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Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition)

Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Malfi
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sich Poe für Das Fass Amontillado hätte ausdenken können?
    Natürlich entgingen mir die Gemeinsamkeiten der Tode von Elijah und Kyle nicht. Beide waren ungefähr im gleichen Alter gestorben, und ihre Zimmer hatte man nach dem jeweiligen Unfall auf mysteriöse Weise unberührt gelassen, Elijahs im Keller von Waterview Court 111, Kyles in unserem Haus in Eastport. Als ältester Sohn hatte Adam ein Zimmer für sich allein gehabt, während ich mit Kyle zusammengelegt worden war. Nach seinem Tod hatte Vater meine Sachen zu Adam gebracht, und ich war gefolgt. Eines kalten Tages im Dezember hatten meine Eltern Kyles Hinterlassenschaft still und wie durch Fäden manipuliert in die Garage verbannt.
    (Was später damit geschehen war, entzog sich meiner Kenntnis. Nachdem Vater gestorben und Mutter zu ihrer Schwester nach Ellicott City gezogen war, kehrten Adam und ich zur Stätte unserer Kindheit zurück, um uns um das Vermächtnis unseres Vaters zu kümmern. Ich rechnete damit, Kyles Sachen immer noch in der Garage zu finden, sah mich gnadenlos damit konfrontiert – wie ein Mörder am Pranger, wenn der Tag des Jüngsten Gerichts nahte –, musste am Ende aber verdattert feststellen, dass es verschwunden war. Irgendwie kam mir dies schlimmer vor, als alles noch einmal vor Augen zu haben, weil es bedeutete, dass sich meine Eltern zumindest einmal Zeit genommen hatten, um sich der Erinnerungsstücke zu entledigen. Der Gedanke daran, welchen Kummer sie dabei verspürt haben mochten, schmerzte sehr.)
    Besagter Parallelen wegen und weil ich nicht wusste, wie Elijah Dentman ausgesehen hatte, verpasste ich meinem fiktiven Jungen Charakterzüge von Kyle – schmächtig und hellhaarig, mit goldigen Augen und langen Wimpern sowie rotbraunen Sommersprossen auf dem Nasenrücken. Als einziger Flachsschopf war er das schwarze Schaf der Familie gewesen. Ich schrieb fieberhaft und war nach jeder Sitzung zwar ausgelaugt, aber umso begeisterter.
    Eines Nachmittags, als Jodie wieder einmal mit Beth unterwegs war, rief ich Adam an und bat ihn, so schnell wie möglich herzukommen. Er erschien in seiner blauen Polizeiuniform mit der Mütze in den Händen auf der Terrasse. In der Uniform sah er doppelt so stämmig aus, zumal die Schutzweste unterm Hemd seine Brust rund wie ein Whiskeyfass wirken ließ.
    »Was um alles in der Welt ist denn so dringend? Du hast ja am Telefon kaum Luft gekriegt.«
    Ich führte ihn nach unten in das Zimmer.
    »Verdammte Scheiße.« Adam bekam den Mund nicht mehr zu. »Machst du Witze?« Wie Jodie blieb er auf der Schwelle stehen, als hindere ihn eine unsichtbare Barriere am Eintreten.
     
    Abends packte mich einmal mehr der Drang, etwas zu Papier zu bringen. Aber ich war es leid, mit Stift und Block auf meinem Schoß auf der Couch zu sitzen. So fuhr ich einen Stuhl mit Rollen, den ich neben weiteren Überbleibseln im Keller entdeckt hatte, in Elijahs Zimmer direkt vor den Schreibtisch, und nachdem die Höhe soweit bequem eingestellt war, schlug ich meinen Block auf und fing wie im Wahn zu schreiben an.
    Dabei entstanden Zerrbilder von Tooey Jones, Ira und Nancy Stein sowie Szenen von Adams Weihnachtsfeier, nicht zu vergessen das Kellerschlafzimmer hinter der Wand. Ausführlich beschrieb ich das halb versenkte Treppengerüst im See. Und natürlich Elijah Dentman selbst, meine Hauptfigur und tragische Gestalt, den bedauerlichen Buben, den man in einer regelrechten Untergrundzelle festhielt. Was für ein Kind war er? Wie entwickelte sich ein Zehnjähriger, verwahrte man ihn in einem Keller? (Als mir der Schuhkarton mit den verendeten Vögeln wieder einfiel, wurde mein Körper taub wie im Fieber.)
    Vorerst hatte ich die Schreibblockade überwunden und befand mich auf einem Höhenflug in Bausch und Bogen. Unter mir blinkten Lichter, ein Geflecht umtriebiger Verkehrswege, und ich stieg immer höher.
    Als ich den Stift endlich niederlegte, schmerzte meine Hand, und am Zeigefinger tat sich eine ansehnliche Blase auf. Der Text in meinem Notizbuch hingegen las sich wunderbar fließend, und die Beschreibungen waren sehr ausführlich geraten. Was mir jedoch abging, war eine eigentliche Geschichte . Ich wusste zu wenig über die Dentmans, als dass ich ihr Leben akkurat hätte wiedergeben können. So zwängte ich meinen kleinen Jungen in ein Kellerversteck, ohne zu begreifen, was ihn dorthin gebracht hatte. Wer war Elijah? Wer waren die Dentmans?
    Ich musste es

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