Die Traumprinzessin: Royal House of Shadows (German Edition)
und berührten sich kaum.
Osborn erwachte am nächsten Morgen in der gleichen Untergangsstimmung.
Er löste sich aus den Laken und schaute dann in Breenas schönes Gesicht hinab. Er würde es nie leid sein, sie anzusehen. Selbst wenn er das Glück hätte, mit ihr alt werden zu dürfen und zu sehen, wie sich in ihren Augenwinkeln Falten bildeten und mehr graue als blonde Strähnen in ihrem seidigen Haar waren. Eswar nicht ihr Äußeres, das sie so schön machte. Es war ihr Wesen. Ihre Fähigkeit zu lieben, ihn und auch seine Brüder, trotz allem, was ihr im Leben genommen worden war. Breena hatte keine Angst vor dem Berserker in ihm. Das änderte alles für ihn. Sie hatte vor nichts Angst.
Während er vor Angst wie gelähmt war.
Er würde sie verlieren. Das wusste Osborn jetzt. Er hatte sie wahrscheinlich schon zu lange festgehalten.
Nachdem er aus dem Bett geschlüpft war, zog er sich rasch an. Er konnte es nicht länger aufschieben, ins Dorf zu gehen und sich nach Neuigkeiten über Elden zu erkundigen. Das war es, was in der Ferne lauerte. Breenas Rache und ihr Traum, ihren Brüdern, falls sie noch lebten, wieder zu ihrem rechtmäßigen Thron zu verhelfen. Es war Zeit, dass sie die Befehle – nein, Flüche –, die ihre Eltern ihr in den Kopf gepflanzt hatten, erfüllte und damit zum Schweigen brachte. Überleben und rächen … überleben, um zu rächen.
Als er den Gipfel des Hügels erreichte, lag das Dorf noch ruhig da. Die meisten Bewohner schienen noch zu schlafen; alle bis auf die Kaufleute. Osborn fand den Gewürzhändler, der gerade dabei war, seine Waren auszupacken und auf seinem Stand auszulegen. Der Mann lächelte, als Osborn näher kam. „Ich habe doch gesagt, Ihr sollt Olivenöl kaufen, ehe meine Vorräte zur Neige gehen. Jetzt habe ich keins mehr. Elden ist eine Festung.“
„Was ich brauche, sind Informationen.“
Der Händler lächelte nur. „Der Preis ist der gleiche.Schließlich bin ich Geschäftsmann.“
Osborn griff in seinen Beutel und reichte ihm eine Münze.
„Ich fürchte, es sind keine guten Neuigkeiten, mein Freund. Im Augenblick bekommt man nichts mehr aus Elden hinaus oder hinein. Man sagt, das Land ist von Blut verflucht.“ Der Händler schüttelte sich. „Ich gehe nicht zurück, und wenn ich ein Vermögen damit machen könnte.“
Von Blut verflucht. Die Schlangenkreatur, die aus Blutmagie geschaffen war. Das alles passte zu den Erinnerungen aus Breenas Träumen. Der Blutmagier steckte hinter dem Angriff auf Elden. „Was ist mit Eldens Volk?“
Der Gewürzhändler schüttelte den Kopf. „Darüber weiß ich noch weniger. Und gerade weil man von ihnen nichts hört, vermute ich, dass sie alle tot sind.“
Das hatte Osborn schon befürchtet. Breenas geliebte Brüder … Nicolai, Dayn und der kleine Micah.
„Es gibt Gerüchte über einen Widerstand.“
Endlich. Eine gute Nachricht.
„Was sagt man?“
Der Händler streckte ihm die leere Handfläche hin. Ein kluger Schachzug, die Geschichte zu unterbrechen, wenn sie am spannendsten war.
Osborn steckte dem Mann noch mehr Münzen zu. „Wenn ich erfahre, dass Ihr nur Lügen erzählt habt, um mein Geld zu erschwindeln, dann schließt Ihr Euch den Toten von Elden an.“
„Nein, ich sage die Wahrheit. Jene, die der alten Königsfamilie von Elden treu sind, sammeln sich in einem Außenposten an der Grenze. Jeden Tag kommen mehr Leute dort an, tragen Waffen zusammen und planen einen Angriff. Ein völlig auswegloses letztes Gefecht, wenn Ihr mich fragt.“
Breena sollte dort sein, um ihr Volk anzuführen.
Osborn war immer noch dumm genug gewesen, die Hoffnung nicht ganz aufzugeben, dass Breena bei ihm bleiben würde. Das wurde ihm erst jetzt klar, da diese Hoffnung gerade gestorben war. Er hätte es besser wissen müssen. In den Geschichten, die sie ihnen am Lagerfeuer erzählte, blieb die Prinzessin nie in der Hütte im Wald.
Auf dem Rückweg besorgte Osborn alles, was sie für ihre Reise nach Elden brauchten. Dorthin, wo ihr Volk sich versammelte und wahrscheinlich nur auf einen Anführer wartete. Er hatte als Kind die Positionen der Sterne gelernt und konnte Breena leicht nach Hause führen.
Er brauchte nicht lange, um über den von Bäumen gesäumten Pfad zu Breena zurückzukehren. Nach einem kurzen Klopfen an ihre Schlafzimmertür trat er ein. Sie lächelte zu ihm auf und streckte sich den morgendlichen Schlaf aus den Gliedern.
„Ich habe mich schon gefragt, wohin du verschwunden bist.“ Sie rutschte zur
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