anscheinend bin ich in besserer körperlicher Verfassung als du.“
„Unsinn.“ Energisch stieß sie sich vom Baum ab.
Entschlossen, den Aufstieg zu meistern, schritt sie neben ihm aus. Weiter und weiter schraubte sich der schmale, lehmige Weg hinauf. Ihre Muskeln pochten und erinnerten sie daran, dass sie seit einem Monat nicht mehr Tennis gespielt hatte. Schließlich ließ sie sich erschöpft auf einen Felsen sinken.
„Ich gebe auf.“
„Nur noch ein paar Meter.“
„Keinen einzigen.“
„A. J., wir nehmen zurück einen kürzeren Weg. Jetzt umzukehren ist Unsinn.“
Sie schloss die Augen und fragte sich, wie er es überhaupt geschafft hatte, sie zu dem Ausflug zu überreden. „Ich bleibe heute Nacht hier. Du kannst mir ein Kissen und etwas zu essen vorbeibringen.“
„Ich könnte dich auch tragen.“
Sie verschränkte die Arme. „Niemals.“
„Bist du bestechlich?“
„Ich bin immer offen für Verhandlungen“, gab sie nach kurzem Nachdenken zurück.
„Zu Hause wartet noch eine Flasche Cabernet Sauvignon, den ich für einen besonderen Moment aufbewahrt habe.“
Voller Konzentration versuchte
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