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Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition)

Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Malfi
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Bruder.
    »Du ignorierst die Zusammenhänge.« Ich schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Die Fotos flatterten.
    »Tu das nicht«, mahnte er mit Blick auf meine Hand.
    Ich überging es. »David Dentman ist aktenkundig bei euch. David Dentman hat sich der Falschaussage schuldig gemacht. Elijah Dentmans Leiche wurde nie aus diesem verdammt noch mal abgeschlossenen Gewässer geborgen!«
    Adam holte angestrengt Luft, man sah, wie sich seine Nasenlöcher weiteten und wieder entspannten. Vorübergehend starrte ich gedankenverloren auf seine Poren sowie die dunklen Barthaare, die aussahen wie auf die Kieferpartie aufgemalt. Ich konnte den Blick nicht von ihm abwenden.
    »Dann hat David Dentman seinen Neffen getötet«, sagte mein Bruder.
    »Ja.«
    »Und diese Bilder stellen den Beweis dar?« Er zeigte darauf. »Diese … Bäume? Und eine falsche Aussage des verwirrten Mannes mit gebrochenem Herzen inmitten des Trubels, während man die Leiche seines Neffen suchte?«
    »Ich weiß, wie es klingt«, gestand ich, »dennoch ändert es nichts an der Tatsache, dass –«
    »Mann, es gibt keine Fakten.« Adam erschreckte mich, indem er über den Tisch griff und meine Hand in seine nahm. Zärtlich.
    Ich kämpfte gegen den intensiven Drang an, mich zu entziehen, als habe er mich verletzt.
    »Hör mir zu, okay? Wir haben den Fall untersucht. Dass unsere Taucher mit leeren Händen hochkommen, ist nicht unüblich, selbst wenn es sich um ein, wie du sagst, abgeschlossenes Gewässer handelt. Hast du eine Ahnung, wie groß dieser See ist? Kannst du dir vorstellen, wie viele Baumstämme, wie viel Windbruch und Gestein an seinem Grund liegen? Felsgrotten gibt es, und verborgene Abflüsse führen zu zahllosen anderen Strömen hier in der Gegend. An all diesen Stellen kann eine Leiche hängen bleiben beziehungsweise verschwinden. Für immer.« Er zuckte mit den Schultern, als hege er keine Hoffnung mehr. »David Dentmans Aussage, er habe das Kind am See gesehen, deckt sich nicht mit dem, was die Bilder zeigen, na und? Er sah ihn vielleicht doch, und Nancy Stein sowieso. Lügt sie etwa auch?«
    Ich zog die Hand unter seiner heraus. »Nancy Stein sah ihn, weil sie mit ihrem Hund am Ufer spazieren ging. Von ihrem Haus aus sieht man die Treppe nicht. Das sagte auch ihr Mann.«
    »Jesus, vielleicht ging der beschissene Wind, oder das Laub war doch nicht so –«
    »Bullshit. Komm schon.«
    »Und wo steckt die Leiche dann? Hätte David Dentman den Jungen getötet, ließe sie sich irgendwo finden.«
    Stille senkte sich über die Küche. Ich hörte einzig das Ticken der Wanduhr hinter meinem Bruder. Es enervierte wie ein Industriemotor.
    »Jetzt hör mir genau zu, Bruder, in Ordnung?« Adam beugte sich weiter über die Tischplatte, um mir noch näher auf den Leib zu rücken. Bestürzt sah ich, dass er mit den Tränen kämpfte. »Das hier ist kein Buch. Das ist das echte Leben. Welchem Rätsel du auch immer auf den Grund gehen willst: Lass dir gesagt sein, es gibt keins.«
    Wütend und enttäuscht, wie ich war, konnte ich bloß geduckt sitzen bleiben und die Arme zum Schutz vor der Brust überkreuzen, während ein Bein unterm Tisch zuckte. Einmal mehr war ich ein aufmüpfiger Pubertierender im Büro des Schulleiters.
    Adam biss sich auf die Unterlippe, wie er es schon in jungen Jahren getan hatte, wann immer er in eine Zwangslage geraten war. »Ich wollte dir das nicht sagen«, meinte er, »weil ich zuerst nicht wusste, wie ich es formulieren sollte, aber es muss sein, weil du es einfach nicht begreifst.«
    »Du tust so, als sei ich heroinabhängig.«
    »So führst du dich auch auf.«
    »Fahr zur Hölle«, schnauzte ich, rückte auf dem Stuhl nach hinten und erhob mich.
    Er blieb ruhig. »Nein, komm wieder runter. Wenn du den toughen Jungen markieren willst, schön, aber warte damit, bis wir hier fertig sind. Das ist wichtig.«
    »Ich habe es satt, mir von dir sagen zu lassen, was ich tun soll.«
    Adam holte tief Luft und versuchte es anders: »Dann setz dich eben für Jodie zu mir.«
    Zähneknirschend gab ich nach.
    »Jodie ist außer sich. Und wenn ich das sage, untertreibe ich sogar. Sie hat Angst, dass du wieder Depressionen bekommst wie nach Moms Tod –«
    »Jodie hatte ihre Nase in zu viele Psychologiebücher gesteckt.«
    »– und wie du dich nach Kyles Tod verhalten hast.«
    »Jodie kannte mich da noch nicht einmal.«
    »Aber ich. Ich habe gesehen, wie es dich mitgenommen hat.«
    Mein Gesicht brannte, die Augen juckten.
    Adam stöhnte.

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