Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition)
überlebt.
»Wer hat Ihnen das angetan?«, wollte Cordova wissen. Eine seiner Hände ruhte auf der Schulter des Friedhofwärters und die beiden sahen aus wie schlecht zusammengestellte Football-Spieler, im Begriff die Köpfe zusammenzustecken, um die nächsten Schritte zu besprechen.
»David D-D-Dentman«, stammelte ich.
Cordovas Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. Er wandte sich an seinen Partner: »Okay, bringen wir ihn zum Wagen, bevor er zum Eiszapfen wird.«
Freers stützte meinen Unterarm und führte mich zwischen den Grabsteinen hindurch.
»Warten Sie.« Ich bückte mich kurz nach meinem Block. Ich sah mich um und hoffte, zumindest einige von Earls Beweisfotos wiederzusehen, doch sie waren verschwunden.
»Das da ist Verschmutzung des Friedhofs«, bellte der Wart mit Verweis auf mein Notizbuch. »Für Verschmutzung des Friedhofs ist ein Strafbetrag fällig.«
»Niemand hat irgendetwas verschmutzt«, beschwichtigte Cordova, dessen Hand nach wie vor auf der schmalen Schulter des Mannes lag.
»Ein Strafbetrag ist fällig«, wiederholte er, obwohl sein Ton diesmal weit weniger streng klang.
»Kommen Sie«, forderte Cordova, trat neben mich und drückte mir ein paar Finger über dem Becken ins Kreuz.
»Ich denke, ich schaffe das allein, danke«, erwiderte ich.
»Außerdem haben Sie das Gelände widerrechtlich betreten«, fügte der Verwalter an, als wir über den Kiesweg vom Friedhof zur Straße gingen, wo der Streifenwagen stand. »Widerrechtlich!«
»Hören Sie nicht hin«, flüsterte Cordova nahe meinem Ohr.
Freers öffnete die Tür zum Rücksitz und half mir hinein. »Kopf einziehen.« Dann rief er Cordova übers Dach des Autos hinweg zu: »Dreh die Heizung voll auf für unseren Freund, okay?«
Türen schlugen zu. Cordova rückte seinen stämmigen Körper hinter dem Lenkrad zurecht, während sich Freers auf dem Beifahrersitz zurücklehnte. Als Cordova die Heizung einschaltete, lief mir, obwohl ich halb erfroren war, sprichwörtlich der Schweiß in die Schuhe.
»Alles in Ordnung da hinten, Travis?«, fragte er. »Schon warm?«
Da ich meinen Lippen nicht zutraute, Worte zu bilden, nickte ich schlicht mehrmals Cordovas Augen im Rückspiegel zu.
Mein Schädel wummerte wie eine Calypso-Trommel. Ich sah die Landschaft von Westlake durchs Fenster an mir vorüberziehen, die Einkaufsmeile und die Reihen geweißter zweigeschossiger Wohnhäuser sowie den Verkehr auf den Straßen. An der Waterview Court fuhren wir vorbei.
»Sie haben meine Straße verpasst«, sagte ich durch die Löcher in der Plexiglastrennscheibe.
»Wir bringen Sie nicht nach Hause«, erklärte Cordova.
»Wohin dann?«
Freers beugte sich zur Fahrerseite hin, wobei er mich aus dem Augenwinkel betrachtete. »Vielleicht sollten wir ihn im Krankenhaus checken lassen. Er schlottert wie ein Tamburin.«
»Das können wir hinterher machen«, erwiderte Cordova.
»Ich wollte wissen, wohin Sie mich bringen.«
Cordovas Augen im Rückspiegel funkelten. »Zum Revier. Strohman will sich mit Ihnen unterhalten.«
»Stehe ich unter Arrest?«
»Sollten Sie?«, fragte Freers zurück, drehte sich um und grinste dämlich.
Die Entscheidung war gefallen, ich mochte den Kerl nicht.
P aul Strohmans Büro kam einer kastenförmigen Betonzelle gleich, deren Anstrich der Farbe abgestandenen Bieres entsprach. Weder Fotos noch irgendwelche Dienstauszeichnungen zierten die Wände, und abgesehen von einer übergroßen Kaffeetasse sowie einem Telefon herrschte auf dem schiefen Holzschreibtisch des Polizeichefs Leere. Ein einzelnes Fenster aus drahtverstärktem Glas mit Furnierrahmen, das ungefähr die Maße eines Studentenwörterbuches hatte, befand sich oben an der Wand hinterm Tisch. Ohne den Aufdruck an der geriffelten Türscheibe – Paul J. Strohman, Chief – hätte ich den Raum für ein Verhörzimmer gehalten.
Strohman selbst war ansehnlicher. Großgewachsen und kräftig mit gesund aussehendem Haar sowie gut definierten Zügen. Der Chef der Polizei strahlte auf unbestimmte Weise einen Promi-Status aus. Er trug ein weißes Anzughemd ohne Krawatte, dessen Ärmel fast bis zu den Ellbogen hochgekrempelt waren und dazu eine dunkelgraue Bundfaltenhose. Er saß zurückgelehnt in einem hölzernen Schreibtischstuhl, das Telefon am Ohr, als mich Cordova durch die Tür bugsierte.
Cordova hatte mich zuvor angewiesen, ich solle mich auf der Toilette am Ende des Gangs frischmachen. Er gab mir ein schmuddeliges Handtuch und ein Stück Seife, dessen
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