Die Traumprinzessin: Royal House of Shadows (German Edition)
erkennbar. Waren an seinen Augen Falten, die zeigten, dass er gerne lachte? Waren Falten auf seiner Stirn, die ihn als ernsthaften Mann auszeichneten, der viel nachdachte? Alles, was sie sehen konnte, waren grobe Pinselstriche. Nichts, was ihr sagte, wer er wirklich war.
Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie sah, wie seine Schultern sich anspannten. Ihr Liebhaber hatte ihre Anwesenheit bemerkt. Er drehte sich um und ließ Schwert und Tuch neben sich ins Gras fallen. Ihre Brüste reckten sich ihm entgegen, als er den Blick über ihren Köper wandern ließ und sein Atem dabei kaum mehr als ein Zischen war. Breena kniff die Augen zusammen und versuchte wieder einmal durch den Traumnebel zu sehen, der seine wahren Gesichtszüge vor ihr verbarg. Nur seine Augen konnte sie erkennen. Diese eindringlichen braunen Augen.
Mit lautlosen Schritten trat er über die Blätter und Zweige, die den Boden bedeckten. Sie löste sich vom Baumstamm und ging auf ihn zu, wollte so schnell wie möglich bei ihrem Liebhaber sein, jetzt, da er wusste, dass sie angekommen war.
Sie würden sich zum letzten Mal begegnen.
So sollte es jedenfalls sein. Ihre Pflicht war es, sich auf ihr Königreich zu konzentrieren und ihrem Vater dabei zu helfen, einen Ehemann für sie auszuwählen.
Breena schlang ihrem Liebhaber die Arme um denHals, um ihn zu ihren Lippen hinabzuziehen. Der Mann ihrer Träume küsste sie nie zärtlich, wie ein Höfling es vermutlich tun würde, der dazu erzogen war, über ein Schloss zu herrschen. Nein, die Lippen dieses Mannes waren fordernd. Sein Kuss war leidenschaftlich und voll rohem Verlangen.
„Ich will dich nackt“, sagte er mit belegter Stimme zu ihr.
Sie blinzelte ihn einen Augenblick lang erstaunt an. Er hatte in ihren Träumen noch nie mit ihr gesprochen. Seine Stimme gefiel Breena, ursprünglich und voller Begehren auf sie. Er griff nach dem Stoff an ihrer Schulter, um ihn zu zerreißen, doch sie hielt seine Hand auf. Sie wollte heute nicht, dass er der Verführer war, auch wenn man sein Liebesspiel nie als geschickte Verführung bezeichnen konnte. Nein, sie wollte, dass sie bei diesem letzten Mal ebenbürtige Partner waren. Breena wollte sich für ihn ausziehen.
Mit einer einzigen Handbewegung löste sie die Bänder und spürte, wie der Stoff ihres Oberteils nachgab. Durch eine sanfte Bewegung ihrer Schultern fiel das Kleid bis zur Taille hinunter. Er kniff die Augen zusammen, als ihre Brüste zum Vorschein kamen und die Spitzen sich vor seinen Augen noch weiter zusammenzogen. Er streckte die Hand nach ihr aus. Breena wusste, was er tun würde, sobald er sie in den Armen hielt, und lachte.
„Noch nicht“, neckte sie ihn. Dann hob sie die Röcke und rannte auf den Baum zu. Dieses Spiel hatte sie noch nie mit ihm gespielt … es war ihr nicht in denSinn gekommen. Sie wusste, dass ihr Krieger die Jagd genoss. Er würde gewinnen, aber sie hatte sowieso vor, sich von ihm fangen zu lassen.
Auch wenn ihr Liebhaber sich geräuschlos bewegte, wusste Breena, dass er ihr nahe war. Sie lachte wieder, als er ihr eine Hand um die Taille legte. Er zog sie an seine feste Brust. Sein harter Körper presste sich gegen sie, und ihr Magen zog sich zusammen vor Sehnsucht und Schmerz. Der Drang, ihn zu necken und davonzurennen, verschwand augenblicklich. Breena wollte – nein, sie brauchte – seine Hände auf ihrem Körper und seine Lippen auf ihren Brüsten.
Etwas Hartes presste sich auf ihren Mund. In seinen dunklen Augen stand Verwirrung, und sein scharfer Umriss begann zu verschwimmen. Zu vergehen. Seine Hände schlossen sich fester um ihre Arme, aber es war zu spät.
„Bleib bei mir“, verlangte er. „Was geschieht mit dir?“
Sie wehrte sich, konzentrierte all ihren Willen darauf, hinter der Tür zu bleiben, bei ihm. Aber es war zu spät.
Breena kämpfte gegen die Kraft an, die ihren Kopf festhielt.
„Still“, befahl eine Stimme.
Sie schüttelte den Kopf und streckte die Hand nach ihrem Liebhaber aus. Aber sie griff nur in die Luft. Etwas, irgendeine Kraft, riss sie fort von ihm. „Hilf mir“, versuchte sie zu rufen, aber durch die Hand über ihrem Mund konnte sie nicht sprechen.
Und dann war er fort.
Breena war wieder in ihrer Schlafkammer. Rolfe, ein Mitglied der Leibwache ihrer Eltern, stand über sie gebeugt. „Seid still, Prinzessin. Die Burg wird angegriffen. Sie haben bereits König und Königin in ihrer Gewalt.“
Breena setzte sich auf, und die letzten Reste ihres Traumes verflogen.
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