Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition)
blinkende Dioden aus Licht sehen, die Westlake darstellten.
Direkt unter mir im dunklen Wasser zappelte jemand. Ich sprang. Sauste durch die Schwärze des Raumes … bloß war es nicht Raum, sondern auch Wasser. Ich hörte es in meinen Ohren rauschen, als ich in die eiskalten, lichtlosen Tiefen tauchte. Ich hielt den Atem an und schwamm durch das Nichts auf ein gespenstisch schimmerndes Licht zu, wobei sich Hindernisse auftaten: Bäume. Unterwasserkiefern. Der ganze Wald war geflutet, und ich schwamm durch ihn auf das wabernde Licht zu. Hartriegel taten sich wie Zaunpfähle auf; ihre Äste waren unfassbar dick und schwer wie wassergetränkte Kissen. Lianen rankten sich wie Tentakel aus braunem Schlamm um meine Knöchel. Schorfige Rinde zerkratzte mein Gesicht, rote Wolken färbten das Wasser.
Als ich durch eine Lücke zwischen den Kiefern schwamm, schwelte das Licht wie der Suchscheinwerfer eines versunkenen Kriegsschiffes, allerdings unheimlich grün. Es ging voran, doch meine Lungen brannten und drohten zu zerreißen. Auf einmal bekam ich ein teigiges, formbares Etwas zu fassen. Ein Körper trieb an mir vorbei. Seine Augen drückten sich wie Quallen aus ihren Höhlen, das Haar wehte wie eine Schwade Seegras, die sich in der Strömung bewegte, und die Stirn durchzog ein runzlig dunkelroter Kamm –
Schreiend fuhr ich hoch, hellwach. Mein Herz arbeitete auf Hochdruck wie ein Stabmixer beim Pürieren. Die Wanne war nahezu voll, und die Wodkaflasche trieb zwischen den angezogenen Knien. Meinen Oberkörper seitlich aus dem Wasser lehnend keuchte ich in tiefen unkontrollierten Stößen. Ich klaubte die Fotos vom Boden zusammen und wischte darüber. Wieder betrachtete ich das mit den Polizisten, die über den Rasen zum Haus gingen, danach das mit Veronica im Gehölz.
Die Bäume.
Ein Lachen kitzelte in meiner Kehle.
Und dann wurde alles klar, als das fehlende Puzzleteil schließlich laut einrastete.
Das Geräusch war nahezu ohrenbetäubend.
Kapitel 25
Adam öffnete mir im Bademantel und mit Hausschuhen. Sein Haar war ein Durcheinander gekräuselter Locken, die am Hinterkopf klebten und sicherlich hatte ich ihn gerade aus dem Schlaf gerissen. Er brummelte etwas – zwischen allerlei Unverständlichem fiel auch der Name meiner Frau –, doch ehe er ausgesprochen hatte, stürmte ich an ihm vorbei ins Haus. Meine Stiefel hinterließen nasse Bananenabdrücke auf dem Hartholz.
»Was hast du vor?« Er artikulierte sich nun deutlicher und schlug die Haustür hinter sich zu.
Ich lief schnurstracks in die Küche. Mein Haar war immer noch feucht vom Baden – ich bemerkte Eiskristalle, die Klumpen an meinem Haar bildeten – und in meinem getriebenen Eifer hatte ich schlicht wieder die schmutzigen Kleider angezogen, um so schnell wie möglich weiterzukommen.
»Wo seid ihr alle?«, fragte ich, da ich das Haus ungewohnt still fand.
»Jodie und Beth sind mit den Kids im Kino. Was willst du hier?«
Ich zog einen Stuhl heraus und warf die Bilder auf den Küchentisch, dann setzte ich mich.
Adam funkelte mich von der Tür aus an.
»Nimm Platz«, gebot ich ihm. »Ich will dir was zeigen.«
»Du bist betrunken. Ich rieche den Alkohol zehn Meilen gegen den Wind. Hältst du das wirklich für eine so gute Idee?«
»Bitte. Setz dich einfach.«
Er machte aus seinem Unwillen keinen Hehl, rückte jedoch einen Stuhl zurecht und setzte sich mir gegenüber hin – wie jemand, der sich auf heiße Kohlen niederließ. Dabei ruhte sein Blick ununterbrochen auf mir.
Mit beiden Händen schob ich ihm die Fotos zu. »Sag mir, was du siehst.«
Während er mich weiter anstarrte, nahm er die Abzüge in seine großen Hände, wo sie winzig wirkten. Schließlich ließ er von mir ab und blätterte durch die ersten Bilder. Sein Gesicht blieb ohne Ausdruck. »Du bist hergekommen, um mir Bilder vom Grundstück hinter deinem Haus zu zeigen?«
»Sieh genau hin.«
Er betrachtete ein paar und hielt zuletzt inne, da er verstand, was er sah: Fotos von der Suche nach Elijah Dentman. »Woher hast du die?« Seine Stimme ähnelte einem Knurren.
»Spielt das eine Rolle?« Ich langte über den Tisch und entriss ihm die Bilder, um sie zwischen uns aufzufächern, damit wir sie beide sahen. »Ich muss dir nicht sagen, bei welchem Anlass sie geschossen worden sind.« Ich trommelte mit den Fingern auf ein bestimmtes Motiv. »Hier gehen einige
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