Die Treue des Highlanders (German Edition)
Mal bei Partys getroffen hatte und sehr sympathisch fand. Doch erst wollte sie sich mit langen Spaziergängen auf dem Klippenweg oder am Strand entlang mindestens eine Woche Ruhe und Erholung gönnen.
Am folgenden Wochenende reisten Annas Vater und ihr Bruder aus London an. Zu Annas Überraschung wurde Samuel von einer hübschen brünetten Frau und einem Zwillingspärchen im Alter von vier Jahren begleitet.
»Ich wusste gar nicht, dass du geheiratet hast und Vater bist!«, entfuhr es Anna statt der Begrüßung. Samuel verzichtete auf den Hinweis, dass es ja über Jahre keinen Kontakt gegeben hatte, und nahm Anna nur fest in die Arme. Auch seine Frau Emma begrüßte Anna mit großer Herzlichkeit, die beiden Jungen sahen sie allerdings skeptisch an und verbargen sich hinter dem Rücken ihrer Mutter.
»Sie sind Fremden gegenüber etwas schüchtern«, sagte Emma. »Das legt sich aber, wenn sie dich besser kennen. Mensch, ich bin so aufgeregt, der berühmten Anna Wheeler die Hand schütteln zu dürfen. Weißt du, ich habe alle deine Filme gesehen und konnte es zuerst nicht glauben, als Sam mir sagte, er sei dein Bruder. Du musst mir ganz genau erzählen, wie es ist, vor der Kamera zu stehen.«
Emma redete ohne Punkt und Komma, trotzdem war sie Anna gleich sympathisch, und sie freute sich für ihren Bruder. Etwas schwerer war die Begegnung mit ihrem Vater.
»Schön, dass du wieder da bist«, brummte er und drückte Anna fest die Hand, dann ging er schnell ins Wohnzimmer, aber nicht schnell genug, dass Anna nicht die Träne in seinem Augenwinkel bemerkt hätte.
Es wurde ein turbulentes Wochenende, denn die aufgeweckten Zwillinge ließen keine Verschnaufpause. Am Samstagabend kochte Annas Mutter ein mehrgängiges Menü und verbat sich jegliche Hilfe in der Küche. »Ich bin froh, wieder für ein volles Haus kochen zu können«, rief sie lachend. »Es ist viel zu selten, dass die ganze Familie zusammen ist.«
Die Zwillinge wurden von Emma versorgt und noch vor dem Abendessen zu Bett gebracht. Mr. Wheeler und Samuel waren zu einem kurzen Spaziergang in den Ort gegangen. Anna vermutete, dass sie vor dem Essen noch ins Pub gingen. Nachdem Anna den Tisch gedeckt hatte, schaltete sie nebenbei den Fernseher ein. Die plötzliche Ruhe und das leere Wohnzimmer störte sie beinahe, und sie empfand so etwas wie Langeweile. Seltsam, aber in Glenmalloch Castle war ihr nie langweilig gewesen. Immer gab es etwas zu tun, und sie hatte weder Fernsehen noch Radio vermisst. Anders am Hof Maria Stuarts, wo alle Arbeiten von Personal erledigt worden war. Nun, so gesehen hatten sie jetzt auch ein großes Kontingent an Personal: einen Geschirrspüler, die Waschmaschine, die Mikrowelle und den elektrischen Mixer, nicht zu vergessen den Staubsauger. Auch brauchte niemand Feuer im Kamin zu entfachen, man drehte ganz einfach am Ventil der Zentralheizung, und kurze Zeit später war es warm. Kein Mensch stopfte mehr Socken oder besserte Kleider aus. Wenn etwas kaputt war, wurde es weggeworfen oder in die Altkleidersammlung gegeben, um Bedürftigen irgendwo auf der Welt zu helfen. Vor ihrer Begegnung mit Duncan war Anna genauso verfahren, sie hatte es schließlich nicht anders gekannt, aber jetzt dachte sie, es wäre schön, wenn die Familie am Abend zusammensitzen und sich über das Tagesgeschehen austauschen würde, während man Näh- oder Stickarbeiten ausführte.
Gedankenverloren zappte Anna durch die Programme, bis sie auf einen Film stieß, den sie schon oft und mit Begeisterung gesehen hatte. Es handelte sich um
Die Zeitmaschine
, das Original von George Pal. Wie gebannt saß Anna auf dem Teppich vor dem Fernseher und starrte auf die Bildröhre. Millionen von Menschen hatten in den letzten sechsundvierzig Jahren den Film gesehen, aber wie viele von ihnen hatten tatsächlich eine Zeitreise erlebt? Nicht nur wegen der Existenz von June beziehungsweise Amanda Cameron war Anna davon überzeugt, dass es öfters vorkam, dass Menschen den Sprung durch die Zeit erlebten. Als der Moment kam, in dem der Erfinder, gespielt von Rod Taylor, seine Maschine in Gang setzte, gleich wieder stoppte und an der heruntergebrannten Kerze sah, dass nicht nur Sekunden, sondern Stunden vergangen sein mussten, wünschte sich Anna, ebenfalls solch eine Maschine erfinden zu können. Gebannt verfolgte sie die Handlung, obwohl sie den Film in- und auswendig kannte. Erst als Emma sie ansprach, kehrte Anna in die Realität zurück: »Du meine Güte, was kommt denn da für ein
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