Die Traumprinzessin: Royal House of Shadows (German Edition)
den Pelz des Bären hoch. „Überlege es dir gut, bevor du den Pelz anlegst. Du wirst in der Lage sein zu töten, Osborn, und das mit Leichtigkeit. Doch niemals ohne Ehre.“
„Das werde ich, Vater“, schwor er mit einem bescheidenen Gefühl des Stolzes. „Was machen wir jetzt?“
„Wir nehmen das Fleisch, damit unser Volk etwas zu essen hat. Die Klauen benutzen wir als Waffen. Wir verschwenden nicht, was der Bär uns gegeben hat. Wir ehren sein Opfer.“ Sein Vater fuhr mit einem Finger den Pelz des Bären entlang. „Aber der Pelz gehört dir allein. Du trägst ihn nur, wenn du in die Schlacht ziehst und den Geist des Bären zu dir rufen musst.“
So wie er es schon bei seinem Vater gesehen hatte und bei Dutzenden Kriegern von Ursa, die ihr Heimatland beschützten. Jetzt schloss er sich ihren auserlesenen Rängen an.
Sie kamen in der Nacht. Doch Vampire waren in der Nacht am stärksten. Sie griffen an, als alle schliefen, während die Krieger und ihre Söhne auf Bärenjagd waren. So verhielten sich Feiglinge.
Die Schreie der Frauen erfüllten die Luft. Das Lodern der brennenden Häuser und Scheunen und Kornschober erleuchtete den Himmel. Vater und Sohn betrachteten die Szene, die sich ihnen darbot. Osborns Mutter war dort unten. Seine Schwester.
Sein Vater streifte die Kleider ab und griff nach seiner Bärenhaut und seinem Schwert, die er stets in Reichweite behielt. Osborns eigenes Fell war noch nicht fertig, noch nicht in der Sonne gegerbt, aber er griff dennoch danach und legte es sich um die nackten Schultern. Blut und Sehnen klebten noch an dem Pelz und drangen durch die Wunden an seinen Armen in seinen Körper ein und tropften an ihm hinab. Mächtige Wut erfasste ihn. Er spürte nichts anderes mehr. Keine Trauer um den Bären, keine Sorge um seine Brüder oder seine Schwester oder Mutter, kein Bedauern über den Verlust der Vorräte, die sein Volk durch den harten Winter bringen sollten. Osborn fühlte nichts mehr außer todbringender Wut.
Mit einem Kriegsgebrüll stürmte er den Hügel hinab zu seinem Dorf, seinem Volk. In die Schlacht. Erachtete nicht auf die Warnung seines Vaters. Ein Vampir drehte sich nach seinem Schrei um. Blut tropfte ihm vom Kinn, und ein eiskaltes Lächeln lag auf seinen grausamen Lippen.
Die Kraft seines Zornes überwältigte Osborn. Er griff den Vampir an, packte ihn an der Kehle, zerrte an seinem Fleisch, riss den Körper der Kreatur mit bloßen Händen in Stücke. Er brauchte keinen Pflock, nur seine Faust. Er trieb sie durch Haut, Knochen, bis ins Herz. Der Vampir brach vor seinen Füßen zusammen.
Osborn drehte sich noch einmal um, bereit, einen weiteren umzubringen. Und er tat es. Wieder und wieder. Doch die Krieger von Ursa waren in der Unterzahl. Die Vampire warteten, mit Keulen bewaffnet, auf die Väter und Söhne, die langsam ins Dorf zurückkehrten. Sie waren leichte Beute. Die Kreaturen wussten, was sie taten, indem sie weder mit Klingen noch mit Flammen gegen sein Volk antraten.
Die Leichen seiner Nachbarn lagen zwischen den Bluttrinkern, die er getötet hatte. In der Ferne sah er, wie sein Vater immer noch kämpfte. Er trat mit Leichtigkeit gegen zwei Vampire an, sein Berserkergang ein treuer Verbündeter. Doch dann sah er seinen Vater fallen. Die Vampire machten sich bereit, ihm die letzte Lebenskraft auszusaugen. Seine Seele.
„Nein“, brüllte er, und seine Wut stieg immer weiter an. Er griff sich noch im Rennen ein Schwert von einem der gefallenen Männer. Die Klinge mochte seinem Fleisch nichts anhaben können, doch sie würdebald eine Heimat im bitteren düsteren Herzen eines Vampirs finden.
Der Bluttrinker am Hals seines Vaters verlor seinen Kopf, noch ehe er merkte, dass Gefahr drohte. Der zweite Vampir hatte noch Zeit, sich zu wehren, und steigerte damit nur Osborns Wut. Der Krieger lachte in den Sonnenaufgang, als der Vampir ihm zu Füßen fiel. Er drehte sich um, bereit, weiter zu töten. Seine Wut wurde nur durch den Tod seines Feindes gelindert. Aber er war umzingelt.
Die Vampire bewegten sich in unfassbarer Geschwindigkeit, um sich denen anzuschließen, die ihn langsam einkreisten. Selbst unter seinem Berserkergang, angefüllt mit dem Geist des Bären, wusste er, dass er so viele Vampire nicht besiegen konnte. Die Vampire hatten dafür gesorgt, dass niemand ihm mehr helfen konnte.
Er konnte nur noch dafür sorgen, dass er so viele von ihnen wie möglich mit sich nahm, wenn er starb. Er hob sein Schwert und machte sich für die
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