Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition)
wandte ich mich zurück zur Treppe.
Irgendwo im Haus schallte etwas Metallisches. Das Geräusch hallte wider und klang so, als schlüge jemand mit einem Schraubschlüssel gegen ein starres Eisenrohr.
Auf halbem Weg die Stufen hinauf hielt ich inne. Mein Puls fing zu rasen an.
Es knallte ein zweites Mal, jetzt erschreckend laut und direkt aus einem der Heizungsrohre. Ein Pfeifen wie aus der Ferne schloss sich an, was mich an die Sirene eines nahenden Feuerwehrautos erinnerte. Dann plötzlich schwoll der Lärm weiter an, wuchs sich zu einem steten, tiefen Brummen aus.
Ich machte kehrt und ging im Flur auf allen Vieren nieder, um meinen Kopf dicht über einen der Lüftungsschlitze zu halten. Daraus stieg keine Wärme auf, obwohl es gerade so geklungen hatte, als sei die Heizung angesprungen. Dieses befremdliche, fortwährende Brummen …
Es klang wie eine Stimme.
Irgendein Teil meiner selbst, der sich für die animalischen Instinkte am Grunde meiner Seele verantwortlich zeigte, flammte auf und übernahm nun die Zügel. Ich presste ein Ohr an den Schlitz und lauschte – ein unbestimmter, langgezogener i-Laut, hinter dem ich allenthalben vage schwaches Wispern ausmachte – , dann vibrierte der Heizkessel und schaltete wieder ab. Das Stottern aus seinem Inneren tönte wie verebbendes Gelächter in einem übervollen Zuschauerraum. Jetzt erst, während ich immer noch mit dem Ohr am Metallgitter klebte, bemerkte ich, dass ich die Luft angehalten hatte. So atmete ich mit bebenden Lungen aus; einen Augenblick später war mir, als tat jemand auf der anderen Seite des Schlitzes das Gleiche.
Ich fuhr hoch, wobei mein Herz wie ein wildes Tier gegen die Rippen zu drängte, die es beengten.
Nach weniger als zehn Sekunden stand ich am Absatz der Kellertreppe und schaute hinunter in das unendliche, nicht fassbare Dunkel. Meine Hand am Türknauf schwitzte. »Genug«, sagte ich laut, obwohl meine Stimme kaum so bestimmt klang, wie ich es mir wünschte. »Das muss aufhören.«
Ich verharrte einen Augenblick, wollte mir aber nicht eingestehen, dass ich eine Art Antwort von unten befürchtete, sie aber auch dringlich erwartete, vielleicht ein flüchtiges Schaben oder sogar den Blick eines glühenden Augenpaares vom Fuß der Treppe. Nichts von alledem passierte.
Fröstelnd ging ich zu Bett.
Kapitel 14
»Ich will ein paar von Elijahs Sachen zurück zu seiner Mutter bringen«, sagte ich.
Die Sonne schien an diesem Morgen im Januar, und die Luft roch nach Mesquitebäumen. Adam und ich spazierten um den See. Jeder von uns hielt einen dampfenden Pappbecher Kaffee in der Hand. Vor uns tollten Jacob und Madison zwischen den Bäumen herum, lieferten sich eine Schneeballschlacht. Ihr Lachen klang wie Kirchenglocken. Im Vergleich zu den vergangenen Wochen war es milder geworden, doch das Eis auf dem See war nach wie vor dick und sah nicht so aus, als werde es allzu bald schmelzen. Der unverhofft klare Himmel zeichnete die Gebirgskette am Horizont reliefartig scharf nach.
Adam nippte an seinem Kaffee und fuhr gleich darauf mit dem Handrücken über seinen Mund. »Wieso?« Er blickte hinaus auf den gefrorenen See und die Reihen Schwarzkiefern am Gegenufer. Seine stahlblauen Augen blickten nüchtern. Weiß dampfender Atem quoll zwischen seinen aufgesprungenen Lippen heraus.
»Schwer zu erklären«, erwiderte ich. »Ich habe einfach das Gefühl, es tun zu müssen – für mich selbst, vielleicht aber auch für die Mutter.«
Er strafte mich mit einem strengen Blick.
Ich fügte schnell an: »Es geht darum, einen Mittelweg zu finden, denk daran. Das Glück liegt in der Ausgewogenheit, über das wir bei Tooey gequatscht haben.«
»Warum erzählst du mir das?«
»Weil ich annehme, du weißt, wo Veronica Dentman lebt. Zumindest könntest du es für mich herausfinden, denn immerhin bist du Polizist.«
Sein Lachen donnerte wie ein Feuerwerkskörper.
»Was denn? Bin ich ein Arschloch, nur weil ich etwas tun möchte, von dem ich glaube, dass es eine hehre Sache ist?«
»Das haben wir schon durchgekaut. Veronica Dentman ließ dieses Zeug aus gutem Grund zurück. Ob du ihre Entscheidung gutheißt oder nicht, ist ehrlich gesagt ziemlich egal. Ich dachte, du hättest eine Räumungsfirma beauftragt, um die Sachen abzuholen.«
»Das wird noch eine Woche dauern«, antwortete ich. Es war gelogen, denn erst am Morgen hatte ich die Leute wieder angerufen und abgesagt. Jodie
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