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Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition)

Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Malfi
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    Kapitel 12
     
    Als ich in der öffentlichen Bibliothek Westlake ankam, war es gerade erst Viertel nach elf. Eisengraue Wolken zogen am Horizont auf und verhießen neuen Schnee.
    Das Gebäude wirkte plump und besaß eine Ziegelsteinfassade, stand an der Kreuzung zwischen Hauptstraße und Glasshouse Street im Schutze dichtgedrängter Ahornbäume, die ohne Blätter spindeldürr anmuteten. Drinnen war es totenstill. Wie immer, wenn ich eine Bücherei aufsuchte, begab ich mich in den G-Bereich und fand ein einzelnes, zerfleddertes Exemplar meines Romans Silent River zwischen den anderen Einbänden. Augenscheinlich stammte es aus einer Privatsammlung und war der Bibliothek vermacht worden, denn auf der Innenseite des Umschlags entdeckte ich den Namen G. Kennow.
    An der Information lächelte mich eine ältere Dame mit sympathisch großmütterlichem Gesicht und Zweistärkenbrille an. Sie cremte sich gerade die Hände ein.
    »Hi«, grüßte ich. »Ich würde gern die Archive der Lokalzeitung sichten.«
    »Sie meinen die von Westlake, also The Muledeer? «
    »Ja, das städtische Blatt«, sagte ich und dachte, wie gut der Name Maultierhirsch zu einer Gegend wie dieser passte.
    »Wie viele Jahre zurück soll es denn gehen? Falls es sich auf etwa zwei beläuft, befinden sich die Kopien der Ausgaben im Lagerraum. Was darüber hinausgeht, liegt als Microfiche vor.« Im entschuldigenden Ton fügte sie hinzu: »Ich weiß, dieses System ist ein wenig veraltet, selbst hier draußen am Steißbein des Teufels, aber die Bibliothek kam bislang nicht dazu, alle Daten auf Festplatte zu transferieren.«
    »Nicht schlimm«, beschwichtigte ich.
    Obwohl niemand zugegen war, der uns hätte belauschen können, beugte sie sich über den Tisch und wisperte verschwörerisch: »Um ehrlich zu sein, mag ich keine Computer. Ich traue den Dingern nicht; zu viele Tasten, und zu viel, was schiefgehen kann. So oder so bin ich eine alte Frau und werde in diesem Leben weder Tango noch Two-step lernen, wenn Sie verstehen, was ich meine.« Sie grinste, wobei ihre gepuderten Wangen erröteten. »Um Gottes willen, ich höre mich bestimmt wie ein perfekter paranoider Schwachkopf an.«
    »Überhaupt nicht«, erwiderte ich. »Ich selbst schreibe auch nach wie vor alles von Hand. Außerdem glaube ich nicht, dass ich auf Microfiche zurückgreifen muss, weil ich etwas aus dem letzten Sommer suche.«
    »Na dann«, antwortete sie, »brauchen Sie das Einhorn.«
    Ich blinzelte. »Das was?«
    Die Bibliothekarin kramte in einem Schuhkarton herum, den sie unterm Tisch hervorgezogen hatte, und reichte mir ein Schlüsselbund, an dessen Kette ein Gummieinhorn baumelte. Die Farbe war verblasst, und am Hintern schien etwas Bissspuren hinterlassen zu haben. Der kleine Anhänger hätte durchaus hundert Jahre alt sein können.
    »Hier entlang.« Ich folgte der Frau, nachdem ich um den Schreibtisch gegangen war, durch ein Labyrinth aus Bücherregalen. »Gott weiß, warum Vicky darauf besteht, die Tür abzusperren. Ich jedenfalls kann mir nicht vorstellen, weshalb jemand einbrechen und all unsere Zeitungen stehlen sollte.«
    »Was meinten Sie vorher damit, von wegen Steißbein des Teufels?«
    »Steißbein des Teufels«, wiederholte sie. »Den Ausdruck hat meine Mutter geprägt. Er bezieht sich auf mitten im Nirgendwo, also einen Ort wie Westlake.«
    »Ich mag die Vorstellung.«
    »Oh, verstehen Sie mich nicht falsch«, entgegnete sie. »Die Stadt ist wirklich wunderschön.«
    Ich meinte eigentlich die Formulierung ihrer Mutter, verkniff mir aber eine weitere Erklärung.
    Letztlich erreichten wir eine unauffällige Tür im hinteren Bereich der Räumlichkeiten. An der Tür klebte ein bekanntes Motivationsposter, das Bild einer struppig gelbbraunen Katze. Darunter stand seltsam falsch geschrieben: Hang in Their!
    Die Bibliothekarin wählte den passenden Schlüssel und sperrte auf, beugte sich hinein und schaltete das Licht an. Der Raum war nicht größer als eine Toilette. An einer Wand standen Regale, die unter dem Gewicht gestapelter Zeitungen einzubrechen drohten. Ferner war Platz für einen Tisch mit Stuhl sowie einen gelben Katalog, der an einem Haken am Raugips hing.
    »Das ist der Index«, bedeutete die Frau, indem sie mir die Schlüssel überließ. »Sie können auch die Toiletten aufschließen. Vicky glaubt wohl, auch dort fände jemand etwas zum

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