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Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition)

Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Malfi
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hätte. Ich hasste mich dafür, ungewollt zusammengezuckt und einen Schritt zurückgewichen zu sein.
    »Ich hab dich weder abgewiesen noch jemals für Kyles Tod verantwortlich gemacht«, sagte er, »sondern nur dafür, dass du danach ein richtiges Arschloch geworden bist.«
    »Du kannst dir nicht vorstellen, was ich durchgemacht – «
    »Ich war auch ein beschissenes Kind! Du hast keinen Schimmer davon, was ich durchgemacht habe.« Seine Stahlaugen brannten sich in meine, und ich hasste es, nicht wegsehen zu können. Ich hasste es, dass er der Stärkere war, in dieser Situation und vermutlich über weite Teile unseres Lebens hinweg. »Auch ich habe einen Bruder verloren, du beschissener Blödmann.«
    Das Schlottern meiner Hände war nunmehr auf die Arme übergegangen. Ich machte den Mund auf, um etwas zu sagen – egal was – , doch was ich äußerte, war nur ein schwaches, unartikuliertes Grunzen. Einen Moment später sah ich Adam doppelt, dann dreimal.
    »Herrgott noch mal«, knirschte er und legte einen Arm um meinen Hals. Er presste die Lippen an meine Schläfe.
    »Lass mich los«, murmelte ich, obwohl ich es gar nicht wollte.
    »Du bist mein Bruder; du bist alles, was ich habe.«
    »Du hast Beth«, konterte ich. Dann nickte ich in Richtung der Kinder, die sich auf einem Schneehaufen zankten und dabei ohrenstechend kreischten. »Und du hast diese zwei Herzchen.«
    Adam lachte kurz auf, Madison plumpste gerade mit dem Hintern in den Schnee. »Verdammt«, fluchte er, »wahrscheinlich hast du sogar recht.«
     
    Später am Abend kam er bei uns vorbei mit einem linierten Notizbuchzettel, auf dem eine gekritzelte Adresse stand.
     
     

 
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Kapitel 15
     
    Irgendwann im Laufe der Nacht wurde ich vom Trippeln nackter Füße auf dem Flur im Obergeschoss wach. Ich kletterte benommen aus dem Bett, wobei ich Jodie, die wie immer tief schlummerte, nur halb bewusst neben mir wahrnahm. Als ich vor die Zimmertür trat, sah ich immer noch nicht klar. Der Lichtschalter war offenbar verschwunden, denn ich fand ihn nicht. Ich lauschte und vernahm hastige barfüßige Schritte die Treppe hinunter.
    Der Moment, den ich verharrte, kam mir länger vor, als er in Wirklichkeit dauerte. Ob ich richtig wach war oder noch träumte beziehungsweise in einem abstrakten Zwischenzustand schwebte, konnte ich nicht sagen.
    Meine Haut fühlte sich gefroren an, während ich innerlich brannte, als hätte ich Fieber. Wie ein Gespenst wandelte ich an der Brüstung entlang und warf einen Blick in den Flur unterhalb. Zuerst sah ich nichts. Doch als ich genauer hinschaute, erkannte ich, allem Anschein ein kleines Kind, das reglos am Fuß der Treppe an der Wand lehnte. Ohne Zögern fing ich an, die Stufen hinunterzugehen, wobei ich eine Hand auf das Geländer legte, um mich im Dunkeln zu orientieren.
    Als ich unten ankam, war das Kind verschwunden. Mondlicht drang durch die breiten Vorderfenster in die Diele und schraffierte den Teppich leuchtend blau. Da stand ich nun und zitterte, obwohl meine Haut von Schweiß überzogen war. Was ich als Nächstes tun sollte, wusste ich nicht.
    »Elijah …?« Es blieb bei einem Flüstern – nein, nicht einmal das war es, denn selbst etwas so Leises vermochte ich nicht durch meine verkrampfte Kehle zu pressen –, doch der Geisterjunge ging nicht darauf ein.
    Ich glaubte, etwas hinter mir zu hören, und fuhr herum. Für den Bruchteil einer Sekunde vergaß ich, wo ich war. Eigentümlich ruhig schritt ich weiter voran auf der Suche nach einem Jungen, von dem ich wusste, dass er nicht da war. Alles erschien mir auf dramatische Weise überbetont – mein Atem, das Knirschen und Knacken der Bretter sowie das Geräusch meiner bloßen Füße, als ich vom klebrigen Hartholzboden auf den Teppich im Hauseingang trat. Dessen Fransen spürte ich besonders intensiv an den Zehen, fast wie Stacheln. Meine Schritte hingegen verursachten keinerlei Lärm.
    Hier herrscht Klarheit, dachte ich mir und war nicht sicher, was ich damit meinte.
    Ich ließ die Diele hinter mir. Im Wohnzimmer dachte ich: Die Wirklichkeit ist eine Frage subjektiver Wahrnehmung, genauso wie Träume oder Erzählliteratur. Alles ist Fiktion, und der Trick besteht darin, sich an etwas festzuhalten – festzuhalten mit aller Kraft –, bis man dazu in der Lage ist, einen halbwegs normalen Zustand wiederzuerlangen.
    Wirf einen Anker aus, dachte ich weiter.
    Dann blieb ich stehen, mitten im Wohnzimmer,

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